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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Welt angerufen werden.

    Schnell und mit geschickten Handgriffen öffnete Bryson das Gehäuse. Die Bürotür war versperrt, und der Wachposten würde mindestens noch eine halbe Stunde verhindert sein, doch er fürchtete, dass Jacques Arnaud plötzlich wieder auftauchen könnte. Wenn er dann den einen Wachposten nicht und den anderen schlafend anträfe, würde er deren Nachlässigkeit vielleicht der besonderen Partystimmung zurechnen, die nun einmal auch auf das Personal abfärbte. Voraussetzung war natürlich, dass Layla den erregten jungen Mann weiterhin beschäftigt halten konnte. In dieser Hinsicht hatte Bryson allerdings kaum einen Zweifel.
    Für ihn kam es jetzt ausschließlich darauf an, möglichst schnell zu Werke zu gehen.
    Er breitete die elektronischen Innereien des Apparates vor sich auf der polierten Schreibtischplatte aus, zog den Chip aus seiner Halterung und inspizierte ihn im hellen Schein der Tensor-Leuchte.
    Genau dieses Teil hatte er vorzufinden gehofft. Weil er speziell für eine sehr kleine Anzahl untereinander vernetzter Anwender produziert wurde, war dieser Kryptochip relativ groß und klobig. Allein die Tatsache, dass Arnaud ein solches Teil nutzte, deutete unmissverständlich darauf hin, dass er mit einer kleinen, international und im Geheimen agierenden Gruppe in Verbindung stand. War er womöglich einer der heimlichen Spitzenmänner des Direktorats?
    Aus der Innentasche seines Jacketts zog Bryson einen Gegenstand hervor, der wie ein kleines Transistorradio aussah. An dessen Seite befand sich ein Schlitz in der Größe des Münzeinwurfs eines Geldautomaten. Dahinein steckte er nun den Kryptochip und schaltete das Gerät ein. Eine Anzeigenleuchte wechselte von grün auf rot und zehn Sekunden später wieder auf grün. Damit waren die im Chip gespeicherten Daten abgelesen und aufgezeichnet. Bryson lauschte auf Stimmen oder Schritte, doch es war nichts dergleichen zu hören. Beruhigt steckte er den Chip auf die Platine zurück, und nach wenigen Minuten war der ganze Apparat wieder zusammengebaut. In seinem Lesegerät waren alle Schlüsseldaten – eine ellenlange Folge von Binärcodes und
algorithmischen Vorschriften – abgespeichert. Das Codierschema wechselte mit jedem Telefonanruf und generierte sich jedes Mal neu. Bryson hatte jetzt aber alle möglichen Kombinationen kopiert. Sie im gegebenen Fall anzuwenden, war ein äußerst kompliziertes Geschäft, für das es allerdings Spezialisten gab.
    Wenige Augenblicke später schlenderte Bryson über den Flur zurück in Richtung Party. Der Wachposten hing immer noch schlafend in seinem Stuhl. Wenn er – etwa in zehn Minuten – wieder zu sich käme, würde er aller Wahrscheinlichkeit nach darauf verzichten, Alarm zu schlagen, denn zu gestehen, dass er sich von einem einzigen Mann hatte überwältigen lassen, hätte bestimmt unangenehme Konsequenzen für ihn.
     
    Im chambre de fumeur hatte der junge Wachposten seine Hose heruntergelassen und das Hemd aufgeknöpft. Er wähnte sich schon fast am Ziel seiner Wünsche. Layla streichelte ihm mit der Hand über den Bauch und knabberte an seinem Hals. Ihr war klar: Sehr viel länger würde sie ihn nicht mehr hinhalten können. Sie warf einen Blick auf ihre kleine goldene Armbanduhr. Dem Plan nach war es jetzt bald an der Zeit, dass …
    Ein schlurfender Laut auf dem Steinboden vor der Tür.
    Das abgemachte Zeichen. Bryson hatte sich genau an die Zeitvorgabe gehalten.
    Sie hob ihre kleine schwarze Samttasche vom Boden auf und gab dem jungen Mann einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange. » Allons «, sagte sie kurz angebunden und eilte zur Tür. Der Wachmann gaffte ihr mit offenem Mund nach; sein Gesicht war puterrot, die Miene entgeistert. » Les plus grands plaisirs sont ceux qui ne sont pas réalisés «, flüsterte sie zum Abschied und verschwand im Flur. Die schönsten Freuden sind die unverwirklichten. Und ehe sie die Tür hinter sich zuzog, fügte sie hinzu: »Aber ich werde dich nie vergessen, mein Freund.«
    Laylas Handtasche war inzwischen um einiges schwerer geworden; sie hatte die Beretta darin versteckt. Dass der
junge Mann, so wütend und frustriert er auch sein mochte, Meldung machte, war nicht anzunehmen, denn er hatte sich als Wachposten einen unverzeihlichen Fehltritt erlaubt. In einem kleinen Klappspiegel prüfte Layla ihr Make-up, frischte das Lipgloss auf und kehrte in den Festsaal zurück. Bryson war, wie sie feststellte, auch soeben erst eingetroffen.
     
    Ein kleines

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