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Der Preis des Schweigens

Der Preis des Schweigens

Titel: Der Preis des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Jones
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mit der hübschesten Frau des Abends zu tanzen«, säuselte Bodie und legte seine Hand auf meine Hüfte.
    Dan stand unterdessen neben dem mit Frischhaltefolie abgedeckten Buffet und lächelte mir zu, während er sich mit dem Superintendent unterhielt. Manchmal wünschte ich mir, dass auch Dan so etwas wie Eifersucht in sich entdeckte, zumal es nicht das erste Mal war, dass jemand bei einer Weihnachtsfeier mit mir flirtete. Natürlich wollte ich nicht, dass er auf uns zustürmte und rief: »Finger weg von meiner Freundin!« Das wäre peinlich gewesen, aber über ein kleines Stirnrunzeln ab und zu hätte ich mich sehr gefreut.
    Bodies Hand glitt nun zu meiner Taille hinauf, um mich näher an ihn heranzuziehen. »Marc«, warnte ich und entfernte seine Hand mit einem geduldigen Lächeln.
    »Pssst, nicht unterbrechen! Marcus Maximus wollte dir gerade ernsthaft seine Zuneigung gestehen«, fuhr er fort. »Du bist meine allerliebste Pressereferentin auf der ganzen Welt.«
    Genau in diesem Moment vibrierte mein Handy, das von Bodies wilden Drehungen in meiner Jeanstasche nach oben gerutscht sein musste und nun klappernd auf den Boden fiel und zwischen Bodies Stiefel rutschte. Er bückte sich genau im selben Moment danach wie ich, und ich wich abrupt nach hinten aus, um eine Kollision unserer Köpfe zu vermeiden.
    Bodie hielt sich das leuchtende Display vors Gesicht und konzentrierte sich mit seiner ganzen alkoholbedingten Kurzsichtigkeit auf die Worte, die er darauf las: »Steig morgen um 18 Uhr in den Zug nach Swansea«, las er laut vor. »Oh, wer ist das denn? Dein Lover?«, rief er mit gespieltem Entsetzen. »Ich habe also einen Nebenbuhler? Dieser Schuft! Den schlage ich k. o.! Wo steckt er?«
    »Das reicht, du Draufgänger«, bremste ihn Jimmy, der hinter seinem Rücken aufgetaucht war. »Gib der netten Kollegin von der Pressestelle ihr Handy zurück und lass sie in Ruhe, bevor sie Beschwerde einlegt und ich dich verhaften muss.«
    Ich brachte nur ein verkrampftes Grinsen zustande.
    »Entschuldige bitte, Jen«, sagte Jimmy und drückte mir das Handy in die Hand, bevor er mir mit einer Handbewegung zu verstehen gab, dass Bodie ein paar Drinks zu viel intus hatte. Mit Nachdruck packte er seinen Kumpel bei den Schultern, um ihn wegzuschieben. »Auf geht’s, Sergeant Bodie. Kleine Jungs müssen jetzt ins Bett.«
    Bodie blickte zwischen Jimmy und dem Handy in meiner Hand hin und her und sah tatsächlich aus wie ein kleiner Junge, dem man sein Spielzeug weggenommen hat.
    Jimmy grinste mich an. »Keine Sorge, ich bringe ihn sicher nach Hause.«
    Ich tat so, als hätte er mich in letzter Sekunde vor größerem Ungemach gerettet, und verabschiedete mich mit einem dankbaren Winken.
    Dann taumelte ich auf direktem Weg zu den Toiletten, winkte den drei Kolleginnen vom Empfang zu, die sich vor dem Spiegel ihren Eyeliner nachzogen, und stürzte in die nächste Kabine. Während mir das Herz bis zum Hals klopfte, las ich erneut die SMS.
    »Steig morgen um 18 Uhr in den Zug nach Swansea. Letzter Waggon. Alleine.«
    Eine Stunde später saßen Dan und ich auf dem Rücksitz eines Taxis und ließen uns durch die nächtlichen Straßen kutschieren. »Du sahst hübsch aus heute Abend, Jen. Ich war stolz auf dich«, sagte Dan, legte mir den Arm um die Schultern und küsste mich auf die Stirn.
    Schade, dass du den ganzen Abend nicht mehr als zwei Minuten mit mir verbracht hast, obwohl ich nur dir zuliebe mitgekommen bin, dachte ich. Nicht einmal den versprochenen »Cocktail« hatte er mir ausgegeben.
    Dennoch lehnte ich die Stirn gegen seinen Kopf. Ich war ein bisschen betrunken, und mir war schummrig. Im Taxi hing ein leichter Geruch nach Zigaretten und Erbrochenem. Dan hingegen war so gut wie nüchtern. Er trank nicht viel auf Arbeitsveranstaltungen.
    »Hast du gesehen, wie sich manche Frauen aufgeführt haben?«, fragte er. »Und so etwas nennt sich Polizeibeamtinnen! Dabei müssten sie es doch eigentlich am besten wissen. Morgen kursieren sicher wieder die wildesten Geschichten … Bestimmt bricht mindestens eine Dame in Tränen aus und behauptet, jemand habe ihre Brüste begrapscht oder sei sonst irgendwie zu weit gegangen. Und das alles nur, weil sie sich partout nicht erklären kann, wie sie mit einem Mann, der nicht ihre bessere Hälfte ist, in einer Toilettenkabine gelandet ist.«
    »Du redest ja nicht gerade nett von deinen Kolleginnen«, seufzte ich, auch wenn ich diesbezüglich ganz seiner Meinung war.
    »Du hast doch selbst gesagt,

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