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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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allesamt codiert und nicht zu entschlüsseln waren. Der
Hausherr schien also über eine spezielle Fernsprecheinrichtung zu verfügen oder zumindest über »schwarze Telefone«, mit denen sich Telefongespräche, Faxe oder E-Mails verschlüsseln beziehungsweise entschlüsseln ließen.
    Während Layla und Bryson von Raum zu Raum schlenderten, fielen ihm die vielen, kostbaren Gemälde an den Wänden auf. Sie brachten ihn auf eine Idee.
     
    In einem kleinen Zimmer im Obergeschoss saßen zwei Männer im Halbdunkel beieinander, beschienen vom gespenstisch bläulichen Geflacker mehrerer Monitore. Die vielen blanken Edelstahlteile, die Kabelbäume und Leuchtdioden machten sich vor den uralten Mauern aus wie eine Installation moderner Kunst. Jeder der Monitore zeigte – aus verschiedenen Winkeln – einen Raum des Châteaus. Dies wurde durch kleine Kameras ermöglicht, die in den Wänden oder Einrichtungsgegenständen der einzelnen Räume versteckt waren und den Sicherheitskräften vor den Bildschirmen gestochen scharfe Bilder lieferten. Per Zoomfunktion ließen sich zum Beispiel die Gesichter einzelner Gäste des Hauses nah heranholen und als digitalisiertes Bild mit den Porträtvorlagen aus einer gigantischen Datenbank namens Network abgleichen. Jede zweifelhafte Person konnte so identifiziert und, wenn nötig, diskret hinauskomplimentiert werden.
    Schalterknöpfe wurden gedrückt, und auf einem der Monitore vergrößerte sich ein Gesicht, das die beiden Männer aufrasterten und in Augenschein nahmen. Es war das Gesicht eines Mannes mit silbergrauen Haaren, kräftigem Kiefer und wettergegerbter Haut. Die den Sicherheitskräften vorliegende Gästeliste wies ihn als James Collier aus Santa Fe, New Mexico, aus.
    Nicht, dass die beiden Männer an den Monitoren das Gesicht des Gastes wiedererkannt hätten, im Gegenteil, was sie auf ihn aufmerksam machte, war die Tatsache, dass sie ihn noch nie gesehen hatten. Der Mann war eine unbekannte Größe und allein aus diesem Grund für Arnauds wachsame Angestellten Ziel der Aufmerksamkeit.

    Jacques Arnauds Frau Gisèle war eine große Frau aristokratischen Formats mit Hakennase und grau melierten Haaren. Der Haaransatz war ungewöhnlich hoch und die Gesichtshaut überaus straff gespannt, was untrüglich davon zeugte, dass sie regelmäßig Gast einer Schweizer »Klinik« war. Bryson entdeckte sie in einer Ecke der Bibliothek, wo sie eine kleine Gruppe von Gästen unterhielt, die förmlich an ihren Lippen hingen. Bryson wusste, wie sie aussah, hatte er doch in der Bibliothèque National de France mehrere Jahrgänge von Paris Match durchgeblättert, in der Gisèle auf den Gesellschaftsseiten immer wieder und häufig abgebildet wurde.
    Ihre Zuhörer waren sichtlich von ihrer Klugheit beeindruckt, und jedes ihrer Aperçus löste einen Sturm der Begeisterung aus. Layla nahm einem Kellner zwei Champagnerflöten ab, die er auf einem Tablett angeboten hatte, als Bryson auf ein Gemälde deutete, das über Madame Arnauds Kopf hing. Er eilte darauf zu, positionierte sich in Hörweite der Gastgeberin und schwärmte: »Fantastisch, findest du nicht auch? Hast du je sein Porträt von Napoleon gesehen? Einzigartig – er stellt ihn als römischen Kaiser dar, als Ikone, als lebendes Standbild.«
    Seine Auslassung hatte den gewünschten Effekt. Madame Arnaud konnte nicht anders, als sich der Stimme zuzuwenden, die das bewunderte, worauf sie selbst so stolz war. Sie bedachte Bryson mit einem huldvollen Lächeln und sagte in fließendem Englisch: »Ah, und haben Sie je einen so hypnotischen Blick gesehen, den Ingres seinem Napoleon in die Augen legt?«
    Bryson erwiderte ihr Lächeln und strahlte mit dem Gesichtsausdruck desjenigen, der endlich eine verwandte Seele gefunden hatte. Er verbeugte sich und streckte die Hand aus. »Sie sind bestimmt Madame Arnaud. James Collier. Ein wundervoller Abend.«
    Mit den Worten »Entschuldigen Sie mich bitte« verabschiedete sie sich von ihrem kleinen Zuhörerkreis und trat auf Bryson zu. »Wie ich sehe, sind Sie ein Bewunderer von Ingres, Mr. Collier.«

    »Ich bewundere Sie, Madame. Ihre Gemäldesammlung zeugt von wahrem Kunstverstand. Oh, darf ich vorstellen, eine Freundin, Layla Sharett aus der israelischen Botschaft.«
    »Wir sind uns schon begegnet«, antwortete die Gastgeberin. »Freut mich, Sie wiederzusehen.« Sie nahm Laylas Hand, blieb mit ihrer Aufmerksamkeit aber bei Bryson. In jüngeren Jahren schien sie, wie er zu erkennen meinte, von

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