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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Ecke hinausragte und setzte sein Auge an das kleine Okular. Jetzt konnte er die beiden Männer deutlich erkennen. Der eine – kompakt gebaut, kahlköpfig und mit dicker schwarzer Brille – war allem Anschein nach Jacques Arnaud. Sein Gegenüber war hoch gewachsen und hatte ein großes, pausbackiges Gesicht. Bryson erkannte ihn erst auf den zweiten Blick: Es war Anatoli Prischnikow.
    Prischnikow, die mutmaßlich treibende Kraft hinter der Galionsfigur im Präsidentenbüro des Kreml.
    Bryson bewegte sein Periskop ein wenig zur Seite und entdeckte einen dritten Mann, der erschreckend nahe, gleich hinter der Ecke, auf einem Stuhl saß. Offenbar ein Wachposten, wahrscheinlich bewaffnet. Ein weiterer Schwenk mit der Sehhilfe zeigte ihm eine weitere Wache, die auf der Hälfte des Gangs vor einer großen Tür mit eisernen Beschlägen stationiert war.
    Die Tür zu Arnauds Büro.
    Sie befanden sich in einem fensterlosen Flügel des Châteaus, der dadurch für die Einrichtung eines Büros im Grunde wenig geeignet erschien. Doch für Arnaud kam es in erster Linie auf Sicherheit an, nicht auf schöne Ausblicke.

    Den Gebärden nach, die die beiden Männer austauschten, schienen sie ihre Unterhaltung beendet zu haben. Gemeinsam gingen sie davon – zum Glück in die entgegengesetzte Richtung. Bryson und Layla konnten getrost bleiben, wo sie waren.
    Nachdem er das Periskop wieder zusammengeschoben und weggesteckt hatte, gab er Layla mit knappen Zeichen zu verstehen, dass sie gefunden, wonach sie gesucht hatten: die Schaltstelle von Arnauds geschäftlichen Aktivitäten.
    Schnell und mit leisen Schritten ging er den Korridor ein Stück zurück bis zur geöffneten Tür eines Zimmers, an dem sie soeben vorbeigekommen waren: ein dunkler, spärlich möblierter Salon, der offenbar nur selten genutzt wurde. Er warf einen Blick auf seine Patek-Philippe-Uhr, deren Zifferblatt im Dunklen leuchtete. Nachdem eine volle Minute verstrichen war, gab er Layla ein Zeichen und betrat den Raum.
    Layla machte sich auf den Weg und torkelte, scheinbar beschwipst, den Gang hinunter auf Arnauds bewachtes Privatbüro zu. Unvermittelt brach sie in schallendes Gelächter aus und brabbelte vor sich hin, so laut, dass der erste Wachposten jenseits der Ecke hören musste, was sie sagte. »Hier muss doch, verflixt noch mal, irgendwo ein Lokus sein.«
    Um die Ecke wankend, traf sie auf den bewaffneten Posten, der auf einem zierlichen antiken Stuhl hockte. Er richtete sich auf und musterte sie mit schroffer, abweisender Miene. » Puis-je vous aider? « Kann ich Ihnen helfen?, fragte er förmlich und mit einer Stimme, die sehr ungehalten klang. Er wirkte noch recht jung – Ende zwanzig, Anfang dreißig –, hatte kurzes schwarzes Haar, buschige Brauen und ein rundes, teigiges, unrasiertes Gesicht. Die schmalen Lippen waren kämpferisch aufeinander gepresst.
    Kichernd taumelte sie auf ihn zu und antwortete provozierend: »Ich weiß nicht. Trauen Sie sich zu, mir helfen zu können? Wen haben wir denn da? Un homme, un vrai – ein echtes Mannsbild. Mal was anderes, als diese alten Knacker da unten.«
    Die Miene des Wachpostens entspannte sich. Er war offenbar zu der Erkenntnis gelangt, dass diese Frau keine
Gefahr für Arnauds Allerheiligstes darstellte. Seine Wangen liefen rot an. Kein Zweifel, er fand Gefallen an Laylas Rundungen, die das tief geschnittene Schwarze so verführerisch zur Geltung brachte. »Verzeihung, Mademoiselle«, sagte er, sichtlich nervös. »Bleiben Sie bitte zurück. Sie dürfen nicht weiter.«
    Layla lächelte neckisch und stützte sich mit ausgestrecktem Arm an der Wand ab. »Aber warum sollte ich weiter wollen?«, flötete sie verführerisch. »Mir scheint, ich bin am Ziel meiner Wünsche.« Sie fuhr mit der Hand die Wand entlang und rückte, die Brust voran, näher an ihn heran.
    Der junge Wachposten grinste verhalten und warf einen nervösen Blick auf seinen Kollegen am anderen Ende des Korridors, der aber keine Notiz von ihm zu nehmen schien. »Bitte, Mademoiselle …«
    Sie senkte die Stimme. »Vielleicht helfen Sie mir … die Toilette zu finden.«
    »Die ist dahinten. Sie müssen daran vorbeigekommen sein«, antwortete er und versuchte, einen sachlichen Ton anzuschlagen, was ihm allerdings nicht besonders gut gelang.
    »Aber ich finde mich hier einfach nicht zurecht«, hauchte sie lasziv. »Zeigen Sie mir, wo’s langgeht.«
    Wieder sah sich der Wachposten nach seinem Kollegen um, doch der war so weit entfernt, dass er von alledem

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