Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
doch hinfahren, wenn Daddy es nicht tut«, erklärte sie plötzlich, als Anna sich gerade noch etwas Gemüse nehmen wollte. »Dad, wie wäre es denn, wenn Anna mich hinfährt? Würde das das riesige Problem lösen, das du offensichtlich mit dem hast, was ich wirklich, wirklich gern tun würde?«
»Ich …« Annas Verstand schien einzufrieren, als sie verzweifelt versuchte herauszufinden, was sie am besten darauf antworten sollte.
Phil starrte sie böse an, als wollte er seine Gedanken direkt in ihren Kopf senden, doch da war es schon zu spät. Sobald Chloe sah, wie Anna zögerte, pirschte sie sich instinktiv heran, um die Beute zu erlegen.
»Vielleicht ist Anna viel besser geeignet, uns zu begleiten. Immerhin wirst du nicht so komisch und beschützerisch reagieren, oder etwa doch? Immerhin bist du nicht meine Mum. Außerdem bist du noch jung und verstehst, warum das so wichtig ist für mich und die Band, dort entdeckt zu werden!«
Becca und Lily beobachteten nun gespannt, wie Annas Reaktion ausfallen würde. Anna dagegen war klar, dass ihre Antwort auf jeden Fall in der großen Datensammlung von ›Annas Antworten‹ gespeichert werden würde, gegen die künftige unangemessene Antworten abgewogen werden würden, um dann darauf zu verweisen.
Es war schon verdammt ironisch, dachte Anna, dass die Tatsache, dass sie nicht so viel Wind um Chloe machte wie Phil und Sarah, dem Mädchen mit einem Mal etwas wert war. Und gleichzeitig Dinge wie Chauffeurspielen, Kuchenbacken und endlose Shoppingtouren als Beweis dafür herangezogen wurden, dass sie sich kümmerte. Dass sie bereit war, zusätzliche Mühen auf sich zu nehmen, weil bei ihr eben keine genetische Verpflichtung bestand. Und wenn ihr das Ganze auch noch als besondere Möglichkeit schmackhaft gemacht wurde, eine festere Bindung zu dem Mädchen eingehen zu können, wie konnte sie da Nein sagen?
»Du kannst nicht von Anna erwarten, dass sie alles stehen und liegen lässt, um es dir recht zu machen«, erklärte Phil und nahm eine neue Argumentationsstrategie in Angriff. »Sie muss am Wochenende im Buchladen arbeiten.«
»Was ist denn wichtiger?«, fragte Chloe und hatte plötzlich jede Nettigkeit abgelegt. »Ihr Job oder ihre Stieftochter ? Bedeute ich euch beiden eigentlich gar nichts? Soll ich etwa mein Leben lang in diesem Kaff versauern und hier sterben ? Mit irgendeinem langweiligen Job an der Backe?«
»Da müsstest du zuerst einmal überhaupt einen Job finden«, stellte Becca fest. »Aber ich glaube, im Augenblick stellt niemand Christina-Aguilera-Imitatorinnen ein.«
»Halt die Klappe, Becca«, brauste Chloe auf. »Dad, sag ihr, sie soll die Klappe halten!«
Lily sagte nichts, beobachtete aber mit großen Augen das Geschehen und drehte den Kopf wie bei einem Wimbledon-Turnier hin und her, als die verbalen Spitzen im Schlagabtausch von einer Seite zur anderen flogen.
»Ich wette, Mum hätte uns hingefahren.« Chloe warf ihr Haar zurück und zeigte deutlich, dass sie keinen Widerspruch duldete. »Sie hat gesagt – nicht wahr, Lily, das hat sie? –, dass sie mich bei American Idol anmelden würde. Anna sollte uns hinfahren. Das ist ihre Pflicht. Jedenfalls würde das eine echte Mutter für ihre …«
»Chloe!«, fauchte Phil, doch da waren längst schon alle am Tisch kollektiv zusammengezuckt.
»Aber es stimmt doch!«, entgegnete Chloe trotzig.
Anna versuchte, das unerwartete, brennende Gefühl in ihrem Hals zu verbergen.
»Wir sprechen später noch einmal darüber«, erklärte sie darum so gelassen wie möglich. »Warum gibst du mir nicht die Telefonnummer von Tyras Mutter, und dann werde ich mal nachhorchen, wie deren Pläne aussehen.«
»Anna! Das ist ja …« Das sonnige Strahlen kehrte in Chloes Gesicht zurück.
»Das ist kein Nein von mir«, erwiderte Anna schnell. »Aber auch kein Ja.«
»Das ist ein ›Wir sprechen erst einmal mit Tyras Mum‹«, übersetzte Becca, ohne dabei von ihrem Buch aufzusehen. »Du solltest diesem x-Factor-Juror Louis Walsh sagen, dass er den Spruch benutzen darf.«
Chloe pustete sich die Ponyhaare aus dem Gesicht und schob ihren Stuhl zurück. »Ich bin im Keller, üben«, erklärte sie. »Ich will nicht gestört werden, verstanden?«
»Keine Sorge«, erwiderte Phil. Nun klang er wieder versöhnlicher, ganz wie der umsorgende Vater. »Schick uns eine SMS, wenn du etwas brauchst.«
Anna beobachtete seine Miene, während sein Blick Chloe durch den Raum folgte. Sie wünschte sich inständig, dass er ihr nur
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