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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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das Gericht mit seinem Charme einzuwickeln und auf seine Seite zu ziehen.« Erica legte ihr Gesicht verzweifelt an Patriks Schulter. »Wenn Anna nun die Kinder verliert. Dann geht sie zugrunde.«
    Patrik legte den Arm um sie und zog sie beruhigend an sich.
    »Jetzt wollen wir die Phantasie nicht mit uns durchgehen lassen. Es war dumm von Anna, ihn nicht anzuzeigen, aber ich kann sie irgendwie sogar verstehen. Lucas hat immer wieder gezeigt, daß mit ihm nicht zu spaßen ist, also ist es kein Wunder, daß sie Angst hat.«
    »Ja, du hast bestimmt recht. Aber am meisten hat mich wohl enttäuscht, daß sie mich die ganze Zeit angelogen hat. Jetzt im nachhinein fühle ich mich auch ziemlich an der Nase herumgeführt. Jedesmal wenn ich sie gefragt habe, was sich seit der Anzeige getan hat, gab sie nur ausweichende Antworten, sagte, daß die Polizei in Stockholm soviel zu tun hat und viel Zeit braucht, um all die eingehenden Anzeigen zu bearbeiten. Ja, du weißt ja selber, was sie gesagt hat. Und alles war nur gelogen.
    Und irgendwie gelingt es ihr immer, mich zum Buhmann zu machen.« Von neuem krampfhaftes Weinen.
    »Schon gut, Liebling. Beruhige dich jetzt. Wir wollen doch nicht, daß unser Bambino den Eindruck bekommt, er gerate hier in ein Jammertal.«
    Erica konnte nicht anders, als trotz der Tränen ein wenig zu lachen, und sie wischte sich die Augen mit dem Ärmel ihres Shirts.
    »Hör mir mal zu. Manchmal besteht zwischen dir und Anna mehr eine Mutter-Tochter-Beziehung als eine Beziehung zwischen Geschwistern, und das ist es, was es die ganze Zeit so kompliziert für euch macht. Du hast dich anstelle eurer Mutter um Anna gekümmert, und deshalb hat Anna das Bedürfnis, von dir bemuttert zu werden, während sie sich zugleich von dir frei machen will. Verstehst du, was ich meine?«
    Erica nickte. »Ja, ich weiß. Aber mir kommt es so furchtbar ungerecht vor, daß ich dafür bestraft werde, daß ich mich um sie gekümmert habe.« Sie schluchzte ein wenig.
    »Jetzt bemitleidest du dich wohl ein bißchen zu sehr, oder …« Er strich Erica eine Locke aus der Stirn. »Du und Anna, ihr werdet diese Sache schon ins reine bringen, so wie ihr früher oder später schon immer alles ins reine gebracht habt, und außerdem finde ich wirklich, daß du diesmal die Großzügige sein kannst. Anna hat es im Moment ja wohl nicht gerade leicht. Lucas ist ein mächtiger Gegner, und ehrlich gesagt, ich kann verstehen, wenn sie völlig verängstigt ist. Also denk ein bißchen daran, bevor du dir selber allzu leid tust.«
    Erica machte sich aus Patriks Armen los und schaute ihn beleidigt an. »Solltest du nicht auf meiner Seite stehen?«
    »Das tue ich doch, Liebling, das tue ich.« Er strich ihr übers Haar und wirkte mit einemmal meilenweit weg in Gedanken.
    »Entschuldige, hier sitze ich und flenne über meine Probleme - wie läuft es denn bei euch?«
    »Puh, sprich nicht von dieser Misere. Heute war wirklich ein richtig furchtbarer Tag.«
    »Aber du kannst keine Details nennen«, ergänzte Erica.
    »Nein, das kann ich nicht. Aber es ist, wie gesagt, ein richtig schrecklicher Tag gewesen.« Er seufzte, aber raffte sich wieder auf. »Nein, wollen wir es uns heute abend nicht ein bißchen schön machen? Es scheint, als könnten wir alle beide eine Aufmunterung gebrauchen. Ich fahre mal schnell zum Fischladen und kaufe etwas Gutes, und du kannst inzwischen decken. Wie klingt das?«
    Erica nickte und drehte das Gesicht nach oben, um ein Küßchen zu bekommen. Er hatte seine guten Seiten, der Vater ihres Kindes.
    »Kauf bitte auch Chips und etwas Dip. Am besten, man nutzt die Gelegenheit, wenn man ohnehin schon dick ist!«
    Er lachte. »Wird gemacht, Chef.«
     
    Verärgert trommelte Martin mit dem Stift auf den Tisch. Die Verärgerung war gegen ihn selbst gerichtet. Die Ereignisse des gestrigen Tages hatten ihn völlig vergessen lassen, Tanja Schmidts Vater anzurufen. Er hätte sich selbst in den Hintern treten können. Seine einzige Entschuldigung war, daß er nach der Festnahme von Märten Frisk geglaubt hatte, es sei nicht mehr wichtig. Vermutlich würde er ihn nicht vor heute abend erwischen, aber er konnte es ja wenigstens versuchen. Er schaute auf die Uhr. Genau neun. Er beschloß, erst zu sehen, ob Herr Schmidt zu Hause war, bevor er sich bei Pia meldete und sie ums Dolmetschen bat.
    Der Ruf ging raus, das Freizeichen ertönte ein zweites, ein drittes, ein viertes Mal, und er überlegte gerade, ob er auflegen sollte. Aber nach dem

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