Der Prinz und der Soeldner
Zeichen seiner Begegnung mit dem Schockstab. »Ja, wahrscheinlich. Ich war allerdings gerade dabei, recht geschickt bei der Montage der Beleuchtung zu werden.«
Fast vorbei, dachte Miles, als er und Gregor dem Frachterkapitän durch die Lukenröhre in die Andockbucht der Vervain-Station folgten. Nun ja, vielleicht nicht ganz. Der vervanische Kapitän war nervös, unterwürfig, deutlich verkrampft. Allerdings, wenn der Mann diesen Transport von Spionen schon dreimal zuvor geschafft hatte, dann sollte er jetzt wissen, was er tat.
Die Andockbucht mit ihren grellen Lichtern war die übliche kalte, widerhallende Höhle, dem rigiden Geschmack der Roboter für Gittermuster angepasst, nicht menschlichen Kurven. Sie war in der Tat menschenleer, und die Maschinerie stand still. Der Weg vor ihnen war freigeräumt worden, nahm Miles an, obwohl er, wenn er diese Flucht eingefädelt hätte, die arbeitsreichste chaotische Periode des Ladens oder Entladens gewählt hätte, um jemanden durchzuschleusen.
Die Augen des Kapitäns wanderten hin und her. Miles musste einfach seinen Blicken folgen. Sie stoppten in der Nähe einer nicht besetzten Steuerkabine.
»Wir warten hier«, sagte der Frachterkapitän. »Es werden einige Männer kommen, die euch den Rest den Weges mitnehmen.« Er lehnte sich gegen die Wand der Zelle und stieß sanft mit einem Stiefelabsatz in einem müßigen, zwanghaften Rhythmus dagegen, einige Minuten lang, dann hörte er damit auf, straffte sich und wandte den Kopf.
Schritte. Ein halbes Dutzend Männer kam aus einem nahen Korridor.
Miles erstarrte. Uniformierte Männer, mit einem Offizier, nach ihrer Haltung zu schließen, aber sie trugen nicht die Kleidung des vervanischen Sicherheitsdienstes, weder des zivilen noch des militärischen, sondern fremde, kurzärmelige, sehr gepflegte, gelbbraune Uniformen, mit schwarzen Abzeichen, dazu kurze schwarze Stiefel. Sie trugen Betäuber, gezogen und einsatzbereit. Aber wenn sie wie ein Festnahmekommando gehen und wie ein Festnahmekommando reden und wie ein Festnahmekommando antreten …
»Miles«, murmelte Gregor zweifelnd, als er die gleichen Details erfasste, »gehört das zum Drehbuch?« Die Betäuber zeigten auf sie.
»Er hat das schon dreimal gemacht«, erklärte Miles, ohne dass ihn das beruhigte. »Warum nicht noch ein viertes Mal?«
Der Frachterkapitän lächelte dünn und trat von der Wand zurück, aus der Schusslinie. »Ich habe das zweimal gemacht«, informierte er sie.
»Beim dritten Mal wurde ich erwischt.«
Miles’ Hände zuckten. Er hielt sie sorgfältig von sich weg und schluckte einige Flüche hinunter. Langsam hob auch Gregor die Hände, wobei sein Gesicht wunderbar ausdruckslos war. Eins zu Null für Gregors Selbstbeherrschung, wie immer, für die einzige Tugend, die sein eingeengtes Leben ihm sicher eingeprägt hatte.
Tung hatte diese Flucht eingefädelt. Er allein. Hatte Tung hiervon gewusst? Verraten und verkauft von Tung? Nein! – »Tung sagte, Sie seien zuverlässig«, krächzte Miles zu dem Frachterkapitän.
»Was bedeutet mir Tung?«, knurrte der Mann zurück. »Ich habe eine Familie.«
Während die Betäuber auf sie zielten, traten zwei Soldaten vor – Gott, schon wieder Schläger! –, lehnten Miles und Gregor mit den Händen gegen die Wand, durchsuchten sie und nahmen ihnen ihre schwer gewonnenen oserischen Waffen, Ausrüstungsgegenstände und Ausweise ab. Der Offizier überprüfte die Beute.
»Jawohl, das sind Männer von Oser, in Ordnung.« Er sprach in seinen Kommunikator am Handgelenk. »Wir haben sie.«
»Macht weiter!«, erwiderte eine dünne Stimme. »Wir kommen gleich runter. Cavilo Ende.«
Randall’s Rangers, offensichtlich, daher die unbekannten Uniformen. Aber warum waren keine Vervani in Sicht?
»Verzeihung«, sagte Miles sanft zu dem Offizier, »aber handeln Sie unter der irrigen Annahme, dass wir Agenten der Aslunder sind?«
Der Offizier blickte auf ihn herab und schnaubte bloß.
»Ich frage mich, ob es nicht Zeit wäre, unsere wirkliche Identität anzunehmen«, murmelte Gregor vorsichtig Miles zu.
»Interessantes Dilemma«, erwiderte Miles aus dem Mundwinkel. »Wir sollten besser herausfinden, ob sie Spione erschießen.«
Energische Stiefelschritte kündeten einen neuen Ankömmling an. Die Männer des Kommandos strafften sich, als die Geräusche um die Ecke kamen. Auch Gregor nahm Haltung an, in einer automatischen militärischen Höflichkeit, wobei seine gerade Figur mit den an ihm hängenden
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