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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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damit, das Familiengut in Hälsingland zu verwalten, das sein Ahnherr einst als Lehen von Gustav Vasa erhalten hatte. Seine Familie verkehrte mit der Königsfamilie, und wenn sein Vater verhindert war, pflegte er selbst eine Einladung zur jährlichen Jagd des Königs zu erhalten. All das hatte Anna ihrer Schwester ehrfürchtig berichtet, die um den Stureplan in Stockholm ein bißchen zuviel von den Highsociety-Flegeln gesehen hatte, um sich nicht ein bißchen Sorgen zu machen. Sie hatte Gustav noch nie getroffen, vielleicht war er ja ganz anders als die reichen Erben, die an Orten wie dem »Riche« und der »Spy Bar« die Sau rausließen. Spätestens morgen würde sie das wissen. Sie drückte die Daumen, daß sie sich irrte und Gustav von ganz anderem Kaliber war. Niemandem wünschte sie es mehr als Anna, daß sie ein bißchen Glück und Stabilität fand.
    Sie stellte den Ventilator an und überlegte, womit sie sich den Tag vertreiben sollte. Ihre Hebamme hatte ihr erklärt, daß, je näher man der Entbindung kam, immer mehr von dem Hormon Oxytocin ausgeschüttet wurde, das bei schwangeren Frauen Nestbauinstinkte hervorrief. Das erklärte, warum sich Erica in den letzten Wochen geradezu manisch mit dem Sortieren, Numerieren und Katalogisieren aller Dinge im Haus beschäftigte hatte. Sie wurde von der fixen Idee verfolgt, daß alles fertig und in Ordnung sein mußte, wenn das Baby kam, und jetzt näherte sie sich einem Stadium, wo es nicht mehr viel zu tun gab. Die Schränke waren ausgemistet, das Kinderzimmer eingerichtet, die Besteckschubladen ausgewischt. Das einzige, was noch blieb, war das Gerümpel im Keller. Schnaufend stand sie auf und klemmte sich resolut den Tischventilator unter den Arm. Am besten, sie beeilte sich, bevor Patrik sie erwischte.
     
    Er hatte sich fünf Minuten Pause gegönnt, saß in der Sonne vor dem Polizeirevier und aß ein Eis, als Gösta den Kopf aus einem der Fenster steckte und ihn rief.
    »Patrik, hier ist ein Anruf, den du meiner Meinung nach annehmen solltest.«
    Patrik leckte rasch das letzte bißchen auf und ging hinein. Er nahm den Hörer von Göstas Schreibtisch und war etwas verwundert, als er hörte, wer da anrief. Nach einem kurzen Gespräch, bei dem er gleichzeitig ein paar Notizen aufs Papier kritzelte, legte er auf und sagte zu Gösta, der auf seinem Bürostuhl gesessen und ihn beobachtet hatte: »Bei Gabriel Hult sind die Scheiben eingeworfen worden. Kommst du mit, dann sehen wir uns das mal an.«
    Gösta schien ein bißchen verwundert, daß Patrik ihn und nicht Martin fragte, aber er nickte nur.
    Als sie ein Weilchen später die Allee zum Gutshaus entlangfuhren, konnten sie nicht anders, als neidisch zu seufzen. Der Herrenhof, in dem Gabriel Hult residierte, war weiß Gott prachtvoll. Er schimmerte wie eine weiße Perle mitten in all dem Grün, und die Ulmen, die den Weg zum Haus säumten, neigten sich ehrfürchtig im Wind. Patrik dachte, daß Ephraim Hult ein Mordskerl von Prediger gewesen sein mußte, um das alles geschenkt zu bekommen.
    Selbst das Knirschen des Kieswegs unter den Füßen, als sie auf die Treppe zugingen, erschien ihm besonders luxuriös, und Patrik war mächtig neugierig darauf, das Haus von innen zu sehen.
    Gabriel Hult öffnete die Tür persönlich, und Patrik und Gösta traten sich beide gründlich die Füße ab, bevor sie in die Diele gingen.
    »Vielen Dank, daß Sie so rasch gekommen sind. Meine Frau hat das Ganze sehr aufgeregt. Ich war in Geschäften unterwegs, so daß sie gestern abend allein zu Hause war, als die Sache passierte.«
    Während er sprach, geleitete er die Besucher in ein großes, schönes Zimmer mit hohen Fenstern, die viel Sonnenlicht hereinließen. Auf einem weißen Sofa saß eine Frau mit ängstlichem Gesichtsausdruck, die sich bei ihrem Eintreten erhob, um sie zu begrüßen.
    »Laine Hult.«
    Sie nahm wieder Platz, und Gabriel Hult bedeutete Patrik und Gösta, daß sie sich auf das Sofa setzen könnten. Beide fühlten sich ein bißchen fehl am Platz. Keiner von ihnen hatte sich für die Arbeit feingemacht, sondern sie trugen einfach Shorts. Patrik hatte wenigstens ein passables T-Shirt an, während Gösta ein wirklich antiquiertes kurzärmliges Hemd mit minzgrünem Muster aus irgendeinem synthetischen Material trug. Der Kontrast war um so deutlicher, da Laine mit einem Kostüm aus kühlem naturfarbenem Leinen bekleidet war und Gabriel die volle Anzugmontur angelegt hatte. Muß heiß sein, dachte Patrik und wünschte

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