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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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nur ein Geschenk finden, sondern auch das Mittagessen organisieren und die Mädchen dazu verdonnern musste, nett zu ihrer Großmutter zu sein. Diese feierte ihren Jubeltag, indem sie doppelt so gehässig zu allen war, als sei ihr dies ein besonderes Vergnügen.
    »Michelle, ich brauche deine Hilfe«, erklärte Anna, als sie während einer Mittagspause nebenan den Kopf zur Tür hereinstreckte. »Was kann man einer neunundsiebzigjährigen Frau schenken, die nicht nur alles hat, sondern auch alles hasst?«
    »Über welchen Betrag reden wir?« Michelle hörte auf, in einem Katalog zu blättern. Sie konnte der Herausforderung, ein geeignetes Geschenk zu finden, nicht widerstehen, ebenso, wie Anna es nicht lassen konnte, Buchempfehlungen auszusprechen.
    Anna knallte Phils Kreditkarte auf die Theke. »Egal. Ich verlange nur eine Gefahrenzulage von fünfzig Pfund für mich, da ich die volle sarkastische Wucht zu spüren bekommen werde, wenn sie das Geschenk hassen sollte.«
    Michelle lachte. »Wann ist es denn so weit?«
    »Sonntag hat sie Geburtstag. Wir gehen mit ihr essen, was ich organisieren muss, mal ganz abgesehen vom Geschenk. War ja klar.«
    »Und Phil kann sich noch mal nicht darum kümmern, weil …?«
    »Weil er noch mehr Angst vor ihr hat als ich. Sie macht ihn für Chloes Noten verantwortlich, für Beccas Größe und Lilys Zahnspange.« Anna verdrehte genervt die Augen. »Und sie selbst ist natürlich genetisch überhaupt nicht verantwortlich für irgendeine dieser Sachen, diese übellaunige alte Schachtel!«
    »Wow – du hast vor niemandem mehr Angst, oder?«
    »Nö. Offensichtlich bin ich ja eine schlechte Stiefmutter, also was kann sie mir da noch sagen, was ich nicht längst schon weiß?«, fragte Anna unbekümmert. »Genauso gut könnte ich das Wochenende auch mit Lily im Bett verbringen und ihr Anne auf Green Gables vorlesen. Dann hätten wir zwei wenigstens unseren Spaß. Wir drei, wenn ich Pongo erlaube, nach oben zu dürfen.«
    »Anna, du weißt genau, dass du keine schlechte Stiefmutter bist!«
    Anna spielte mit der Kreditkarte herum. »Aber es kommt mir so vor. Ich hätte Chloe mehr kontrollieren müssen. Ich hätte sie abfragen müssen.«
    »Wie denn? Sie ist alt genug, um zu wissen, wie viel sie büffeln muss. Wenn du tatsächlich eine so schlechte Stiefmutter wärst, wie du behauptest, dann wäre Becca doch auch durchgefallen, oder? Außerdem«, fuhr sie fort, »richte doch bitte Phil aus, dass er damit aufhören soll zu behaupten, dass die Welt untergeht, wenn man bei Prüfungen durchfällt. Das stimmt nämlich nicht, außerdem ist es denjenigen gegenüber ziemlich beleidigend, die es geschafft haben, sich ohne Schulabschluss aus der Gosse zu ziehen.«
    Anna sah sie an. »Guter Hinweis. Ich werde es ihm ausrichten.«
    »Danke. Wie wäre es denn mit einem hübschen Seidenschal? Damit könntest du Evelyn zur Not immer noch erdrosseln, wenn sie dich auf die Palme bringt. Eine ziemlich elegante Methode dahinzuscheiden.«
    Am Sonntag dauerte es Stunden, bis die Mädchen fertig waren. Chloe hatten sie aus dem Bett zerren müssen, und Becca war bereits zu Owen verschwunden und musste per Telefon zurückbeordert werden. Während Phil mit Pongo um den Block lief, um ihn müde zu machen, überprüfte Anna den Inhalt des Kühlschranks, ob sie noch etwas Dringendes im Supermarkt besorgen mussten, während sie unterwegs waren.
    Sie starrte in die Tiefe des Geräts und runzelte die Stirn. Wie gewohnt war am Freitag die große Wochenlieferung vom Supermarkt eingetroffen, doch im Kühlschrank schienen sich bei Weitem nicht so viele Lebensmittel zu befinden, wie sie ihrer Erinnerung nach ausgepackt hatte.
    »Chloe? Hast du den Mascarpone gegessen?«, fragte sie verwundert, als Chloe in ihrem dem Anlass entsprechenden Kleid hereingeschwebt kam.
    »Nein. Warum wird eigentlich immer nur mir alles vorgeworfen?« Sie schien richtig wütend zu sein. »Das ist so unfair!«
    »Das ist nicht unfair, das ist eine begründete Annahme, die auf Fakten beruht!«, entgegnete Anna. Sie imitierte Beccas Gerichtssaalton, weil dieser zumeist bei Chloe Wirkung zeigte. »Wo sind denn am letzten Wochenende die beiden Becher mit Eiscreme gelandet?«
    »Das ist noch viel unfairer!«, kreischte Chloe. »Die Band war hier! Du hast uns nicht genügend Abendbrot gemacht!«
    »Da das ja nun geklärt ist, noch mal die Frage: Hast du den Mascarpone gegessen?«
    »Oh mein Gott. Das ist hier ja schon wie in einem Polizeistaat! Ich weiß nicht

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