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Der Preis des Schweigens

Der Preis des Schweigens

Titel: Der Preis des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Jones
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hatten mich doch gefragt, was ich mir zur Hochzeit wünsche.«
    Als ich am Montag wieder zur Arbeit ging, war dort alles beim Alten. Die Welt drehte sich tatsächlich genauso weiter wie vorher. Nigel fragte mich, ob es mir besser ging, und bot mir einen Donut aus einer großen Schachtel an, die er gekauft hatte, um uns ein wenig aufzumuntern. Ich nahm mir einen mit Vanillecreme, und Serian kochte Kaffee für uns. Nachdem ich Presseanfragen zu einem plötzlichen Todesfall und einem Autounfall abgearbeitet hatte, ging ich zum morgendlichen Meeting.
    Gegen halb zwölf rief Bodie an und fragte mich, ob ich fünf Minuten Zeit hätte, in sein Büro hinunterzukommen.
    »Ich wollte dich vorwarnen, Jen«, sagte er und schloss etwas verlegen die Tür hinter mir. Dann setzte er sich an seinen neuen Schreibtisch mit Flachbildmonitor und ergonomischer Tastatur, eine Ausstattung, die endlich eines Sergeants würdig war. An den frisch in hellem Türkis gestrichenen Wänden hingen seine gerahmten Urkunden und Zertifikate, und an einer Pinnwand war bereits der aktuelle Jahresplan befestigt sowie eine Selbstverpflichtung zur Verbesserung der Kundenfreundlichkeit der Polizei. Bodie würde in Kürze nicht mehr nur stellvertretender Sergeant sein, sondern diesen Posten auf Dauer übernehmen dürfen – seine neuen Schulterklappen waren bereits unterwegs, und er benahm sich schon jetzt seinem Rang entsprechend.
    Es hat angefangen , dachte ich, als ich ihm gegenüber Platz nahm und sein ernstes Gesicht sah. Jetzt kommen sie, die Fragen, die Ungereimtheiten. Die Kripo hat sich die Taschenlampe genauer angesehen. Es sind neue Informationen eingetroffen. Jemand hat sich auf den Aufruf gemeldet. Bodie hatte eins und eins zusammengezählt und bat mich nun zu dem Gespräch, das ich schon so lange gefürchtet hatte, dem Gespräch, auf das erst die internen und dann die offiziellen Fragen folgen würden, dann die Stellungnahmen und schließlich wer weiß was noch.
    »Paula, diese blöde Kuh, hat am Dienstag wieder herumgeschnüffelt und nach dir gesucht«, begann Bodie. »Sie kam zu uns ins Büro, um mich zu fragen, ob ich dich gesehen hätte, weil du eigentlich in Swansea hättest sein sollen, sie dich dort aber nicht erreicht hätte. Als ob ich zwischen einem tätlichen Angriff, einem Raubüberfall und einer Brandstiftung noch Zeit hätte, ihr Auskunft über dich zu geben! Aber weil ich wusste, dass sie nicht gut auf dich zu sprechen ist, habe ich bestätigt, dass ich mit dir in Swansea gewesen sei, um mit den dortigen Kollegen einen Presseauftritt abzusprechen. Damit ließ sie sich problemlos abwimmeln.
    Aber am Mittwochabend stand sie schon wieder vor mir und behauptete, sie hätte dich aus dem Kripo-Büro kommen sehen. Sie wollte wissen, was du dort getan hättest und wo ich zu dem Zeitpunkt gewesen sei.« Er zuckte schuldbewusst mit den Schultern. »Unter uns gesagt hatte ich einen Mordshunger und bin schnell rüber zum Supermarkt, um mir eine Pastete mit Rindfleisch und Zwiebeln zu holen, weil ich seit zwölf nichts mehr gegessen hatte. Mittlerweile war es schon sieben Uhr abends. Sie hat rumgestänkert, weil ich angeblich die Sicherheitsvorkehrungen nicht eingehalten und einfach Asservatentüten mit Beweisstücken auf meinem Schreibtisch liegen gelassen hätte, statt sie ordnungsgemäß zu archivieren und einzuschließen. Diese blöde Kuh mischt sich wirklich in alles ein. Keine Ahnung, was ihr Problem ist. Um mir selbst den Arsch zu retten, habe ich behauptet, dass die Beweisstücke noch auf meinem Schreibtisch gelegen hätten, weil ich gerade mit dir die neusten Entwicklungen im Brandstiftungsfall durchgegangen sei. Ich weiß selbst, dass ich die Tüten sofort in Swansea in die Asservatenkammer hätte bringen müssen, aber mir ist erst in Cardiff aufgefallen, dass Doyle sie mir in den Kofferraum gepackt hatte. Außerdem war ich höchstens zwanzig Minuten im Supermarkt, wenn überhaupt. So wie die dicke Paula mich angeguckt hat, hat sie gedacht, dass wir beide es dort regelmäßig zwischen den Kühlregalen treiben.«
    Es klang beinahe, als bedauerte er, dass sie damit nicht recht hatte. Aber dann überspielte er die Sache mit einem Lachen und sagte: »Als ob! Dann hat sie noch gesagt, dass es uns neuerdings ja nur noch im Doppelpack geben würde. Keine Ahnung, was sie damit gemeint hat. Was hat dieser Drachen überhaupt um sieben Uhr abends noch auf der Wache zu suchen, frage ich dich? Nach dem Gespräch mit ihr war mir jedenfalls sofort

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