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Der Preis des Schweigens

Der Preis des Schweigens

Titel: Der Preis des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Jones
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illegal, und das gilt auch für euch. Für Besitz gibt es bis zu fünf Jahre und fürs Dealen fünfzehn. Außerdem macht Kiffen dumm , sagte die Pressesprecherin in meinem Kopf, die nun wieder die Oberhand über das Surfer-Girl gewann. »Danke, nein«, sagte ich.
    »Dann hast du wahrscheinlich auch nichts, was du uns verkaufen könntest, oder?«, fragte er mit einem Zwinkern.
    »Sorry, ich äh … hab nichts mehr.«
    »Schon okay. Kein Problem.«
    Ich wandte mich zum Gehen. »Tschüss, Jungs, wir sehen uns.« Aber Jona rief mich noch einmal zurück.
    »Ich hoffe, du findest deinen Freund. Aber falls nicht …« Er gab mir noch einen Zettel. Diesmal stand seine Handynummer drauf. Ganz schön dreist , dachte ich, fühlte mich aber geschmeichelt und nahm den Zettel mit einem Lächeln entgegen.
    Während ich zurück zu meinem Auto schlenderte, war ich recht zufrieden damit, wie mein kleines Intermezzo mit den Surfern verlaufen war. Es war mir leichter gefallen als erwartet, mich zu verstellen. Fast ein wenig erschrocken nahm ich zur Kenntnis, dass ich eine angeborene Begabung für überzeugendes Schwindeln zu haben schien. Dass der Surfer mir seine Telefonnummer zugesteckt hatte, freute mich. Ich hatte noch nie eine Telefonnummer von einem Jungen bekommen. Weil mein Erfolg mir Mut gemacht hatte, sprang ich voller Elan ins Auto und fuhr direkt weiter zu Santos’ Shop in Nottage, das nur fünf Minuten von Porthcawl entfernt lag.
    Der Surf-Shop befand sich neben einem Gemüseladen und war Teil einer kleinen Einkaufsstraße, die an den pittoresken Dorfplatz mit seiner normannischen Kirche und einem einstöckigen Pub mit georgianischer Fassade anschloss. Dan und ich waren einmal nach einem Tagestrip nach Ogmore-by-Sea hier vorbeigekommen, um den milden Augustabend mit einem Getränk im Pub ausklingen zu lassen.
    In Ogmore gibt es die größte natürliche Sanddünenlandschaft Europas, und an jenem Samstag hatte Dan ausnahmsweise freigehabt und vorgeschlagen, dass wir den sonnigen Tag für eine Strandwanderung nutzten.
    Diese Strandwanderung hatte sich zu einem heißen, schweißtreibenden, sandigen Gewaltmarsch ausgewachsen. Ich hatte nichts gegen Sport an der frischen Luft und war sogar schon mit Dan auf den Pen Y Fan gestiegen, den höchsten Berg der Brecon Beacons. Die Bergwanderung hatte mir richtig Spaß gemacht, aber an diesem Tag im August hatte es sechsundzwanzig Grad im Schatten, und ich hätte lieber irgendwo am Meer in einem Café gesessen und einen kalten Weißwein getrunken.
    Aber Dan hatte die drei vorherigen Wochenenden durchgearbeitet, also hatte ich ihm bereitwillig den Wunsch erfüllt, zur Abwechslung mal »ein bisschen Frischluft und Sonne zu tanken«.
    Er hatte einen vollen Rucksack mit Sonnencreme, Sonnenhüten und gekühlten Orange-Tango-Dosen mitgenommen, den er mühelos auf seinen breiten Schultern trug. Er wusste, dass Orange Tango der einzige Softdrink war, den ich mir ab und zu einmal gönnte. Ansonsten mied ich das süße Zeug, weil es schlecht für den Insulinspiegel und die Zähne war, aber bei der Hitze, die an diesem Tag herrschte, war mir die kühle Erfrischung hochwillkommen.
    Weil ich fest entschlossen war, vor Ablauf des Tages doch noch mein Glas Weißwein zu bekommen, legten wir auf dem Heimweg einen Zwischenstopp in Nottage ein. Zufällig fand an diesem Tag die alljährliche australische Grillparty des Rettungsschwimmerverbands statt, und so wimmelte es auf dem Dorfplatz von durchtrainierten Kerlen in Hawaiihemden und Blümchenshorts, die gutmütig mit Foster-Bierdosen anstießen und sich gegenseitig den australischen Gruß »G’day!« zuriefen.
    Ein tief gebräunter Typ mit Kopfhörern und sonnengebleichter Afrofrisur bediente ein mobiles DJ-Pult auf der Ladefläche eines Rettungsschwimmerfahrzeugs und legte eine Mischung aus Beach Boys und elektronischer Clubmusik auf.
    »Mein Güte, sind wir in Wales oder in Australien? Ich glaube, ich habe einen Hitzschlag«, hatte sich Dan gereizt beschwert.
    Wir machten uns nach nur einem Getränk wieder auf den Weg, obwohl ich gerne noch ein Stündchen geblieben wäre, die tanzenden Leute beobachtet und vielleicht selbst eine Dose kaltes australisches Bier getrunken hätte. Der Abend war herrlich lau, und wir hätten uns die Schuhe ausziehen und uns auf die Wiese legen können, aber Dan war überzeugt, dass die Mischung aus Hitze und Bier in einer Schlägerei enden würde.
    Als ich nun den Surf-Shop betrat, erkannte ich Santos sofort als den DJ von

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