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Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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wir weiter vordringen konnten.“ Er drückte meine Hand. „Ich will, dass du die Mädchen aus dem Kinderzimmer nach oben holst und dass ihr alles tut, was ihr könnt, um seine Aufmerksamkeit auf das Palastdach zu lenken. Wenn ihr das schafft, haben wir vielleicht eine Chance.“
    Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. „Du hast sie gar nicht zurück in die Unterwelt geschickt?“
    „Natürlich nicht. Das war eine großartige Idee von dir.“ Er beugte sich vor, um mir einen flüchtigen Kuss auf den Mund zu drücken. „Jetzt lass uns diesen Krieg gewinnen.“
    Ich erwiderte seinen Kuss. „Gemeinsam.“
    „Gemeinsam.“
    Als ich mich auf dem dunkelblau dekorierten Flur vor dem Kinderzimmer materialisierte, war ich allein. Henry hatte sich vermutlich aufs Dach teleportiert, doch so angestrengt ich auch lauschte, ich hörte nichts, was darauf hätte schließen lassen, dass sich das Blatt wendete. Tief atmete ich durch. Womit auch immer Henry es zu tun hatte, ich musste mich an den Plan halten.
    „Wurde auch verdammt noch mal Zeit“, begrüßte mich Persephone, als ich die Tür öffnete. Hinter ihr tigerten die anderen Mädchen umher.
    „Tut mir leid“, antwortete ich. „Wir müssen …“
    „Wir wissen Bescheid“, fiel mir Ingrid ins Wort und tippte sich an die Schläfe. „Henry hat uns schon alles erzählt.“
    Also gut. „Na dann lasst uns mal mit einem Titanen Angsthase spielen.“
    Gemeinsam rannten wir aufs Dach, und ich nahm mit jedem Schritt zwei Treppenstufen, während jede Faser meines Körpers zu Henry drängte. Doch als wir durch die Tür barsten, hielt ich schlitternd an.
    Ava und Calliope standen noch immer im Zentrum der Dachfläche, nur Zentimeter voneinander entfernt. Ava glühte pink, Calliope golden, und hinter ihnen wirbelte Kronos, ein gewaltiger Strudel purer Macht. Henry war nirgends zu sehen.
    War er auf dem Olymp geblieben? Nein, so viel Glück hätte ich nicht. Ich warf einen Blick nach oben. Die Lichtfunken, die durch die Dunkelheit schossen, schienen gedämpfter als zuvor. Der Rat war dabei, zu verlieren. Doch dann erschien ein weiteres Licht, heller als die anderen, und der Nebel schien sich zu teilen, um ihm den Weg frei zu machen. Henry hatte sich in die Schlacht geworfen.
    „Los!“, rief ich und die Mädchen stürmten vor. Auf dem Weg schnappten sie sich ihre liegen gebliebenen Waffen. Tödlich mochten sie nicht sein, doch wo immer sie auf den Nebel trafen, der die Göttinnen einhüllte, schimmerte er und Funken sprühten in die Dunkelheit hinaus.
    „Ich bringe dich um.“ Calliopes Stimme war auf seltsame Weise verstärkt, lauter als der Donner. „Wenn ich erst gewonnen habe, ziehe ich dir bei lebendigem Leib die Haut ab und sehe zu, wie du blutest.“
    Avas glockenhelles Lachen wehte durch die Luft. „Aber du wirst nicht gewinnen. Du hast Schlimmeres verdient, als zu vergehen. Du verdienst es, dass dein Name aus den Geschichtsbüchern gestrichen wird, und ich werde persönlich dafür sorgen, dass das geschieht. Im Augenblick bist du einfach nur lächerlich, aber wart’s ab, wenn ich mit dir fertig bin, wirst du gar nichts mehr sein.“
    Während die beiden abgelenkt waren und die Mädchen Kronos bearbeiteten, zögerte ich keine Sekunde. Ich schlug einen Bogen um die streitenden Göttinnen und suchte nach dem Dolch. In Calliopes Händen war er nicht, doch irgendwo hier musste er sein. Vielleicht hatte sie ihn in einer Tasche versteckt? Aber so, wie Ava und sie gerade aufeinander losgingen, hätte sie ihn ihrer Adoptivtochter längst ins Herz gerammt, trüge sie ihn bei sich.
    Komm schon, komm schon, irgendwo musste das Ding doch liegen …
    Dort. Ganz nah bei der Brüstung sah ich den glitzernden Dolch liegen, genau dort, wo ich noch vor wenigen Minuten gestanden hatte. Ich schnappte ihn mir vom Boden, holte noch einmal tief Luft und wandte mich zu Calliope um. Jetzt oder nie.
    Ich rannte über das Dach, so schnell ich konnte, den Dolch in der Hand wie einen Meißel. Calliope war so vertieft in ihren Streit mit Ava, dass sie mich nicht kommen sah, und hart krachte ich gegen sie. Das goldene Glühen verlosch, als sie unter mir zusammenbrach und hart zu Boden ging.
    Mit den Knien fixierte ich sie an Ort und Stelle. Für einen scheinbar ewig dauernden Moment starrten wir einander an und meine grimmige Befriedigung spiegelte sich in ihren Augen als Entsetzen wider. Ich hob den Dolch. Diesmal würde ich nicht zögern.
    „Vater!“, schrie sie in dem Moment,

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