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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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die Tiefe stürzen. Waller selbst war offenbar unbewaffnet. Er stand einfach nur da in seiner Fettleibigkeit und zeigte ein rätselhaftes Lächeln.
    Wallers Stimme hallte durch den weiten Raum. »Spielen wir das Spiel ›richtig oder falsch‹«, sagte er.

    »Leck mich!«, zischte Bryson in kalter Wut. »Dein wirklicher Name ist Gennadi Rosowski.«
    »Richtig«, antwortete Waller, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Du hast am Moskauer Institut für Fremdsprachen studiert. «
    »Richtig.« Und schmunzelnd fügte er hinzu: » Pravil’no. Otlichno .« Korrekt. Ausgezeichnet.
    »Du gehörst zum GRU.«
    »Fast richtig. Um genau zu sein: Das Verb muss in der Vergangenheitsform stehen. Ich gehörte.«
    Bryson hob die Stimme und schrie: »Und es war alles dummes Zeug, was du mir über unsere Mission gesagt hast, von wegen ›Welt retten‹! Du hast die ganze Zeit über für die andere Seite gearbeitet.«
    »Falsch«, sagte Waller laut und deutlich.
    »Es reicht, ich habe genug von deinen Lügen, du Miststück !«
    »Richtig.«
    »Zum Teufel mit dir. Was treibst du eigentlich hier?«
    »Auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt wie General Tsai klinge: Der Lehrer tritt auf den Plan, wenn für seinen Schüler die Zeit reif ist.«
    »Mir steht nicht der Sinn nach buddhistischen Kalendersprüchen«, schnauzte Bryson.
    Plötzlich waren Schritte zu hören, das Klirren von Waffen. Er fuhr herum und sah zwei grün uniformierte Soldaten mit angelegten Karabinern in die Halle stürmen. Bryson drückte ab. Gleichzeitig krachten Schüsse aus Wallers Richtung. Die beiden Wachposten stürzten zu Boden; es hatte sie erwischt. Bryson tauchte ab und kam neben Ang Wus Leiche zu liegen. Er wälzte den schlaffen Körper zur Seite und zerrte ihm den Gurt der Maschinenpistole über den Kopf, die er statt Wallers Waffe in beide Hände nahm und auf den Eingang richtete, wo er weitere Soldaten vermutete. Aber da waren keine.
    Er nahm die Pistole aus Ang Wus Hand und steckte sie in die Jackentasche des lächerlichen Anzugs, den er als Hesketh-Haywood
trug. Auch die Messer, die Ang Wu an den Waden getragen hatte, nahm er mitsamt den Scheiden an sich und steckte sie hinten an seinen Gürtel. Der Gürtel! Er dachte an die Alu-Vanadium-Klinge. Doch jetzt standen ihm weit wirkungsvollere Waffen zur Verfügung.
    »Hier lang!«, rief Waller und verschwand im Schatten der düsteren Zwischenetag e. »Das Gebäude ist umstellt.«
    »Wo läufst du hin?«, rief Bryson.
    »Mir nach. Im Unterschied zu dir habe ich meine Hausaufgaben gemacht.«
    Was blieb Bryson anderes übrig? Gleichgültig, was er von ihm halten mochte, Ted Waller hatte sicherlich Recht: Das Lager war von Soldaten umstellt. Und wenn es im Parterre noch einen zweiten Ausgang gab, so war er mit Sicherheit bewacht. Er würde dem Feind geradewegs in die Arme laufen. Seinem unmittelbaren Feind. Bryson hastete die Metallstiege hinauf und sah Waller in seiner ganzen Leibesfülle hinter langen Reihen abgestellter Militärfahrzeuge in einem Treppenhaus verschwinden. Im Zickzack um die dicht an dicht stehenden Hindernisse herum eilte er Waller nach, der mit einer Leichtigkeit, die ihn schon immer verblüfft hatte, über die Stufen nach oben lief. Trotzdem, Bryson war schneller und hatte bald zu ihm aufgeschlossen. »Aufs Dach!«, drängte er. »Einen anderen Fluchtweg gibt es nicht.«
    »Aufs Dach ?«
    »Unsere einzige Chance«, keuchte Waller. »Und zwar durchs Treppenhaus. Der Aufzug wäre zu langsam.«
    Als sie den dritten Treppenabsatz erreichten, waren bereits im Hintergrund die Rufe und das Getrampel der Verfolger zu hören.
    »Verdammt«, fluchte Waller. »Auf die Pastete gestern Abend hätte ich wohl lieber doch verzichten sollen. Lauf du vor.«
    Bryson zog an ihm vorbei und schwan g sich von Absatz zu Absatz, bis er schließlich die Dachtür erreicht hatte. Er trat hinaus, und stellte fest, dass er sich unter freiem Nachthimmel auf einem riesigen Parkdeck voller Jeeps und gepanzerter Fahrzeuge befand. Was nun? Was hatte Waller vor?
Wollte er etwa aufs nächste Dach springen, über die tiefe, fünf bis sechs Meter breite Kluft hinweg?
    »Brücken einreißen«, hechelte Waller, als auch er die Tür erreicht hatte. Bryson wusste sofort, was sein Ex-Ausbilder meinte. Den Verfolgern mussten Hindernisse in den Weg gelegt werden. Aber wie und womit? Es gab keine Türen, die man hätte verbarrikadieren können.
    Da waren allerdings Dutzende, Hunderte von Fahrzeugen. Bryson rannte auf die nächststehenden

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