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Der Preis des Schweigens

Der Preis des Schweigens

Titel: Der Preis des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Jones
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vor lauter Aufregung, wie wir vermuten, und nicht wegen des Schusses, den sie sich gerade gesetzt hat. Noch während wir uns um sie kümmern, steht plötzlich Mickey Half-Pipe mit seinem Baseballschläger in der Wohnung und ergreift die Flucht, als er uns im Wohnzimmer entdeckt.
    Bodie macht sich sofort an die Verfolgung und hechtet wie Bruce Willis über Motorhauben, um Mickey zu schnappen, der über die Straße rennt und in einem Park verschwindet. Dort wirft er eine Tüte in die Büsche, die ich sofort sicherstelle: eine ordentliche Ladung Pillen und Koks. Hundert Meter von mir entfernt fliegt Bodie geradezu durch die Luft und springt Mickey von hinten an. Paff! Die beiden rollen den Abhang hinunter und landen direkt vor einem Friseursalon, in dem lauter hübsche junge Dinger und alte Tanten sitzen, die anfangen herumzukreischen. Bodie zieht seine Handschellen aus der Tasche und ruft: ›Hab ich dich, Freundchen!‹«
    Doyle unterstrich seine Worte, indem er mit unverhohlener Begeisterung die Hand auf den Schreibtisch knallte.
    »Aber das Beste kommt noch: Weißt du, was Mickey Half-Pipe gesagt hat, als wir ihn zurück in die Wohnung geschleift haben, um die Sache zu klären? ›Du hast Mickey Ming Mong also vermöbelt, weil Catherine mit ihm fremdgegangen ist?‹, habe ich ihn gefragt. Und er daraufhin: ›Scheiß auf die Alte! Der Wichser hat zwanzig Bierdosen von mir getrunken und mein ganzes Koks aufgebraucht!‹ Wir haben in der Wohnung noch ein halbes Kilo Heroin unter dem Bett gefunden, und einen Taser, o ja, ein Elektroschockgerät, und zwar im Fernsehschrank. Ein fetter Fisch, der uns da ins Netz gegangen ist, würde ich sagen!«
    Doyle lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, verschränkte die Hände im Nacken und streckte sich zufrieden. Dabei entblößte er absichtlich mehrere Zentimeter seines gebräunten Waschbrettbauchs. »Leider wird Catherine auch morgen noch vögeln und Unruhe stiften, aber wir haben beide Mickeys wegen Ruhestörung, Drogenbesitzes mit vermuteter Handelsabsicht und Widerstandes gegen die Staatsgewalt verhaftet. Daher wird von nun an Frieden herrschen in den Vorstädten von Cardiff«, schloss er, »und die braven Bürger von Twn Row können wieder beruhigt schlafen. Ende der Geschichte.«
    Ich verkniff mir mühsam ein Lachen, weil ich für das Image der Polizei in der Öffentlichkeit zuständig war und daher wusste, dass ich diese schillernde und vollkommen unangemessene Darstellung der Ereignisse nicht gutheißen durfte.
    »Es war ein Bild für die Götter, wie ich durch die Luft geflogen bin und ihn zu Boden geworfen habe«, fügte Bodie hinzu und spendete Doyles Bericht anerkennend Applaus. »Du hättest Mickeys Gesicht sehen sollen! Wie gut, dass ich so ein Ausbund an Fitness und Manneskraft bin, nicht wahr? Na los, fühl mal meine stählernen Arschbacken, Jen!«, drängte er und hob lachend eine Gesäßbacke vom Stuhl, wohl wissend, dass ich so etwas nicht im Traum tun würde.
    In diesem Moment kam Dan ins Zimmer.
    Bodie und Doyle versteiften sich sofort, und zu meiner Belustigung sprang Bodie sogar auf und stand mit gezücktem Notizbuch stramm, ein folgsamer kleiner Soldat.
    »Ihr belästigt doch hoffentlich nicht meine Verlobte, Jungs?«, fragte Dan.
    »Tut uns leid, Boss«, grinste Bodie verlegen. »Wir haben ihr nur gerade die Geschichte von den beiden Mickeys erzählt und uns ein bisschen von unserer eigenen Begeisterung mitreißen lassen. Hättest du gerne etwas Warmes zu trinken, Dan? Worauf wartest du, Jim? Hol dem Inspector einen Tee. Siehst du, was ich mit dem Kerl alles ertragen muss, Boss?«
    »Ich bin mir sicher, dass du diese Herausforderung mit Bravour meisterst, Marc«, antwortete Dan und verkniff sich ein Grinsen. »Darf ich euch eure Pressereferentin für einen Moment entführen, wenn ihr fertig seid mit euren Unflätigkeiten?«
    »Wie geht’s dir, Schatz?«, fragte er lächelnd und schob mich zu den Regalen im hinteren Bereich des Großraumbüros, wo es etwas dunkler und intimer war. »Haben dich diese beiden Neandertaler belästigt?«
    »Natürlich nicht«, antwortete ich und erwiderte sein Lächeln.
    Er umarmte mich flüchtig und ließ mich dann gleich wieder los, weil er auf keinen Fall hinter einem Regal beim Schmusen erwischt werden wollte, und sei es mit seiner zukünftigen Frau. Das gehörte sich nicht für jemanden, der gerade zum Inspector befördert worden war.
    Zwischen uns herrschte ein brüchiger Waffenstillstand. Seit ich von meinem Wochenende

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