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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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zurückstarrte. Der Anlaß des Streits war der übliche: wieviel oder vielmehr wie wenig sie anhatte.
    Sicher war an den Sachen, die sie ausgesucht hatte, nicht gerade viel Stoff, das mußte Melanie zugeben, aber sie fand diese Kleidung schick, und ihre Freundinnen zogen sich ganz genauso an. Und schließlich war sie schon siebzehn und kein Kind mehr, also was sie anhatte, war ganz allein ihre Sache. Verächtlich studierte sie ihren Vater, der vom Nacken an vor Zorn rot angelaufen war. Pfui Deibel, so alt und verlottert zu sein. Seine blanken Adidas-Shorts waren schon vor fünfzehn Jahren unmodern gewesen und paßten überhaupt nicht zu dem melierten kurzärmligen Hemd. Der Bauch, den er von zu vielen Tüten Chips auf dem Fernsehsofa bekommen hatte, drohte die obersten Hosenknöpfe zu sprengen, und die Krönung des Ganzen waren die häßlichen Plastikbadelatschen, die er an den Füßen trug. Sie schämte sich, neben ihm gesehen zu werden, und haßte es, den ganzen Sommer auf diesem verdammten Campingplatz verbringen zu müssen.
    Als sie klein war, hatte sie die Campingurlaube im Wohnwagen geliebt. Da gab es immer eine Menge Kinder zum Spielen, und sie konnten baden und frei zwischen den Stellplätzen herumrennen. Aber jetzt hatte sie ja ihre Kumpels zu Hause in Jönköping, und das schlimmste war, daß sie sich von Tobbe hatte trennen müssen. Jetzt, wo sie ihre Interessen nicht wahrnehmen konnte, würde er bestimmt mit dieser blöden Madde rummachen, die ständig wie ein Pflaster an ihm klebte, und wenn das eintraf, gelobte sie hoch und heilig, daß sie die Eltern bis an ihr Lebensende hassen würde.
    Auf einem Campingplatz in Grebbestad festzusitzen war ätzend, und obendrein behandelten ihre Eltern sie, als sei sie gerade fünf und nicht siebzehn. Nicht mal, was ihre Sachen anging, durfte sie allein bestimmen. Sie warf trotzig den Kopf in den Nacken und zog das Top zurecht, das nicht viel größer war als ein Bikinioberteil. Die knappen Jeansshorts schnitten zwar ziemlich zwischen den Hinterbacken, aber die Blicke, die sie bei den Jungs hervorriefen, waren jedes Unbehagen wert. Das Tüpfelchen auf dem I waren die haushohen Plateauschuhe, die ihren eins sechzig mindestens zehn Zentimeter hinzufügten.
    »Solange wir für dich das Essen und das Dach über dem Kopf bezahlen, solange bestimmen wir, wo’s langgeht, und jetzt sei so gut, und …«
    Ihr Vater wurde von einem lauten Klopfen an der Tür unterbrochen, und dankbar für die Frist, beeilte sich Melanie zu öffnen. Draußen stand ein dunkelhaariger Mann um die fünfunddreißig, und sie richtete sich automatisch auf und drückte die Brust heraus. Vielleicht ein bißchen zu alt für ihren Geschmack, aber er sah nett aus, und auf jeden Fall ärgerte es ihren Vater.
    »Ich heiße Patrik Hedström und komme von der Polizei. Könnte ich vielleicht einen Moment hereinkommen, es geht um Jenny?«
    Melanie trat beiseite, um ihn hereinzulassen, aber nicht weiter, als daß er sich an ihrer leicht gekleideten Erscheinung vorbeischieben mußte.
    Nachdem sie sich begrüßt hatten, quetschten sie sich alle drei um den kleinen Eßtisch.
    »Soll ich auch meine Frau holen, sie ist unten an der Badestelle?«
    »Nein, nein, nicht nötig, es ist Melanie, mit der ich gern ein paar Worte wechseln möchte. Wie Sie vielleicht wissen, haben Bo und Kerstin Möller ihre Tochter Jenny als verschwunden gemeldet, und sie sagten, ihr hattet euch gestern verabredet, um nach Fjällbacka reinzufahren, stimmt das?«
    Unmerklich zog Melanie ein bißchen an ihrem Top, um die Furche tiefer werden zu lassen, und feuchtete die Lippen an, bevor sie antwortete. Ein Polizeibeamter, das war richtig sexy.
    »Ja, wir wollten uns um sieben an der Haltestelle treffen und dann zehn nach den Bus nehmen. Ein paar Jungs, die wir kennengelernt hatten, wollten in Tanum Strand zusteigen, und wir wollten einfach nur in den Ort fahren, um zu sehen, was so passiert. Wir hatten keine besonderen Pläne.«
    »Aber Jenny ist nicht gekommen?«
    »Nein, das war superkomisch. Wir kennen uns nicht so irre gut, aber sie schien ganz in Ordnung, also war ich ziemlich verwundert, daß sie irgendwie nicht aufgetaucht ist. Ich kann nicht sagen, daß ich wahnsinnig enttäuscht war, denn sie ist es gewesen, die sich an mich gehängt hat, und es machte mir nichts aus, mit Mille und Fredde, also den Jungs aus Tanum Strand, allein zu bleiben.«
    »Also Melanie!«
    Ihr Vater warf ihr einen bösen Blick zu, und sie starrte zurück.
    »Was

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