Der Prinz von Atrithau
Dienste anbieten und kam an einigen improvisierten Schmieden vorbei. Unter der weitläufigen Markise einer Opiumhöhle sah er Männer zucken, als würden sie von Fliegen heimgesucht. Er kam an den vergoldeten Pavillons der Kulte vorbei: an Gilgaöl, Yatwer, Momas, Ajokli, sogar an der schwer fassbaren Onkis, für die Inrau sich so begeistert hatte, und an vielen anderen. Er hielt sich die allgegenwärtigen Bettler vom Leib und lachte über die Kenner, die ihm Glückstabletten aus Lehm in die Hand drückten.
Mitunter sah Achamian gar keine Zelte, nur grobe Unterstände aus Stöcken, Schnüren und bemaltem Leder, manchmal auch nur eine einfache Matte. In einer Gasse sah Achamian nicht weniger als ein Dutzend Paare, die es vor aller Augen miteinander trieben. Einmal blieb er stehen, um ein ungemein schönes Norsirai-Mädchen unter dem gierigen Zugriff zweier Männer keuchen zu sehen. Dann beobachtete er einen tätowierten Eremiten, der sich auf eine fette Schlampe mühte, und sah dunkelhäutige Huren aus Zeüm in auffällig bunten Kleidern aus falscher Seide seltsam marionettenhaft tanzen – Karikaturen der prunkvollen Eleganz ihrer weit entfernten Heimat.
Die erste Frau fand ihn – nicht umgekehrt. Als er durch eine besonders düstere Gasse zwischen Zeltbaracken ging, hörte er ein Rasseln und spürte zwei kleine Hände nach seinem Gemächt greifen. Als er sich umdrehte und sie umarmte, erschien sie ihm durchaus wohlproportioniert. Allerdings konnte er ihr Gesicht in der Dunkelheit kaum erkennen. Sie fummelte schon an ihm herum und murmelte: »Nur eine Kupfermünze, Herr, nur eine Kupfermünze für Euren Samen.« Er ahnte ihr bitteres Lächeln. »Zwei Kupferstücke, wenn Ihr mich wollt. Wollt Ihr mich?«
Seltsam weggetreten überließ er sich ihren flinken Händen und keuchte. Dann trabten Fackeln tragende Reiter vorbei – Kaiserliche Kidruhil, um genau zu sein –, und er konnte das Gesicht der Frau, die sich an ihm zu schaffen machte, flüchtig erkennen und sah leere Augen und vereiterte Lippen…
Er drückte sie weg, nestelte nach seiner Börse, nahm ein Kupferstück heraus und wollte es ihr geben, ließ es aber versehentlich auf den Boden fallen. Sie stürzte auf die Knie und tastete ächzend im Finstern herum. Achamian floh.
Kurz darauf beobachtete er aus der Dunkelheit heraus eine Gruppe von Prostituierten an ihrem Feuer. Sie sangen und klatschten, während eine lüstern wirkende, flachbrüstige Frau um die Flammen tänzelte und nur eine Decke trug, die ihr – eine verbreitete Sitte – lediglich bis zu den Hüften reichte. Abwechselnd tanzten sie anzüglich und riefen dabei in die Dunkelheit hinein, um sich und ihre Vorzüge anzupreisen.
Achamian begutachtete sie im Schutz der Dunkelheit, um sich die Peinlichkeit zu ersparen, seine Wahl in ihrer Gegenwart zu treffen. Das Mädchen, das gerade tanzte, sagte ihm wegen ihres Pferdegesichts nicht zu. Dann eher die junge Norsirai, die ihren Kopf wie ein Kind im Rhythmus des Lieds bewegte… Sie saß mit lässig gespreizten Beinen auf dem Boden, und der Flammenschein beleuchtete wie zufällig ihre Schenkel.
Als er dann zu ihnen ging, begannen sie, wie Sklavenhändler auf einer Auktion durcheinanderzurufen, ihre Vorzüge zu preisen und Versprechungen zu machen, was sofort in Spott umschlug, als er das Mädchen aus Galeoth bei der Hand nahm. Trotz des Alkohols konnte er vor Aufregung kaum atmen. Wie schön sie aussah – so weich und unverdorben!
Sie nahm eine Kerze, die vor einigen Votivbildern stand, zog ihn in die Dunkelheit, führte ihn zur letzten in einer Reihe armseliger Unterkünfte, warf ihre Decke ab und kroch unter das fleckige Leder. Achamian folgte ihr und beugte sich keuchend über sie, um die blasse Herrlichkeit ihres nackten Leibs tief einzuatmen. Die Wand am anderen Ende der Unterkunft bestand nur aus zusammengebundenen Lumpen, durch die er Hunderte von Menschen durch einen dunklen Seitenweg drängen sah.
»Du willst es mir besorgen, ja?«, fragte sie ihn ganz selbstverständlich.
»O ja«, murmelte er. Warum war er so außer Atem?
Gütiger Sejenus.
»Und das gleich mehrmals, was, Baswutt?«
Er lachte nervös und spähte noch mal durch den Lumpenvorhang. Zwei Männer beschimpften einander und begannen, sich direkt vor Achamian zu prügeln, was ihn zurückzucken ließ.
»Mehrmals, ja«, sagte er und wusste, dass dies der höfliche Weg war, den Preis auszuhandeln. »Wie oft? Was meinst du?«
»Ich denke viermal… Vier silberne
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