Der Preis der Unsterblichkeit
wie einen Anker bewahren, an den er sich klammern konnte. Er begann zu treiben. Die Augen des Captains waren nun trocken, aber er weinte sich in den Schlaf.
Zumindest konnte Spock ihn so nicht sehen, wußte der Vulkanier nichts von dem, was mit ihm geschah. Spock würde es nie erfahren.
Kirks Augenlider zuckten, und noch einmal sah er Omne. Das rauhe, zerfurchte Gesicht des Hünen war freundlich. Dieser Mann hatte so viele Gesichter. Selbst in tausend Jahren würde Kirk sie nicht alle kennen. Aber eines würde er sein Leben lang in Erinnerung behalten: das Gesicht des Wolfes.
14.
Die Romulanerin hatte lernen müssen, was es hieß, hilflos zu sein.
Ihr Kirk preßte die blutverschmierten Hände und das Gesicht gegen die glatte Wand. »Ich … ich kann nicht«, brachte er kaum hörbar hervor. »Ich verliere … den Impuls …«
Seine Schultern bebten unter Spocks Händen, und das harte Gesicht des Vulkaniers war zu Stein geworden, doch seine Stimme war freundlich und aufmunternd, als er sagte: »Es ist gut. Sie können sich jetzt erholen. Es ist besser für Sie … für ihn.«
Die zitternde Gestalt stieß sich von der Wand ab und fuhr herum. Die schwachen Hände ergriffen Spocks Arme. »Besser! Der Schmerz … alles Gefühl ist … weg! Ich habe ihn verloren, verstehen Sie nicht? Wir können ihn nicht mehr finden. Omne kann ihn jetzt überallhin bringen!«
»Ich weiß«, sagte Spock kühl, doch sein Blick schien das Gegenteil auszudrücken, schien James Kirk drängen zu wollen, jetzt nicht aufzugeben.
Die Romulanerin stand schweigend bei den Männern. Sie schienen sich in einer anderen Welt zu befinden, die sie nicht erreichen konnte. Es war so, seitdem Spock sie zu James geführt hatte. Irgend etwas in ihr sträubte sich, den Namen James zu akzeptieren.
Sie hatten ihn gefunden, als er versuchte, durch eine stabile Wand zu brechen. Offensichtlich war doch noch ein Rest der Kette vorhanden, die die beiden Männer mit Jim Kirk verband. Sie versuchte nicht mehr zu verstehen, wie es möglich war, daß sie fühlten, was Kirk fühlte.
Sie hatten zusammen die anliegenden Räume durchsucht. James hatte sie geführt, Kirk in einer Richtung »gefühlt«, in der er kaum sein konnte und mit der auch Spock nichts anfangen konnte. Sie hatten nach Geheimtüren gesucht, mit dem deprimierenden Gefühl, daß jedes einzelne von Omnes Geheimnissen sie stundenlang beschäftigen konnte – falls sie es überhaupt entdeckten.
Sie hatten patrouillierenden Wachen ausweichen müssen, und schließlich war James an einer Wand zusammengesunken und hatte geflüstert: »Er wird behandelt. Irgendeine Medizin …«
Spock versuchte James jetzt wieder aufzurichten, doch schon zeigte dieser wieder den alten Willen, die Suche fortzusetzen. Er nickte dem Vulkanier dankbar zu. »Danke«, flüsterte er. »Natürlich müssen wir zu ihm.« Er zeigte wieder auf die Wand. »Diese Richtung, ich bin ganz sicher. Omne wird mittlerweile Zeit gehabt haben, seine Truppen in Bewegung zu setzen, Kirk in ein neues Versteck zu bringen, und was ihm sonst noch an Teufeleien im Gehirn herumspukt. Vielleicht wird er direkt gegen uns vorgehen. Glauben Sie, daß Sie beide es schaffen könnten, diese Wandverkleidung auseinanderzunehmen?« Er zeigte auf die Kontrolltafel und blickte dann Spock und den romulanischen Commander fragend an.
Spock führte den Menschen sanft zur Seite und schlug mit der Faust in die Wand – mit aller Kraft, die ihm zur Verfügung stand. Einen Augenblick stand er reglos und mit grimmiger Miene da, dann streckte er den Arm durch das Loch und riß das Schaltbrett mit einem einzigen Ruck aus seiner Verankerung. Es gab einen Krach wie bei einer mittleren Explosion.
Doch hinter einem kleinen Hohlraum lag nur die nächste Wand – diesmal aus massivem Stein. Die Romulanerin holte Schwung, um es Spock gleichzutun.
»Das reicht!« hörte sie eine dunkle Stimme und fuhr herum.
Omne stand wenige Meter hinter ihnen, einen Arm um James Kirks Hals geschlungen, in der freien Hand einen Revolver. Er nickte grimmig.
»So einfach ist das also«, sagte er. »Ich war gut beraten, die Monitoren nicht aus den Augen zu lassen. Guten Tag, Mr. Spock. Ich sehe, wie ein Vulkanier sein Wort hält.«
Spock ließ die Wandverkleidung fallen. »Ich konnte beobachten, wie Sie Ihres zu halten pflegen.«
»Der Unterschied ist«, sagte Omne, »daß ich Ihnen nicht versprach, das, was ich tat, nicht zu tun. Ich versprach Ihnen nicht einmal, daß Sie Ihre
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