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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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eindrucksvoll bewaffnet und völlig ungepanzert gekapert. Damals hatte er die Überraschung auf seiner Seite gehabt.
    Cavilo kam hinter Gregor herein. Sie hatte eine Raumrüstung an, jedoch trug sie im Moment ihren Helm wie einen abgeschlagenen Kopf unter dem Arm. Sie blickte in dem leeren Korridor umher und runzelte die Stirn.
    »Also gut, was ist der Trick dabei?«, fragte sie laut.
    »Um deine Frage zu beantworten …« Miles drückte den Knopf an der Fernsteuerungsbox in seiner Hand. Eine gedämpfte Explosion ließ den Korridor erbeben. Das Anschlussrohr wurde gewaltsam von der Fährenluke weggerissen. Die automatischen Türen, die den Druckabfall spürten, klappten sofort zu. Bloß ein Hauch von Luft entwich. Ein gutes System.
    Miles hatte die Techniker angehalten, sicherzustellen, dass es richtig funktionierte, bevor sie die Richtminen in die Fährenklampen einfügten.
    Er blickte auf seine Monitore. Cavilos Kampffähre taumelte von der Flanke der Ariel weg, ihre Korrekturtriebwerke und Sensoren waren von derselben Explosion beschädigt worden, die sie hinausgetrieben hatte. Ihre Waffen und in Reserve wartenden Rangers waren nutzlos, bis der Pilot, der jetzt zweifellos hektisch am Rudern war, wieder die Herrschaft über die Fluglage der Fähre gewonnen hatte. Falls er das schaffte.
    »Hab ein Auge auf ihn. Bei, ich möchte nicht, dass er zurückkommt, um uns zu verfolgen«, sagte Miles über seinen Kommunikator zu Thorne, der sich im Taktikraum der Ariel befand.
    »Ich kann ihn jetzt hochgehen lassen, wenn du willst.«
    »Wart ein bisschen. Wir sind noch lange nicht klar hier unten.«
    Jetzt helfe uns Gott!
    Cavilo zog ihren Helm über, ihre überraschten Kämpfer umringten sie in einer Verteidigungsformation. Alle waren voll gerüstet – und hatten nichts, worauf sie schießen konnten. Sollen sie sich nur einen Moment beruhigen, genug, um reflexartige Schießereien zu verhindern, aber nicht genug, um sie zum Nachdenken kommen zu lassen … Miles blickte schnell auf seine eigenen Leute in Raumrüstung, sechs an der Zahl, und schloss seinen Helm. Nicht, dass Zahlen eine Rolle spielten. Eine Million Soldaten mit Nuklearwaffen, ein Kerl mit einer Keule: beide wären gleich ausreichend, wenn das Ziel eine einzige unbewaffnete Geisel war.
    Die Situation zu miniaturisieren, erkannte Miles traurig, hatte keinen qualitativen Unterschied gebracht. Er konnte es immer noch großartig verpfuschen. Der Hauptunterschied war seine Plasmakanone, die den Korridor hinab gerichtet war. Er nickte Elena zu, die an der großen Waffe stand. Das war normalerweise kein Spielzeug für Innenräume, aber sie würde anstürmende Gegner in Raumrüstungen aufhalten – und den Rumpf an der gegenüberliegenden Seite aufsprengen. Miles rechnete, dass sie theoretisch aus dieser Entfernung … hm … einen von Cavilos fünf Leuten wegpusten konnten, wenn es zu einem verzweifelten Ansturm kam, bevor die Aktion ganz in einen Kampf Mann gegen Mann, oder Rüstung gegen Rüstung, überging.
    »Also los«, warnte Miles über seinen Befehlskanal, »erinnert euch an die Übung.« Er drückte auf einen anderen Knopf, die Drucktüren zwischen seiner Gruppe und Cavilos Leuten begannen zur Seite zu gleiten. Langsam, nicht plötzlich, in einer Geschwindigkeit, die sorgfältig berechnet worden war, um Furcht ohne Erschrecken auszulösen.
    Volle Übertragung auf allen Kanälen plus Lautsprecher. Es war absolut wesentlich für Miles’ Plan, dass er das erste Wort hatte.
    »Cavilo!«, rief er. »Deaktivieren Sie Ihre Waffen und bleiben Sie stehen, oder ich atomisiere Gregor!«
    Körpersprache war eine wunderbare Sache. Es war erstaunlich, wieviel Ausdruck durch die blank glänzende Oberfläche einer Raumrüstung dringen konnte. Die kleinste der gepanzerten Gestalten stand mit offenen Händen da, wie betäubt. Der Worte beraubt, wertvolle Sekunden lang auch der Reaktionen beraubt. Natürlich deshalb, weil Miles ihr gerade ihre einleitenden Worte zunichte gemacht hatte. Na, was hast du jetzt zu sagen, meine Liebe? Es war ein verzweifelter Trick.
    Miles war zu dem Schluss gekommen, dass das Geiselproblem logisch unlösbar war, deshalb war es klar, dass seine einzige Chance darin bestand, dass er es zu Cavilos Problem machte, statt zu seinem eigenen.
    Nun gut, er erreichte immerhin das Stehenbleiben. Aber er wollte den Stillstand nicht anhalten lassen. »Hören Sie auf damit, Cavilo! Nur ein nervöses Zucken ist nötig, um Sie von einer Kaiserbraut in jemanden

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