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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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passt auf eine DVD . Reicht Ihnen das?«
    »Perfekt«, sagte Cassidy grinsend. »Besten Dank, Mattie. Klasse Idee. Sie haben was bei mir gut.«
    »Ach, nur nicht übertreiben, Sergeant. Der Freund und Helfer, Sie wissen schon.«
    Siobhan wusste, dass man bei manchen Storys warten musste, bis es Klick machte und die Geschichte sich vor einem auftat. Und obwohl sie von Mulcahy nicht bekam, was sie sich erhofft hatte, machte er das in diversen anderen Punkten mehr als wett. Sie konnte sich nicht erinnern, in letzter Zeit einen vergnüglicheren Abend erlebt zu haben.
    Auf dem Rückweg vom Pub hatte er beschlossen, dass er ihr nicht einfach so von seiner Vergangenheit erzählen, sondern daraus ein Tauschgeschäft machen würde.
    »Was meinen Sie damit?«, fragte sie.
    »Ich meine eine Art gegenseitigen Informationsaustausch. Wenn ich Ihnen etwas verrate, müssen Sie sich auf die gleiche Art revanchieren. So wird das Ganze spannender. Was halten Sie davon?«
    »Okay. Dann fangen Sie mal an«, sagte sie.
    Worauf er so laut zu lachen begann, dass die Leute sich nach ihnen umdrehten.
    »So nicht«, sagte er. »Ich habe Ihnen gerade von meinem Ehebruch und der Scheidung erzählt. Jetzt sind Sie dran.«
    Sie fing an, ihm etwas schlüpfrigen Tratsch über Johnny Logan, den früheren Sieger beim Eurovision Song Contest, zu erzählen, er unterbrach sie jedoch schon im Ansatz. So leicht kam sie nicht davon. Es musste etwas über sie selbst sein. Etwas Peinliches. Ein Geheimnis. Er hoffte eindeutig auf etwas Persönliches. Vincent Bishop und die verflixte, unbezahlbare Brosche gingen ihr durch den Kopf, dabei fühlte sie sich aber unbehaglich. Oder sogar schäbig. Jedenfalls kam es nicht in Frage. Absolut nicht. Nicht bei Mulcahy. Noch nicht. Wahrscheinlich nie.
    Also zermarterte sie sich den Kopf und erzählte ihm schließlich, wie sie mit sieben Jahren ihren fünfjährigen Bruder Paul die Treppe hinuntergeschubst hatte. Er war bewusstlos und hatte so stark geblutet, dass er im Krankenwagen in die Klinik gebracht werden musste. Und bis zu diesem Tage hat niemand eine Ahnung davon, dass sie ihn gestoßen hatte. Und dass sie immer noch über die Narbe an Pauls Stirn rieb, wenn sie ihn traf. Als Glücksbringer.
    Mulcahy zeigte sich beeindruckt. Vielleicht sogar leicht schockiert. Aber vor allem bezaubert, dachte sie. Als ihr Essen kam und sie sich darüber hermachten, gab sie ihm gewissermaßen ein Stichwort, indem sie ihn daran erinnerte, dass er im Long Hall gesagt hatte, er wäre seiner Eltern wegen zurück nach Dublin gekommen.
    »Ja«, sagte er. »Beim letzten Mal wollte ich darauf nicht näher eingehen. Ich hatte einen ziemlich harten Tag hinter mir. Das war nicht der beste Abend, um auszugehen.«
    Ihr gingen sofort diverse Fragen durch den Kopf. Sie konnte nichts dagegen tun. Sie hatte sich schon ausgerechnet, dass Mulcahy, falls er wirklich etwas mit dieser spanischen Geschichte zu tun hatte, genau an dem Tag zur Sitte versetzt worden sein musste, als sie auf einen Drink verabredet gewesen waren. Sie zwang sich jedoch, den Gedanken beiseitezuschieben, wusste nicht einmal mehr genau, ob sie das wirklich interessierte. Es war allemal spannender, etwas Neues über Mulcahy selbst in Erfahrung zu bringen. Der hatte wirklich etwas. Etwas, das sie, wie ihr langsam bewusst wurde, lieber aus der Arbeit heraushalten würde.
    »Schon okay«, sagte sie. »Ist bestimmt nicht einfach, über so etwas zu reden.«
    »Stimmt«, sagte Mulcahy und nickte. »Aber damit hat das Ganze eigentlich angefangen. Dads Tod hat mich dann ganz aus der Bahn geworfen. Das ging alles so schnell nach dem Tod meiner Mutter.«
    »Oh mein Gott«, sagte Siobhan. »Tut mir leid. Das hab ich nicht gewusst.«
    »Woher auch?« Er zuckte die Achseln. »Ich bin überzeugt, dass die Liebe ihn umgebracht hat. Ein Jahr vorher hatte Mom einen Schlaganfall, und Dad hat sie mit viel Einsatz zu Hause gepflegt. Ganz allein. Er war ein stolzer alter Mann und liebte sie über alles. Wollte nichts davon wissen, dass sich jemand anders um sie kümmert. Ich habe aus der Ferne getan, was ich konnte, und bin auch so oft wie möglich hergekommen. Aber Mom hat sich nicht wieder erholt. Dann, ein halbes Jahr nachdem ich bei ihrer Beerdigung neben ihm gestanden und seine Hand gehalten habe, ist er den gleichen Weg gegangen. Friedlich, haben sie gesagt. Mir hat es trotzdem zugesetzt, dass ich bei keinem von beiden in der Nähe war, als sie gestorben sind.«
    Er schluckte, überspielte seine

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