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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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also ging er weiter, an den Wachen vorbei. Er musste warten, bis es dunkler geworden war.

» Ihr seht nicht gut aus, Menher Gremm, alles in Ordnung? « , fragte Rat Varos beinahe fürsorglich.
    » Meine Frau, der Herbst setzt ihr zu « , entgegnete Gremm und vermied Blickkontakt. Er wäre gerne bei ihr geblieben, doch Merson hatte ihm klargemacht, dass er bei dieser Beratung nicht fehlen durfte. So saß er nun schon den ganzen Nachmittag mit all diesen wichtigen Leuten an einem Tisch und beriet über ein Abkommen zwischen Prinz Haisal, dem nach eigenem Bekunden nächsten Padischah von Oramar, und Xelidor. Es war ein zähes Ringen um Schiffe, Erze und Privilegien, zu dem Gremm noch kein einziges Wort beigetragen hatte. Nun hatten sie eine Pause eingelegt, und Gremm war auf den Balkon hinausgetreten, um frische Luft zu schnappen.
    Rat Varos war nicht seine einzige Gesellschaft, es standen Wachen in der Nähe, und Gremm ahnte, auf wen sie warteten. Er hatte nichts gesagt, denn Merson hatte ihm klargemacht, dass man ihn in Xelidor schon jetzt als Verräter betrachten würde, und Gremm wusste, was man in dieser Stadt mit Verrätern machte. Aber er fragte sich ernsthaft, ob das nicht besser wäre, damit das Elend ein Ende hätte. Er war drauf und dran, sich zu stellen, doch brachte er es nicht über sich, seine Frau im Stich zu lassen.
    » Ich glaube, wir wären uns schon längst einig, wenn die Scholaren nicht wären « , brummte Varos.
    » Wie? «
    » Ihre Forderung, eine Niederlassung in Aramas gründen zu dürfen, liegt unserem Prinzen schwer im Magen. Ich halte sie sogar für unverdaulich, denn sein Vater, der Große Skorpion, hat den Scholaren doch das Betreten seines Reiches verboten. «
    » Ich will dem Prinz nicht zu nahe treten, aber auf mich macht er nicht den Eindruck, ein Skorpion zu sein, schon gar kein großer « , meinte Gremm gähnend.
    Varos lachte. » Gut beobachtet, Gremm, gut beobachtet. Mir scheint er auch eher die Marionette dieses griesgrämigen Ersten Wesirs zu sein. Wie der gezetert hat, nur weil sie ihren Magier nicht mitbringen durften. Aber wer mag schon verhandeln, wenn ein Zauberer mit am Tisch sitzt, frage ich Euch! Doch lasst uns zurückkehren, Gremm. Ich denke, es geht weiter. «
    Gremm folgte Varos, obwohl er lieber auf dem Balkon geblieben wäre. Es wurde dunkel, die Schatten wurden tiefer, und Gremm ahnte, dass Merson bald zuschlagen würde. Es war nicht schwer zu erraten, wer sein Ziel war. Und da kein Zauberer im Saal war, um den Prinzen zu beschützen, würde er wohl leichtes Spiel haben.
    Gremm fand es eigenartig, dass dieser offene Saal für die Verhandlungen gewählt worden war. Er war eigentlich zu groß für das Dutzend Männer, das dort unten an der langen Tafel saß und feilschte. Er mochte repräsentativ sein mit seinen Wappen, Fahnen und der Galerie, aber es gab wirklich sicherere Plätze für Verhandlungen in diesem Palast.
    Er runzelte die Stirn. Es waren Wachen auf der Galerie, aber da, im Schutz der Balustrade, waren jetzt auch Scholaren zu sehen. Als Gremm genauer hinsah, erkannte er, dass sie mit Armbrüsten bewaffnet waren, die so gar nicht zu ihren weißen Gewändern passen wollten.
    Rechneten sie etwa mit einem Anschlag? Es würde ihnen nichts nutzen, denn Merson war ein Schatten, und die waren nicht zu fassen.

Vil unternahm einen zweiten Anlauf. Er hielt sich vom Lichtkreis der Laternen fern, drückte sich an der Fassade des Hauses entlang zur Haustür und setzte den Dietrich an. Es knirschte leise, als er ihn im Schloss drehte. Er schob ihn nach links, nach rechts, aber er fand den entscheidenden Widerstand nicht. Die Soldaten waren nicht so weit weg, dass ihnen nicht irgendwann auffallen konnte, was da vorging.
    Endlich begriff er: Der Diener hatte die Tür nicht abgeschlossen! Er drückte die Klinke, die Tür öffnete sich knarrend. Hoffentlich ist der Mann so taub, wie Gabba gesagt hat, dachte Vil, als er hineinschlüpfte.
    Er hörte Stimmen, sie schienen aus der Küche zu kommen, denn er hörte auch das Klappern von Geschirr. Der Diener schien Besuch zu haben.
    Viltor schlich die alte Holztreppe hinauf in den ersten, dann den zweiten und schließlich den dritten Stock. Das Haus wirkte verlassen. Seltsamerweise ließen die Stimmen, die nach oben drangen, es noch verlassener wirken. Stimmen? Nein, es war nur eine Stimme, vermutlich war es nur der Diener, der sich in der Küche zu schaffen machte und dabei mit sich selbst redete.
    Viltor erreichte den

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