Der Prinz mit den sanften Haenden
zuzurufen. In der Wüste würde sie sie nie wieder hören.
„Wir werden zu Besuch kommen, Clio."
„Das kann ich nicht!" flüsterte sie rau. „Jalal, das hier ist mein Zuhause!"
„Ich werde dir ein neues Zuhause geben. Einen Palast mit Springbrunnen und anderen Kostbarkeiten.
Wir werden nicht weit weg sein von den Bergen ..."
„Ich kann nicht weggehen und in einem anderen Land leben. Ich gehöre hierher!"
Das ist nur ihre erste Reaktion, dachte Jalal. Frauen änderten ihre Meinung, wenn sie liebten. Es war schließlich die Aufgabe der Frau, ihrem Mann zu folgen. Doch dann dachte er an seine Großmutter und deren Sehnsucht nach dem Land ihrer Jugend. Wenn er Clio mit nach Barakat nähme, würde sie ihren Kindern auch Geschichten von dem Land erzählen, das sie liebte und nach dem sie sich sehnte?
Aber wenn er sie nicht mitnahm, wie sollte er dann überleben?
„Clio, endlich habe ich dich gefunden. Du bedeutest mir alles. Liebst du mich denn nicht?"
Tränen brannten ihr in den Augen. „Ich liebe dich. Oh ja, ich will mit dir zusammen sein. Aber, Jalal, verlang nicht das von mir!"
Darauf wusste er nichts zu erwidern. Stumm nahm er sie in die Arme und küsste Clio leidenschaftlich.
Dann glitt er über sie und suchte Trost in einer erneuten völligen Vereinigung.
Auf den Regen folgte am nächsten Morgen strahlender Sonnenschein. Es würde ein heißer Tag werden.
„Sie werden die Eisdiele stürmen, und dabei ist Willa gestern Abend nicht mit der Eislieferung gekommen", bemerkte Maddy nach dem Frühstück, als die anderen schon gegangen waren und Clio und sie noch am Tisch saßen.
Clio war dankbar, dass sie sich auf Alltägliches konzentrieren musste. Sie war niedergeschlagen aufgewacht und wollte nicht darüber nachdenken, vor welcher Wahl sie stand. Warum war Liebe mit so viel Leiden verbunden? Liebe sollte doch herrlich sein.
Früh am Morgen war Jalal weggegangen, und sie war eingeschlafen, ehe er zurückgekommen war. Als sie dann aufwachte, war sie allein, aber das Licht war ausgeschaltet. Offenbar hatte er sie schlafend vorgefunden und war in sein eigenes Zimmer gegangen.
Das schien ihr wie ein Hinweis auf die Zukunft.
Beim Frühstück hatten sie und Jalal an ihren üblichen Plätzen gesessen, so weit auseinander, wie das an dem großen Tisch der Blakes nur möglich war. Dafür hatte sie schließlich gesorgt. Und wie lange war das her? Ganz am Anfang, als sie geglaubt hatte, sie hasse Jalal.
Und jetzt liebte sie ihn, aber sie standen immer noch am Anfang.
„... bei Willa noch mal anzurufen", sagte Maddy.
Jalal hatte ihr zugelächelt, als er mit ihrem Vater zum Bootsverleih hinübergegangen war, aber sein Lächeln hatte gequält gewirkt. Sie dachte an Zara, der die Wahl so leicht gefallen war, als hätte sie sich nur für ein anderes Kleid entscheiden müssen. Dabei ging es um ein neues Land, andere Menschen, eine neue Familie. Wie hatte sie das so leicht fertig gebracht?
„Clio, wo zum Donnerwetter, bist du heute Morgen mit den Gedanken?"
„Wie bitte?" Sie blinzelte verwirrt. „Entschuldige, Mom, was hast du gerade gesagt?"
„Was ist los, Clio? Du siehst aus, als würde dich ein Bärengeist verfolgen."
Sie lachte leise auf, und dann plötzlich liefen ihr die Tränen übers Gesicht. „Ach, Mom, ich will nicht hier weg. Ich will nicht den Rest meines Lebens an einem Ort verbringen, wo man nicht mal weiß, was ein Bärengeist ist."
Maddy Bla ke sprang auf. „Was ist denn los? Schatz, warum solltest du hier weggehen?" Ihr Gesicht wurde auf einmal ausdruckslos. „Nein!" hauchte sie. „Nicht Jalal! Nicht du und Jalal!"
„Er hat mich gestern Abend gebeten, ihn zu heiraten."
„Oh Schatz! Nicht du auch noch! Lieber Himmel, warum habe ich nicht auf dich gehört, als du gesagt hast, ich sollte ihn nicht kommen lassen? Nein, du sollst nicht Tausende von Kilometern weit weg sein. Werden meine Töchter mich denn alle verlassen?"
„Mom, ich habe nicht ja zugesagt. Ich liebe ihn, aber wie könnte ich hier weggehen? Das hier ist mein Zuhause. Wenn es nur bis Quebec wäre oder so, aber nicht so weit weg." Sie barg ihr Ge sicht in den Händen. „Sag mir, was ich machen soll!" flüsterte sie.
Ihre Mutter setzte sich auf den Stuhl neben ihr und legte einen Arm um ihre Schultern.
„Ich wünschte, ich könnte einfach Nein sagen und damit wäre es entschieden. Warum muss Liebe so schmerzlich sein? Ich dachte immer, es wäre schön. Wir haben nicht mal einen Tag wirklichen Glücks
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