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Der Preis des Schweigens

Der Preis des Schweigens

Titel: Der Preis des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Jones
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im Watch-House zurück war, hatten wir uns mehrmals im Wohnzimmer zusammengesetzt und intensive Gespräche geführt. Dan schwor, dass er mir alles erzählt hatte und dass diese Geschichte zwischen uns nicht das Geringste ändern würde. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als unser gemeinsames Leben weiterzuführen, wie wir es geplant hatten.
    Aber ich wollte es erst von Sophie hören. Nicht in allen Einzelheiten, denn der Teufel liegt bekanntlich im Detail, und ich wollte keine Spirale beunruhigender Gedanken in Gang setzen. Nein, sie sollte mir einfach nur bestätigen, was Dan gesagt hatte – dass es eine einmalige Sache gewesen war, nicht mehr und nicht weniger.
    Genau das tat sie auch, und sie gestand mir außerdem, dass sie genauso überrascht von meiner Existenz gewesen sei wie ich von ihrer. (Das hielt ich für ziemlich unwahrscheinlich, was ich ihr auch sagte.) Dan saß mir während des gesamten Telefonats auf einem Stuhl gegenüber und presste sich nervös die langen Finger vor den Mund, als wollte er verhindern, dass er uns unterbrach. Es muss unangenehm für ihn gewesen sein, tatenlos und stumm zuzuhören. Schließlich war er es von seiner Arbeit gewohnt, dass er die Befragungen durchführte. Aber er ertrug es schweigend.
    Natürlich hätte es sein können, dass er Sophie vorher angerufen und gebeten hatte, seine Version der Dinge zu stützen. Es hätte durchaus sein können, dass auch sie mich anlog, aber ihre Stimme klang aufrichtig und sachlich. Ich glaube, ich hätte es ihr angehört, wenn sie etwas für ihn erfunden hätte. Was ich aus ihrer Stimme vor allem herauszuhören glaubte, war eine gewisse Verlegenheit.
    Ich legte ihr nahe, nie wieder Kontakt zu Dan aufzunehmen oder bei uns zu Hause anzurufen, und sie antwortete, dass sie allem Anschein nach auch keinen Grund dafür haben würde. Dann legte ich auf und war stolz darauf, dass ich so erwachsen und vernünftig mit der Angelegenheit umgegangen war.
    Seither befanden Dan und ich uns in einer Art Probezeit. Wir hatten beschlossen, unserer Beziehung noch eine Chance zu geben, und Dan bemühte sich sichtlich, mich davon zu überzeugen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Dafür sprach auch sein heutiger Besuch auf der Wache. Dan selbst arbeitete nicht im südlichen Dezernat, sondern hatte sein Büro in einer kleineren, für den Norden Cardiffs zuständigen Wache und kam nur hin und wieder zu uns, wenn ihn die Arbeit herführte.
    »Wollen wir uns heute Abend irgendwo zum Essen treffen, Jen? Ich könnte früher Feierabend machen. Der Tisch ist schon reserviert. In welchem Restaurant, bleibt mein Geheimnis«, flüsterte er.
    »Ich mag aber keine Geheimnisse, Dan.«
    »Diesmal schon, das garantiere ich dir, Süße. Wenn du willst, kannst du dich ein bisschen in Schale schmeißen. Du beschwerst dich immer, dass wir nie ausgehen. Also: Heute gehen wir aus.«
    »Na gut. Einverstanden.«
    Er drückte meine Hand. »Ich hole dich direkt nach der Arbeit zu Hause ab. Sagen wir um sieben? Also, Jungs«, wandte er sich an Bodie und Doyle, die plötzlich auffallend fleißig auf ihren Tastaturen herumtippten. »Dann zeigt mir mal, was ihr alles tut, damit sich der brave Bürger auf unseren Straßen wieder sicher fühlen kann und die Zufriedenheit der Bevölkerung mit der Polizei steigt.«
    »Kein Problem. Du hast doch sicher schon vom großen Bierraub von Twn Row gehört, oder, Boss?«
    »O Gott, ja, schon zweimal. Das reicht vollkommen«, antwortete Dan mit gespielter Panik und hob die Hand, um eine erneute Schilderung der Ereignisse zu verhindern.
    Dan war Jims und Marcs Sergeant und damit ihr direkter Vorgesetzter gewesen, als sie noch Dienst in Uniform geschoben hatten. Seither verstanden sich die drei blendend und gingen sogar ab und zu ein Bier miteinander trinken. Durch Dans erneute Beförderung war allerdings eine unsichtbare Kluft zwischen den Männern entstanden.
    Während Dan sich ein wenig verlegen im Büro umsah, fiel sein Blick auf einen Computerbildschirm neben der Tür. Er wusste, dass es seine Pflicht war, Bodie darauf anzusprechen.
    »Marc, sichere bitte deinen Rechner, wenn du in der Datenbank recherchierst.« (In der Nationalen Polizei-Datenbank sind die Namen und Daten sämtlicher registrierter Verbrecher verzeichnet.) »Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du dich nach jeder Sitzung ausloggen und vor der nächsten Sitzung neu einloggen musst?«, mahnte Dan und schloss die Suchmaske der Datenbank. »Oh, und dein NOMAD

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