Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
Vom Netzwerk:
Stallmädchen aus Jilly Coopers Romanen keuchte.
    Doch in Wahrheit schien ihr Inneres in Flammen aufgegangen zu sein, und um ihre Knie war es auch nicht besser bestellt. Das Blut jagte ihr durch die Adern, als sei es zum ersten Mal seit Jahren freigelassen worden. Sie wollte keuchen, weil ihr dieser Zustand den Atem raubte, doch sie hielt immer noch die Luft an, weil sie sich fragte, was Rory wohl wahrnahm?
    Roch sie angenehm? War ihr Atem auch frisch? Es war schon so lange her, seitdem irgendwer sich einmal dazu geäußert hatte. Rory würde sie jedoch nicht küssen. Jetzt musste sie sich nur noch etwas einfallen lassen, wie sie sich aufrichten konnte, ohne sich lächerlich zu machen.
    Ich will aber, dass er mich küsst , heulte eine wehleidige Stimme in ihrem Hinterkopf auf. Küss mich!
    Rorys Nase streifte die ihre, und sie merkte, dass er ein Stückchen näher gekommen war. Vielleicht war auch sie ihm näher gekommen. Jetzt allerdings berührten sich definitiv ihre Nasen, ihre Lippen waren geöffnet. Michelle konnte seinen beschleunigten Atem spüren. Er atmete heftig und schien Mühe zu haben, die Kontrolle über sich nicht zu verlieren.
    Und dann beugte sich Rory den letzten elementaren Zentimeter vor und küsste sie. Michelle konnte sich nicht daran erinnern, jemals schon einmal so geküsst worden zu sein. Seine Lippen auf den ihren fühlten sich komisch an, so männlich, aber dennoch sanft, und der Duft seiner Haut war zugleich fremd und doch so vertraut. Michelle schmiegte sich an ihn, als habe sie darauf lange, lange Zeit gewartet.
    Rorys Hand legte sich um ihr Gesicht, berührte dabei aber kaum ihre Wange, bevor er ihr durch das Haar strich. Michelle kniete vor dem Sofa, unter ihr bohrten sich Muscheln in ihre Knie und wahrscheinlich auch in den Teppichboden, aber diese Gedanken streiften nur ganz am Rande ihr Bewusstsein.
    Sie konzentrierte sich ganz auf Rory, der alles andere beiseitedrängte.
    Michelle hatte all die Jahre nicht bemerkt, wie gemütlich man auf ihrem Sofa liegen konnte. Und wie viel Platz es auch einem ein Meter neunzig großen Mann bot, der mit ihr dort lag.
    Das sollte ich den Hersteller wissen lassen, dachte sie verträumt, als Rorys Hand weiter über die Kurve ihrer Taille streichelte und hoffnungsvoll in den Spalt zwischen ihrem Rock und der Bluse eintauchte. Das könnte ein erstklassiges Verkaufsargument werden.
    Sie strich über sein kratziges Kinn und stoppte ihn. »Nein«, sagte sie.
    Sie hatten sich eine ganze Weile lang geküsst, doch jedes Mal, wenn er versuchte, einen Schritt weiterzugehen, hatte sie ihn entschieden davon abgehalten, ihn wieder am Handgelenkt gepackt und seine Finger von sämtlichen Reißverschlüssen und Knöpfen ferngehalten. Nach einiger Zeit gab Rory seine Versuche auf und konzentrierte sich lieber auf die Teile ihres Körpers, die bloßlagen, und das war … verblüffend genug gewesen.
    »Michelle«, fragte er, »versteh mich bitte nicht falsch, aber warum befindet sich eine Frau, die so küssen kann wie du, in einem Haus wie diesem?«
    »Was meinst du?«
    »Du weißt genau, was ich meine. In deinem Inneren bist du keine Königin der Zierkissen. Und du hast selbst gesagt, dass du nicht immer so ordentlich warst. Erst, als du deine Arbeit aufgegeben hast, hast du dich ans Dekorieren begeben.«
    Michelle sah zur Decke hinauf, obwohl ihre Augen nichts sahen. Sie sah eine andere Decke vor sich, die Decke ihres Kinderzimmers zu Hause, in dem sie einen langen Sommer lang gelegen hatte, weil sie sich geweigert hatte herauszukommen.
    Es war erstaunlich, dass er ihr so gut zugehört hatte. Und sich auch noch daran erinnerte. Ich könnte mir jetzt etwas ausdenken, dachte sie. Dies könnte der Neuanfang sein, wenn ich ein neues Leben beginne.
    Sie musste an Harvey denken. Wann wirst du es Rory erzählen? Wann wirst du ihm reinen Wein einschenken über die Person, die du eigentlich bist?
    Wenn ich Rory jetzt davon erzähle, bestünde die Möglichkeit, dass er nicht mehr will. Bei diesem Gedanken wurde ihr schlecht, andererseits war Rory ein Anwalt. Er kannte doch sicherlich schlimmere Menschen als sie, oder? Selbst wenn er sie dann für abstoßend hielt, konnte sie nicht viel schlimmer sein als der ein oder andere, mit dem er beruflich zu tun hatte.
    Michelles Magen krampfte sich zusammen, als sie sich auf dem Sofa aufrichtete und nach oben in ihr Gästezimmer ging. Es war makellos hergerichtet, wie sie es verlassen hatte – die bonbonfarbenen Kissen auf dem

Weitere Kostenlose Bücher