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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Glauben lassen, dass sie bekäme, was sie wollte, oder zumindest, wonach sie verlangt hatte. Tatsächlich versprach der natürliche Lauf der Ereignisse mehr von den Ergebnissen zu liefern, die Miles wünschte, als er durch Planung und Überredung hätte erreichen können.
    Die Aslunder hatten drei Haupttheorien, wie Miles aus ihrem Funkgeschnatter schließen konnte: die Söldner flohen ganz und gar aus der Hegen-Nabe aufgrund einer geheimen Nachricht von einem bevorstehenden Angriff, die Söldner hauten ab, um sich einem oder mehreren von Aslunds Feinden anzuschließen, oder, am schlimmsten von allem, die Söldner eröffneten einen nicht provozierten Angriff auf besagte Feinde, wobei eine nachfolgende Vergeltung auf die Häupter der Aslunder zurückfallen würde.
    Die Streitkräfte der Aslunder wurden in höchsten Alarmzustand versetzt. Da der plötzliche Abzug ihrer treulosen Söldner sie ihrer mutmaßlichen Verteidigung entblößt hatte, wurden Verstärkungen angefordert, mobile Streitkräfte in die Nabe verlegt, Reserven aktiviert. Miles atmete erleichtert auf, als die letzten Schiffe der Dendarii-Flotte die Region der Aslunder geräumt hatten und dem offenen Raum zustrebten. Da die Aslunder durch die Verwirrung aufgehalten worden waren, konnte jetzt keine Aslunder Verfolgertruppe die Dendarii noch einholen, bis sie in der Nähe des Wurmlochs von Vervain die Geschwindigkeit verlangsamten. Und dort dürfte es mit der Ankunft der Cetagandaner nicht allzu schwer sein, die Aslunder dazu zu überreden, sich selbst als Reserven der Dendarii einzustufen.
    Das Timing war, wenn schon nicht alles, so doch sehr viel.
    Angenommen, Cavilo hatte noch nicht ihren Startcode an die Cetagandaner gesendet. Die plötzliche Bewegung der Dendarii-Flotte könnte ihr durchaus einen solchen Schreck einjagen, dass sie ihr Komplott fallenließ.
    Schön, dachte Miles. In diesem Fall hätte er die cetagandanische Invasion gestoppt, ohne dass ein Schuss abgefeuert worden wäre. Ein perfekter Krieg der Manöver, nach Admiral Aral Vorkosigans eigener Definition. Natürlich würde ich da politisch dumm aus der Wäsche schauen, und von drei Seiten wäre ein Lynchmob hinter mir her, aber Papa würde mich verstehen – hoffe ich.
    Das würde das Überleben und Gregors Befreiung als seine einzigen taktischen Ziele übriglassen, was im Kontrast zur gegenwärtigen Lage absurder- und erfreulicherweise leicht erschien. Es sei denn natürlich, Gregor wollte nicht befreit werden …
    Weitere, feinere Zweige des Strategiebaums mussten auf die Ereignisse warten, entschied Miles völlig erschöpft. Er wankte in Osers Kabine, fiel dort ins Bett und schlief zwölf ganze, volle Stunden.
    Die Kommunikationsoffizierin der Triumph weckte Miles mit einem Anruf über Vid. Miles tappte in seiner Unterwäsche zur Komkonsole und sank auf den Stuhl. »Ja?«
    »Sie wünschten über Botschaften von der Vervain-Station informiert zu werden, Sir.«
    »Ja, danke.« Miles rieb sich den Schlaf aus den Augen und blickte nach der Uhr. Es blieben noch zwölf Stunden Flugzeit bis zu ihrer Ankunft am Ziel. »Schon irgendwelche Anzeichen für ungewöhnliche Aktivitäten auf der Vervain-Station oder an ihrem Wurmloch?«
    »Noch nicht, Sir.«
    »In Ordnung. Fahren Sie fort, allen nach draußen gehenden Verkehr zu überwachen, aufzuzeichnen und zu verfolgen. Wieviel beträgt gegenwärtig die Zeitverzögerung bei der Übertragung von uns zu ihnen?«
    »Sechsunddreißig Minuten, Sir.«
    »Mm. Sehr schön. Übertragen Sie mir die Botschaft hierher.« Gähnend lehnte er seine Ellbogen auf Osers Komkonsole und betrachtete das Vid. Ein hochrangiger Offizier der Vervani erschien auf dem Schirm und wünschte eine Erklärung für die Bewegungen der Oser-/Dendarii-Flotte. Es klang sehr ähnlich wie bei den Aslundern. Kein Zeichen von Cavilo.
    Miles wählte die Kommunikationsoffizierin an. »Senden Sie als Antwort, dass ihre wichtige Botschaft durch statische Störungen und eine Fehlfunktion in unserem Decodiersystem hoffnungslos verzerrt war. Bitten Sie dringend um eine Wiederholung mit Verstärkung.«
    »Jawohl, Sir.«
    In den folgenden siebzig Minuten nahm Miles in aller Ruhe ein Bad, zog eine passende Uniform (samt Stiefeln) an, die man besorgt hatte, während er schlief, und aß ein reichhaltiges Frühstück. Rechtzeitig für die zweite Übertragung kam er in den Navigationsraum der Triumph spaziert.
    Diesmal stand Kommandantin Cavilo mit überkreuzten Armen hinter dem vervanischen Offizier.

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