Der Prinz und der Soeldner
erkannte Miles, bar jeden Triumphs.
»Man kann einen ehrlichen Menschen nicht betrügen«, sagte Miles unsicher. »Oder eine ehrliche Frau. Was hättest du getan, wenn sie dich heimgebracht hätte?«
»Das hängt davon ab.« Gregor starrte in die Ferne. »Wenn es ihr gelungen wäre, dich umzubringen, dann hätte ich sie vermutlich hinrichten lassen.«
Gregor blickte zurück, als sie aus dem Liftrohr traten. »Das ist besser. Vielleicht … vielleicht gibt es einen Weg, ihr eine faire Chance zu geben.«
Miles blinzelte. »Ich wäre sehr vorsichtig damit, Cavilo überhaupt irgendeine Art von Chance zu geben, wenn ich du wäre. Ich würde sie nicht einmal mit einer Zange anfassen. Verdient sie eine Chance? Weißt du wirklich, was los ist, wie viele sie verraten hat?«
»Zum Teil. Und doch …«
»Doch was?«
Gregors Stimme wurde so leise, dass sie fast unhörbar wurde: »Ich wünschte mir, sie wäre echt gewesen.«
»… und das ist die gegenwärtige taktische Situation in der Nabe und im Lokalraum von Vervain, soweit meine Informationen reichen«, schloss Miles seine Darstellung für Gregor. Sie hatten den Besprechungsraum der Ariel ganz für sich allein, Arde Mayhew stand Wache im Korridor.
Miles hatte mit seinem Schnellüberblick begonnen, als Elena berichtete, dass die feindliche Entermannschaft erfolgreich hinter Schloss und Riegel gebracht war. Er hatte nur eine Pause gemacht, um sich aus seiner schlecht sitzenden Rüstung zu schälen und wieder seine graue Dendarii-Uniform anzuziehen. Die Rüstung hatte er eilends von derselben Soldatin geliehen, die ihm schon vorher mit Kleidung ausgeholfen hatte, und die Installationen waren notgedrungenermaßen nicht angeschlossen gewesen.
Miles hielt das Holoviddisplay in der Mitte des Tisches an. Könnte er doch auch die echte Zeit und die Ereignisse mit dem Tippen auf eine Taste anhalten, um ihr schreckliches Vorwärtsstürmen aufzuhalten.
»Du wirst feststellen, dass unsere größten Wissenslücken bei den genauen Informationen über die cetagandanischen Streitkräfte liegen. Ich hoffe, dass die Vervani einige dieser Lücken füllen werden, wenn wir sie überzeugen können, dass wir ihre Verbündeten sind, und dass die Rangers noch mehr Informationen übergeben werden. Auf die eine oder andere Weise.
Nun – Majestät – liegt die Entscheidung bei dir. Kämpfen oder fliehen? Ich kann die Ariel jetzt unmittelbar von den Dendarii abziehen, um dich heimzubringen, und das wäre eine geringe Einbuße bei diesem heißen und schmutzigen Wurmlochkampf. Feuerkraft und Panzerung werden dort gefragt sein, nicht Schnelligkeit. Es gibt wenig Zweifel daran, wofür mein Vater und Illyan stimmen würden.«
»Nein.« Gregor bewegte sich. »Andrerseits sind sie nicht hier.«
»Stimmt. Im Gegensatz dazu, um das gegenteilige Extrem zu nehmen, willst du der Oberbefehlshaber in dem Schlamassel sein? Sowohl dem Namen nach als auch de facto?«
Gregor lächelte sanft. »Was für eine Versuchung. Aber meinst du nicht, es wäre eine gewisse … äh … Hybris, die Führerschaft im Kampf zu übernehmen, ohne vorher Gefolgschaft im Kampf gelernt zu haben?«
Miles errötete leicht. »Ich – hm! – war mit einem ähnlichen Dilemma konfrontiert. Du hast die Lösung getroffen, sie heißt Ky Tung. Wir werden uns mit ihm beraten, wenn wir später wieder auf der Triumph sind.« Miles hielt inne. »Es gibt noch ein paar andere Dinge, die du für uns tun könntest. Wenn du das willst. Echte Dinge.«
Gregor rieb sich das Kinn und betrachtete Miles so, wie er auch ein Spiel beobachten würde. »Heraus damit, Lord Vorkosigan.«
»Legitimiere die Dendarii. Präsentiere sie den Vervani als die barrayaranische Eingreiftruppe. Ich kann nur bluffen. Dein Wort ist Gesetz. Du kannst einen rechtlich bindenden Verteidigungspakt zwischen Barrayar und Vervain schließen – mit Aslund auch, wenn wir sie dazu bewegen können. Dein größter Wert ist – tut mir leid – diplomatisch, nicht militärisch. Geh auf die Vervain-Station und verhandle mit diesen Leuten. Und ich meine wirklich verhandeln.«
»Sicher hinter der Front«, bemerkte Gregor trocken.
»Hinter der Front ist das nur, wenn wir auf der anderen Seite des Wurmlochsprungs gewinnen. Wenn wir verlieren, dann kommt die Front zu dir.«
»Ich wünschte mir, ich könnte ein Soldat sein. Ein einfacher Leutnant mit nur einer Handvoll Leute, für die ich sorgen müsste.«
»Es gibt keinen moralischen Unterschied zwischen einem und zehntausend,
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