Der Prediger von Fjällbacka
Kochkaffee und sah Laine mit halbgeschlossenen Augen an, die zur Antwort schwieg.
Solveig fuhr fort: »Wenn wir hier so wie zwei alte Freundinnen zusammen sitzen, kann man doch nicht glauben, daß die eine von uns in einem Gutshaus und die andere in einer beschissenen Bruchbude wohnt, stimmt doch, Laine?«
Laine schloß die Augen und hoffte, daß die Demütigung bald vorüber war. Bis zum nächsten Mal. Sie faltete die Hände unterm Tisch und erinnerte sich selbst daran, warum sie sich dieser Sache wieder und wieder aussetzte.
»Weißt du, was mir Sorgen macht, Laine?« Solveig redete, den Mund voller Kekse, und kleine Brocken fielen auf den Tisch.
»Daß du meinen Jungs die Polizei auf den Hals hetzt. Weißt du, Laine, ich dachte, wir beide haben eine Übereinkunft. Aber wenn die Polizei hier auftaucht und etwas so Absurdes behauptet wie, daß du gesagt hast, meine Jungs hätten bei euch die Scheiben eingeschlagen, dann mache ich mir natürlich so meine Gedanken.«
Laine vermochte nur zu nicken.
»Ich finde, ich verdiene eine Entschuldigung dafür, meinst du nicht auch? Denn wie wir es schon der Polizei erklärt haben, waren die Jungs den ganzen Abend hier. Also können sie nicht oben auf dem Gut Steine geworfen haben.« Solveig nahm einen Schluck Kaffee und wies mit der Tasse auf Laine. »Nun - ich warte.«
»Ich bitte um Entschuldigung.« Laine murmelte den Satz auf ihren Schoß hinunter, völlig gedemütigt.
»Wie, ich habe nicht richtig gehört, was du gesagt hast.« Solveig hielt die Hand demonstrativ hinters Ohr.
»Ich bitte um Entschuldigung. Ich muß mich geirrt haben.«
Ihr Blick war trotzig, als sie Solveig ansah, aber die Schwägerin schien sich damit zufriedenzugeben.
»Dann ist die Sache aus der Welt. Das war ja wohl nicht so schwer? Wollen wir sehen, auch die andere kleine Angelegenheit zu bereinigen?«
Sie beugte sich über den Tisch und leckte sich die Lippen. Laine nahm widerwillig ihre Handtasche hoch und zog ein Kuvert heraus. Solveig griff gierig danach und zählte den Inhalt mit ihren fettigen Fingern sorgfältig durch.
»Stimmt bis zur letzten Öre. Wie gewöhnlich. Ja, ich habe es ja schon immer gesagt, du weißt, was Ordnung ist, Laine. Du und Gabriel, bei euch ist wirklich alles in Ordnung.«
Mit dem Gefühl, in einem Laufrad festzusitzen, erhob sich Laine und ging zur Tür. Endlich draußen, atmete sie in der frischen Sommerluft tief durch. Hinter ihr rief Solveig, bevor die Tür zufiel: »Immer nett, dich zu treffen, Laine. Das wiederholen wir ja wohl nächsten Monat!«
Laine schloß die Augen und zwang sich, ruhig zu bleiben. Manchmal fragte sie sich, ob es das wirklich wert war.
Dann erinnerte sie sich an den stinkenden Atem ihres Vaters an ihrem Ohr und warum die Sicherheit des Lebens, das sie sich selbst geschaffen hatte, um jeden Preis bewahrt werden mußte. Es mußte das hier einfach wert sein.
Sobald er das Haus betreten hatte, sah er, daß etwas nicht stimmte. Erica saß in der Veranda, mit dem Rücken zu ihm, doch ihre ganze Haltung zeigte, daß etwas nicht in Ordnung war. Eine Sekunde lang packte ihn Sorge, bevor er einsah, daß sie ihn auf dem Handy angerufen hätte, wenn etwas mit dem Baby wäre.
»Erica?«
Sie drehte sich zu ihm um, und er sah, daß ihre Augen rotgeweint waren. Mit nur wenigen Schritten war er bei ihr und setzte sich neben sie auf das Korbsofa.
»Aber Schatz, was ist los?«
»Ich habe mich mit Anna gestritten.«
»Was ist es denn diesmal?«
Ihm waren all die Wendungen in der komplizierten Beziehung der Schwestern nur zu gut bekannt, ebenso wie die Gründe, warum sie ständig auf Kollisionskurs gerieten. Doch seit Anna sich von Lucas getrennt hatte, schienen sie eine Art vorläufigen Frieden geschlossen zu haben, und Patrik fragte sich, was wohl diesmal schiefgelaufen war.
»Sie hat Lucas für das, was er Emma angetan hat, nie angezeigt.«
»Verdammt, was sagst du da!«
»Ja, und jetzt, wo Lucas den Streit ums Sorgerecht vom Zaun gebrochen hat, dachte ich doch, das wäre ihre Trumpfkarte. Aber nun spricht da also nichts gegen ihn, während er natürlich so viele Lügen, wie er nur kann, vorbringen wird, um zu beweisen, daß Anna als Mutter ungeeignet ist.«
»Ja, aber er hat doch keine Beweise für seine Behauptungen.«
»Nein, das wissen wir. Aber was ist, wenn er sie nun mit so viel Dreck bewirft, daß etwas davon hängenbleibt. Du weißt, wie durchtrieben er ist. Ich wäre kein bißchen verwundert, wenn es ihm gelingen würde,
Weitere Kostenlose Bücher