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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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italienischen Anzug – und den voll gestopften Taschen war es für sie alles andere als leicht, sich in dem felsigen Gelände zu bewegen. Bryson wusste in etwa, wo sie sich befanden; von der Satellitenaufklärung darüber informiert, wo die Spanish Armada vor Anker lag, hatte er vorsorglich die CIA-eigenen Karten von der galizischen Küste Spaniens genau studiert. Er wähnte die Ortschaft Finisterre – oder Fisterra, wie die Gallegos sie nannten – ganz in der Nähe. Finisterre, »wo das Land aufhört«, war Spaniens westlichster Punkt und früher die Grenze der Spanien bekannten Welt, ein Ort, an dem unzählige Schmuggler zwischen Klippen und Muschelbänken ihr grausames, aber gnädig schnelles Ende gefunden hatten.
    Es war die Frau, die als Erste wieder einen Ton von sich gab. Zitternd vor Kälte setzte sie sich auf einen Stein, langte sich mit der Hand an den Kopf und zog eine, wie sich jetzt zeigte, blonde Perücke vom Kopf, unter der kurz geschnittene,
rötlich braune Haare zum Vorschein kamen. Daraufhin kramte sie eine wasserdicht verschlossene Plastiktasche hervor und entnahm ihr ein kleines weißes Kunststoffkästchen, einen Behälter für Kontaktlinsen. Mit routinierten Bewegungen tippte sie mit der Zeigefingerkuppe gegen die Augäpfel, nahm die farbigen Linsen heraus und ließ sie in dem Kästchen verschwinden. Die strahlend grünen Augen waren zu dunkelbraunen geworden. Bryson sah ihr, ohne ein Wort zu sagen, fasziniert zu. Dann zog sie aus der Plastiktüte auch noch einen Kompass, eine laminierte Karte und eine winzige Taschenlampe. »Wir können hier natürlich nicht lange bleiben«, sagte sie. »Die Küstenwache wird jeden Quadratmeter Strand absuchen. Mein Gott, was für ein Albtraum !« Sie schaltete die Taschenlampe ein, schirmte das Licht nach außen ab und studierte die Karte.
    »Wieso habe ich das Gefühl, dass Ihnen Albträume dieser Art nicht ganz fremd sind?«
    Sie schaute von der Karte auf und bedachte ihn mit scharfem Blick. »Bin ich Ihnen etwa eine Erklärung schuldig?«
    »Sie schulden mir gar nichts. Sie haben, um mich zu retten, Ihr Leben aufs Spiel gesetzt, und ich würde nur gern wissen, warum. Übrigens, ich finde, braune Haare stehen Ihnen besser als blonde. Auf dem Schiff haben Sie gesagt, Sie seien Waffenschiebern auf der Spur. Im Auftrag des israelischen Geheimdienstes?«
    »Gewissermaßen«, antwortete sie ausweichend. »Und Sie… CIA?«
    »Gewissermaßen.« Seine Mitteilsamkeit beschränkte sich prinzipiell nur auf das, was zur Verständigung unbedingt nötig war, und er hielt jetzt genauere Auskünfte für unnötig.
    »Und Ihre Absichten, Ihre Interessen?«, hakte sie nach.
    Nach kurzem Zögern antwortete er: »Sagen wir, dass ich mir Klarheit über eine bestimmte Organisation zu verschaffen versuche. Aber lassen Sie mich noch einmal fragen: Warum? Warum geben Sie Ihre Deckung auf, die aufzubauen wahrscheinlich sehr mühsam gewesen ist, und riskieren Ihr Leben für mich?«
    »Mir blieb leider nichts anderes mehr übrig.«

    »Wieso?«
    »Ich habe den dummen Fehler gemacht, Sie zu warnen, und dabei außer Acht gelassen, dass Calacanis überall seine Überwachungskameras installiert hat.«
    »Woher wussten Sie, dass man Sie im Auge hat?«
    »Weil ich, kurz nachdem der ganze Ärger anfing, zu Boghosian gerufen wurde. Boghosian ist – war – Calacanis’ Chefschläger. Und wenn der jemanden zu sich zitiert, weiß man, was das zu bedeuten hat. Sie haben sich wahrscheinlich die Aufnahmen der Überwachungskameras angesehen. Wie auch immer, mir war klar, dass ich fliehen musste.«
    »Aber damit ist noch nicht beantwortet, warum Sie mich überhaupt gewarnt haben.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich konnte Sie nicht einfach ins offene Messer laufen lassen. Schließlich besteht meine Aufgabe ja gerade darin, zu verhindern, dass sich Terroristen und Fanatiker an Unschuldigen vergreifen. Außerdem habe ich kaum für möglich gehalten, dass ich mich dadurch selbst in Gefahr bringe – was offenbar ein Irrtum war.« Sie studierte immer noch die Karte und schirmte dabei das Licht der Taschenlampe ab.
    Bryson war bewegt von der Offenheit der Frau und fragte: »Haben Sie einen Namen?«
    Sie blickte wieder auf und zeigte ein halbes Lächeln. »Ich bin Layla. Und ich bin sicher, Sie heißen in Wirklichkeit nicht Coleridge.«
    »Jonas Barrett«, sagte er, mehr nicht. Soll sie doch weiter bohren, dachte er. Nähere Informationen würden zu gegebener Zeit auszutauschen sein. Lügen, Legenden und

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