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Der Preis des Schweigens

Der Preis des Schweigens

Titel: Der Preis des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Jones
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historischen Häusern am anderen Ufer hinüber. Schafe blökten im Windschatten der dahinterliegenden Hügel, auf denen sich die Bäume in der Meeresbrise krümmten, und ein Collie, dessen resolutes Bellen hin und wieder zu uns herüberschallte, rannte über die steilen Weiden und bewachte seine Herde. Sonst waren nur das Plätschern des Wassers an der Ufermauer und die melancholischen Schreie der Möwen zu vernehmen.
    Dan schien einen guten Draht zu Petrus zu haben, denn sobald wir angekommen waren, hatte sich der Himmel tiefblau gefärbt und die Sonne war hinter den Wolken hervorgekommen. Ich nippte an einem Glas Rotwein, und Dan gönnte sich ein goldgelbes Bier aus der Region. Zum Mittagessen hatte ich mir Perl-Wen-Käse und ein Lauchtörtchen schmecken lassen, und Dan einen Burger vom Black Welsh-Rind. Jetzt saßen wir satt und zufrieden auf einer Holzbank – Dans Hand ruhte auf meinem Oberschenkel – und genossen die friedliche Stimmung und die Sonne. Wenn es einen Ort auf der Welt gab, der Heiterkeit und Behaglichkeit ausstrahlte, dann war es dieser hier.
    Bei unserer Ankunft im Aeron Inn hatte uns die elegante Empfangsdame (schimmernder blonder Bob, noch schimmerndere Lippen und eine makellose weiße Bluse) die herrlich luxuriöse Queen Aeron Suite gezeigt, die einen atemberaubenden Panoramablick über den Hafen bot und in der ein extrabreites Doppelbett mit Überdecken aus walisischer Wolle, eine riesige freistehende Badewanne und die Fußbodenheizung für behaglichen Komfort sorgten. Alle Zimmer des Hotels waren nach den Segelschiffen benannt, die während der Blütezeit des Hafens hier gebaut worden waren.
    Die Hotelbar mit ihrer Theke aus Treibholz und ihren gemütlichen Velourssamt-Sitzecken, in denen man wunderbar abgeschieden zu Abend essen konnte, wurde von sympathischen jungen Paaren und gut situierten Einheimischen bevölkert, die sich angeregt unterhielten.
    Wir befanden uns etwa eine Stunde nördlich von Penallt, irgendwo an der Küste der Cardigan Bay, aber ich entdeckte trotz der Distanz ständig Parallelen zum Watch-House und kämpfte verbissen gegen die Erinnerungen an, die in mir aufloderten und mich aus dem Gleichgewicht zu bringen drohten. Ich hatte das alles schon einmal erlebt, nur dass diesmal Dan an meiner Seite war, wo er schon das letzte Mal hätte sein sollen.
    Im Gegensatz zu mir machte Dan einen äußerst entspannten Eindruck und probierte in atemberaubendem Tempo die verschiedenen Biersorten auf der Karte durch. Heute kommentierte ich seinen übertriebenen Alkoholkonsum nicht, wie ich es vielleicht sonst getan hätte. Er hatte sich eine Pause redlich verdient. Als auch ich bei meinem dritten Glas Wein angekommen war, begann ich den Wochenendausflug allmählich zu genießen. Ich ärgerte mich nicht einmal darüber, dass mein Handy klingelte und mir Bodie, noch bevor ich eine Begrüßung herausbrachte, ins Ohr brüllte: »Wir haben einen verdächtigen Todesfall in Port Talbot. Wie schnell kannst du hier sein?«
    Amüsiert und ein wenig beschwipst antwortete ich: »Mein lieber stellvertretender Sergeant: Was kümmert mich ein verdächtiger Todesfall in Port Talbot?«
    »Du hast Bereitschaft, also hat es dich zu kümmern.«
    »Ich habe keine Bereitschaft.«
    »Doch, du stehst auf dem Schichtplan. Sagt zumindest die Leitstelle. Der Detective Inspector möchte dich am Unglücksort sehen, und zwar dalli.«
    »Ganz schön anspruchsvoll, der Gute«, kicherte ich und merkte, dass ich bereits ein wenig lallte. »Serian hat dieses Wochenende Bereitschaft. Wir haben getauscht. Die Leitstelle hat wahrscheinlich wieder mal vergessen, den Dienstplan zu aktualisieren.«
    »Aha. Wenn du keine Bereitschaft hast, wo bist du dann?«
    »Nicht dass dich das irgendetwas anginge, aber ich bin in einem Hotel an der Cardigan Bay und trinke Rotwein.«
    »Bist du besoffen?«, fragte Bodie amüsiert.
    »Ich hoffe es doch. Falls nicht, ist das spätestens in einer halben Stunde der Fall.«
    »Verstehe. Manche Leute haben es einfach viel zu gut. Tut mir aufrichtig leid, falls ich eure romantische Stimmung gestört habe. Genieß dein Wochenende, du fauler, betrunkener Drückeberger!«
    »Ja, ich liebe dich auch, Schatz!« Ich grinste und beendete das Gespräch.
    »Wer war denn das?«, fragte Dan, der gerade mit zwei neuen Getränken und einer kleinen Schüssel Pistazien zurück auf die Terrasse kam. Durch seine bierselige Zufriedenheit schimmerte ein Hauch von Gereiztheit.
    »Niemand – nur die Arbeit«, sagte

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