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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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anrufen soll? Jemanden, der herkommen und Ihnen Gesellschaft leisten kann?«
    Das Lächeln war mild und väterlich. »Nein, da ist niemand.«
    »Soll ich beim Pfarrer anrufen und fragen, ob er vorbeikommen kann?«
    Wieder dasselbe milde Lächeln. »Nein, danke, es ist kein Pfarrer nötig. Mach er sich keine Sorgen, ich habe diesen Tag in Gedanken immer wieder erlebt, es kommt also nicht als Schock. Ich will nur in Frieden hier zwischen meinen Pflanzen sitzen und nachdenken. Kein Grund zur Beunruhigung. Ich mag alt sein, aber ich bin zäh.«
    Er legte seine Hand auf die des Polizisten, so als würde er es sein, der ihn tröstete. Und vielleicht war es ja auch so.
    »Ich würde gern ein paar Fotos von Mona zeigen, wenn er nichts dagegen hat, und ein bißchen von ihr erzählen. Um zu zeigen, wie sie wirklich gewesen ist, als sie noch gelebt hat.«
    Der junge Mann nickte, ohne zu zögern, und Albert humpelte hinaus, um die alten Fotoalben zu holen. Mehr als eine Stunde zeigte er Bilder und erzählte von seiner Tochter. Das waren die besten Augenblicke, die er seit langem gehabt hatte, und er begriff, daß es viel zu lange her war, seit er sich das letzte Mal gestattet hatte, in die Erinnerungen einzutauchen.
    Als sie sich an der Tür verabschiedeten, drückte er Patrik eins der Fotos in die Hand. Es zeigte Mona an ihrem fünften Geburtstag, sie hatte eine große Torte mit fünf Kerzen vor sich und lächelte übers ganze Gesicht. Sie war unglaublich süß, mit blonden Locken und vor Lebenslust glitzernden Augen. Es war ihm wichtig, daß die Polizisten dieses Bild auf der Netzhaut hatten, wenn sie nach dem Mörder seiner Tochter suchten.
    Als der Besucher gegangen war, setzte sich Albert wieder auf die Veranda. Er schloß die Augen und sog den süßen Blumenduft ein. Dann schlummerte er ein und träumte von einem langen, lichten Tunnel, an dessen Ende Mona und Linnea als Schatten auf ihn warteten. Er meinte sie winken zu sehen.
     
    Die Tür zu seinem Arbeitszimmer flog krachend auf. Solveig stürmte herein, und hinter ihr sah er Laine angerannt kommen, hilflos mit den Händen wedelnd.
    »Du Satan. Du verdammter geiler Saukerl!«
    Er verzog automatisch das Gesicht bei ihrem Sprachgebrauch. Er hatte es immer als äußerst unangenehm empfunden, wenn Leute in seiner Nähe heftige Gefühle zeigten, und über eine solche Sprache konnte er nicht hinwegsehen.
    »Um was geht es denn jetzt? Solveig, ich finde, du solltest dich beruhigen und nicht in dieser Weise mit mir reden.«
    Er begriff zu spät, daß sein schulmeisterlicher Ton, der ihm ganz natürlich vorkam, sie nur weiter anheizen würde. Es sah aus, als sei sie bereit, ihm an die Kehle zu springen, und zur Sicherheit zog er sich hinter den Schreibtisch zurück.
    »Beruhigen soll ich mich! Sagst du, ich soll mich beruhigen, du scheinheiliger Drecksack! Du Schlappschwanz!«
    Er sah, daß sie es genoß, ihn bei jedem obszönen Wort zusammenzucken zu sehen, und Laine hinter ihr wurde bleicher und bleicher.
    Solveig senkte die Stimme eine Kleinigkeit, aber ein giftiger Ton schlich sich ein. »Was ist denn, Gabriel? Warum siehst du so bedrückt aus? Du hast es doch gern gehabt, wenn ich dir Schweinereien ins Ohr geflüstert habe, das hat dich doch geil gemacht. Erinnerst du dich, Gabriel?«
    Solveig stieß die Worte jetzt zischend hervor, während sie sich dem Schreibtisch näherte.
    »Es gibt keinen Grund, alte Geschichten aufzuwärmen. Hast du irgendein Anliegen, oder bist du nur einfach betrunken und unerträglich, wie üblich?«
    »Ob ich ein Anliegen habe? Ja, darauf kannst du einen lassen. Ich war unten in Fjällbacka, und soll ich dir mal was sagen? Sie haben Mona und Siv gefunden.«
    Gabriel zuckte zusammen, und die Verblüffung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
    »Haben sie die Mädchen gefunden? Wo denn?«
    Solveig beugte sich über den Schreibtisch und stützte sich auf die Hände, so daß ihr Gesicht nur wenige Zentimeter von Gabriels entfernt war.
    »In der Königsschlucht. Zusammen mit einer jungen Deutschen, die ermordet wurde. Und sie glauben, es ist derselbe Mörder. Also Schande über dich, Gabriel Hult. Schande über dich, der seinen eigenen Bruder angezeigt hat, dein eigen Fleisch und Blut. Ihn, der in den Augen der Leute die Schuld für die Sache bekam, obwohl es nie auch nur den geringsten Beweis gegen ihn gab. All das Geflüster und die ausgestreckten Finger hinter seinem Rücken haben ihm das Genick gebrochen. Aber du wußtest vielleicht, daß

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