Der Preis der Unsterblichkeit
Sie haben keine Knochen gebrochen oder schwerwiegende innere Verletzungen. Ich war vorsichtig. Noch ein paar Minuten, und Sie haben eine vollkommen neue Haut und neues, gesundes Muskelfleisch. Die Schwellungen werden zurückgehen, die Schrammen verschwinden, Schnittwunden heilen. In wenigen Stunden sind Sie so gut wie neu.«
Fast wie ein Arzt zog er die Kleider und die Stiefel seines Patienten aus. Kirk biß sich auf die Zähne und wünschte sich, McCoy wäre anstelle des Hünen jetzt bei ihm.
Omne nahm wieder die Dose. »Unter anderem ist dieser Ort hier das bestausgerüstete Versuchslaboratorium der Galaxis. Sie wären überrascht zu sehen, wie viele erstklassige Wissenschaftler von allen möglichen Planeten hier eine Zuflucht gefunden haben. Heute haben sie Urlaub wegen der Konferenz. Einige von ihnen sind Delegierte.«
Kirk war überrascht und zeigte es. Bisher hatte er das gesamte Labyrinth allein als einen riesigen, sinnlosen Komplex gesehen, nur dafür bestimmt, Omnes Bosheit zu befriedigen.
»Es wäre ein Schock für Sie zu erfahren, wie viele neue Produkte wir durch unzählige geheime Kanäle nach draußen bringen. Es zahlt sich aus.« Omne hob die Dose vor Kirks Augen. »Dies ist eines meiner Produkte. Mein für die Öffentlichkeit bestimmtes Labor liegt nicht allzu weit von hier entfernt. Mein privates …« Er zuckte die Schultern und lächelte. »Hinlegen.«
Kirk gehorchte. Er mußte Omne beschäftigt halten und so Zeit gewinnen – für den Commander, für den anderen, für Spock.
Doch er glaubte Omne nun alles, was er sagte, als er von seinen positiven Errungenschaften erzählte. Er wußte, warum der Mann davon reden mußte. Er wußte es, ja. Und er kannte Omne nun sehr gut.
Die Erkenntnis, warum er geweint hatte, und was in ihm zerbrochen war, traf Kirk urplötzlich. Er war oft schon verletzt, getreten und gedemütigt worden, hatte sich Belastungen gegenübergesehen, die er nicht ertragen konnte. Sie hatten ihn nie bezwingen können.
Die physischen Schmerzen waren ebenso grausam wie andere, die er schon erlitten hatte, nicht schlimmer.
Doch diesmal hatte er seinen Meister gefunden, Omne hatte gegen ihn gespielt und ihn in jeder Beziehung übertroffen – an Körperstärke, Raffinesse, Willenskraft. So leicht. Jenseits der Möglichkeiten des Widerstands.
Und Kirk hatte fast die Stimme des Dschungels gehört, die ihm sagte, daß dieser Mann sein Meister, sein Herr war, daß er sogar das Recht dazu hatte, weil er der Überlegene war. Das war es, was Omne von ihm zu akzeptieren verlangte, und warum der Gigant ihn durch die Hölle gejagt hatte.
»Nein!« sagte er laut, als ob er sich so selbst beweisen könnte, daß es nicht so war. »Ich lebe nicht in einem Dschungel. Niemand ist mein Herr!«
»Ich bin es«, sagte Omne. »Durch das älteste aller Gesetze. Das war es, was Sie nicht verkrafteten.«
»Ich habe es nicht akzeptiert!«
»Und Sie haben nicht aufgegeben. Aber der Dschungel in Ihnen tat es. Sie fühlen es jetzt. Sie wollen gehorchen, werden es immer wollen, ebenso wie Sie immer kämpfen werden wollen. Aber Sie kennen mich nun. Sie wissen, daß ich Ihr Meister bin. Irgendwann in tausend Jahren werden Sie sich eingestehen müssen, daß aus Leugnen Gehorsam geworden ist. Und Sie werden niemals wissen, wann es geschah.« Er lächelte. »Vielleicht gerade jetzt – in diesem Moment.«
»Nein«, flüsterte Kirk, doch er sah die tausend Jahre in Omnes Augen.
»Nein? Sie betrügen sich. Sie reden sich ein, daß es für andere ist, wenn Sie Gehorsam heucheln. Es ist für Sie allein. Vielleicht sind Sie auch ehrlich genug, es sich im stillen einzugestehen. Liegen Sie nun ruhig. Sie müssen mich nicht ansehen.«
Omnes Hände packten Kirk im Genick und hielten den Kopf nach unten. Der Captain hatte keine Kraft mehr sich aufzubäumen. Er war plötzlich so müde. Vielleicht hatte Omne recht. Vielleicht war er bereits dabei, den angekündigten Schritt zu tun. Er würde all seinen Haß dagegen setzen, alle Kontrolle und alle kalte Logik, deren er fähig war.
Tausend Jahre waren eine lange Zeit.
Der Schaum aus der Spraydose legte sich kalt auf Kirks Rücken. Dann waren Omnes Hände zu spüren, wie sie ihn einmassierten, dort arbeiteten, wo das Fleisch von den Knochen gerissen war und den Schaum dorthin verteilten, wo er am meisten gebraucht wurde.
Und der Schmerz erstarb langsam am ganzen Körper entlang. Die Erleichterung war fast Agonie in sich selbst, und Kirk wollte den letzten Rest Schmerz
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