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Der Prinzessinnenclub

Der Prinzessinnenclub

Titel: Der Prinzessinnenclub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Reider
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im Kampf vor den Prinzen geworfen und mit seinem eigenen Körper den Speer aufgefangen, der eigentlich den Prinzen treffen sollte. Der Speer ist durch den Bauch von dem Fritz Ferdinand hindurchgegangen und hinten wieder rausgekommen.« Sissi machte eine bedeutungsvolle Pause.
    »Und weiter?«, drängte Emma ungeduldig. Sissi zuckte die Achseln. »Na ja, der arme Fritz Ferdinand war natürlich tot, aber der gerettete Prinz, der hat die Familie meines Urahnen in den Adelsstand erhoben. Aus Dankbarkeit, versteht ihr?«
    Wir nickten. Das war ja nicht so schwer zu kapieren.
    »Ja, und warum habt ihr dann heute euren Adelstitel nicht mehr?«, wollte Emma wissen. »Ich meine, du heißt doch nicht ›von Lilienthal‹, oder etwa doch?«
    »Nein, leider nicht.« Sissi schüttelte betrübt den Kopf. »Aber nur weil ein anderer Urahne von mir unseren schönen Titel wieder verspielt hat!«
    »Wie denn das?«, fragte ich.
    »Na ja, dieser Schwachkopf hat den Titel als Pfand bei einem Kartenspiel eingesetzt, weil er kein Geld mehr hatte«, erklärte Sissi. »Dann hat er das Spiel verloren und unsere Familie war ihren schönen Adelstitel wieder los. - Ist das nicht gemein?«
    Emma und ich nickten betroffen. Und plötzlich ging mir ein Licht auf. »Und dieser bayerische Prinz damals«, rief ich aufgeregt. »Also der, dem dein Vorfahre Fritz Ferdinand das Leben gerettet hat, das war bestimmt ein Vorfahre von … von...«
    »... von Prinzessin Sissi, ganz genau«, bestätigte Sissi feierlich, »der späteren Kaiserin von Österreich.«
    Ich nickte. So langsam begann ich zu verstehen, warum Sissi all diese komischen, altmodischen Kleider trug und warum sie sich diese seltsamen Frisuren machte: Meine neue Freundin Severine Amalie Lilienthal fühlte sich als eine Art moderne Prinzessin Sissi, weil ihr eigener Urahne vor Urzeiten dem Urahnen von der echten Prinzessin Sissi das Leben gerettet hatte. - Boah, was für eine Geschichte...!
    »Bist du denn sicher, dass das alles auch wirklich stimmt?«, fragte Emma plötzlich zweifelnd.
    »Wie bitte?« Sissi sah Emma empört an. »NATÜRLICH stimmt das! Warum hätte mir meine Großmutter irgendwelche Märchen erzählen sollen?«
    »Ich meinte ja nur...«, sagte Emma unsicher. »Die Geschichte klingt schon etwas... äh... verrückt, oder nicht?«
    »Manchmal ist das Leben eben verrückt«, stellte Sissi ungerührt fest. Sie nahm sich einen Apfel aus der Obstschale, die Mama uns hingestellt hatte, und biss hinein. Für sie war das Thema offensichtlich beendet. Sissi schien nicht bereit zu sein, ihre merkwürdige Familiengeschichte in irgendeiner Weise in Zweifel zu ziehen.
    Und plötzlich fand ich das alles irgendwie sehr komisch. »Also, fassen wir zusammen«, kicherte ich: »Ich bin Prinzessin Diana, Sissi ist Prinzessin Sissi...« Ich sah Emma an. »Jetzt fehlt nur noch, dass du auch eine Prinzessin bist.«
    »Oh, das bin ich tatsächlich!«, platzte Emma heraus.
    Sissi und ich fuhren herum. »Wie bitte??!!«
    »Na ja... zumindest werde ich so genannt«, erklärte Emma zögernd und errötete schon wieder. »Aber darauf bin ich nicht gerade stolz.«
    »Aha, und wer nennt dich Prinzessin?«, wollte Sissi wissen.
    Ich selber kannte die Antwort ja schon, erinnerte mich gut an die kleine Szene zu Beginn der Einschulungsfeier vor ein paar Tagen.
    Emma seufzte. »Mein Vater! Er sagt ständig, dass ich seine kleine Prinzessin bin. Früher fand ich das ja auch ganz niedlich und so. Da hab ich mich sogar selber dauernd als Prinzessin verkleidet! Bei jeder Geburtstagsparty bin ich im rosa Rüschenkleidchen rumgelaufen und habe darauf bestanden, eine goldene Krone zu tragen.« Emma schielte uns unter ihren dunklen Ponyfransen an. »Schrecklich peinlich, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nö, warum denn? Das haben wir doch alle getan, oder, Sissi?«
    Sissi nickte glucksend. »Ja, klar! Meint ihr etwa, ICH hätte mich jemals als Piratin oder Indianer oder so was verkleidet...?«
    Stimmt, das war bei Sissi unvorstellbar!
    »Wisst ihr, wovor ich richtig Angst habe?«, gestand Emma uns dann leise. »Dass Papa mich mal vor anderen Leuten ›Prinzessin‹ rufen könnte!«
    Ich kicherte. »Aber das hat er doch schon getan!«, platzte ich heraus. »Ganz laut! In der Feierstunde! Ich hab’s genau gehört!«
    »Was? Das habt ihr mitgekriegt?!! Oh Gott, das ist ja schrecklich!« Emma sah so verzweifelt aus, dass ich einen Moment lang fürchtete, sie würde in Tränen ausbrechen. Himmel, musste ich denn damit

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