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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Schmerzmittel, das in hoher Dosis auch halluzinogen wirkt und den Patienten delirieren lässt. Sowohl Direktorat als auch CIA hatten dieses Mittel mitunter als Wahrheitsdroge eingesetzt. Bryson langte mit der Hand an die Schlauchklemme und erhöhte die Tropffrequenz.
    »Was zum Teufel machen Sie da?«, sagte Dunne. »Legen Sie mich nur ja nicht trocken. Morphin wirkt bei mir nicht mehr. Man gibt mir jetzt härteren Stoff.«
    Die erhöhte Dosierung zeigte sofort Wirkung. Dunne wurde rot im Gesicht und begann zu schwitzen. »Sie haben’s nicht begriffen, oder?«
    »Was denn?«
    »Wissen Sie nicht, was mit seinem Kind passiert ist?«
    »Wessen Kind?«
    »Mannings.«
    Dank Elenas Recherchen wusste Bryson halbwegs Bescheid. »Er hatte eine Tochter, die gekidnappt wurde.«
    »Gekidnappt? Das trifft die Sache nicht ganz. Manning war geschieden, hatte aber eine achtjährige Tochter, sein Ein und Alles.« Dunne hatte Mühe zu sprechen. »Er war auf Besuch in Manhattan, wurde dort wegen irgendeiner Wohltat geehrt. Auf Töchterchen Ariel passte ein Au-pair-Mädchen auf. Als er am Abend nach Hause zurückkam, war das Au-pair-Mädchen ermordet und die Tochter verschwunden …«
    »Herrje.«
    »Irgendwelche Ganoven … wollten schnelles Geld machen…« Dunnes Stimme wurde immer schwächer. »Er hat Lösegeld bezahlt … umsonst. Man hat sie in eine entlegene Hütte verschleppt … in Pennsylvania.« Wieder setzte ein Hustenanfall ein. »Manning … lässt sich nichts gefallen…« Die Augen fielen ihm zu.

    Bryson wartete ab. Hatte er es übertrieben? Er stand auf und drosselte den Zufluss des Medikaments wieder. Wenig später öffnete Dunne wieder die Augen. »Er hat dem FBI seine Hilfe angeboten … aber Pustekuchen. Wir haben zwar jede Menge Satelliten, dürfen sie aber nicht nutzen, nicht im vollen Umfang … Durchführungsbestimmung 1233. Weiß der Henker…«
    Dunne schien wieder scharf sehen zu können. »Diese Arschlöcher von der Justiz … lassen keine Lauschangriffe auf das Handy der Kidnapper zu. Paragraphenterror… schützt die Intimspähre von Kriminellen. Und ein hübsches kleines achtjähriges Mädchen wird lebendig begraben… muss qualvoll ersticken.«
    »Mein Gott, was für ein Albtraum.«
    »Manning ist nie drüber weggekommen. Hat aber seine Konsequenzen daraus gezogen.«
    »Und wie sahen die aus?«
    Dunne schüttelte den Kopf und lächelte auf sonderbare Weise.
    Bryson stand auf. »Wo ist Lanchester?«, fragte er. »Es heißt, er wäre im Urlaub, irgendwo an der Pazifikküste im Nordwesten. Aber das ist dummes Zeug. Also, wo steckt er wirklich?«
    »Wo die anderen auch sind. Der ganze Haufen. Lakeside, wo sonst?«
    »Lakeside…?«
    »Mannings Haus, an diesem See bei Seattle.« Dunnes Stimme wurde wieder schwächer. Die Augen fielen ihm zu. »Und jetzt machen Sie, dass Sie hier rauskommen, Bryson. Mir geht’s nicht besonders.«
    »Wozu das Treffen?«, fragte Bryson. »Was steht an?«
    »Mann, Bryson, da rollt ein Güterzug auf Sie zu«, murmelte Dunne. »Den können Sie nicht aufhalten. Dafür ist es viel zu spät. Darum sollten Sie ihm lieber schleunigst aus dem Weg gehen.«
    Bryson sah hinter der verglasten Trennwand einen schlanken dunkelhäutigen Mann im Flur näher kommen, einen Pfleger, wie es schien, der ihm aber auf Anhieb bekannt
vorkam. Nur wusste er das Gesicht nirgends einzuordnen.
    Abrupt stand er auf und verließ das Zimmer. Er witterte Gefahr. Seiner Rolle des permanent überforderten Arztes treu eilte er den Flur entlang. Am Ende angelangt, warf er einen Blick zurück und sah den Pfleger in Dunnes Zimmer eintreten. Kein Zweifel, Bryson kannte ihn. Aber woher?
    Bryson verzog sich in einen Aufenthaltsraum voller Verkaufsautomaten, Tische und Sitzgelegenheiten. Woher, von welchem Einsatz, in welchem Land kannte er den Mann bloß? Oder hatte er ihn in seinem zivilen Leben, in der Zeit seiner Lehrtätigkeit kennen gelernt? Er zermarterte sich den Kopf.
    Nach ein paar Minuten schaute er auf den Flur hinaus. Weil niemand zu sehen war, schlich er zurück, um noch einmal einen Blick auf den Pfleger zu werfen.
    Er näherte sich Dunnes Zimmer. Die Tür stand offen. Er schaute ins Zimmer, sah aber niemanden, außer Dunne, der schlief.
    Nein.
    Der Herzmonitor piepte ununterbrochen. Alarmiert trat er näher. Das EKG schrieb eine horizontale Linie. Dunnes Herz hatte zu schlagen aufgehört. Er war tot.
    Mit Blick auf das Stativ Nummer IV sah er, dass die Schlauchklemme voll geöffnet und die

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