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Der Protektor (German Edition)

Der Protektor (German Edition)

Titel: Der Protektor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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Sie, mache ich da?“
    „Da bin ich gespannt.“
    „Ich steige ins Auto und fahre durch die Stadt. Ganz langsam, ich habe da so meine Stellen… Etwas passiert immer. Entweder lädt die Sittenpolizei die Mädchen von der Bertegsgatan ein oder Kriminelle haben jemanden überfallen und ihn mit einer Ahle durchlöchert, oder irgendein Idiot hat einen anderen Idioten überfahren! Wenn gar nichts ist, fahre ich in Richtung Garvaregarden oder Trosa … Dort geht mir ganz bestimmt was ins Netz.“
    „So.“
    „Wenn ich’s treffe, bin ich vor den Herrschaften mit den weißen Helmen da. Ich zücke die Kamera und habe alles, was ich brauche. Ein paar Spitzen gegen die langsame Polizei und so… Sie kennen das ja. Doch sie sind’s gewöhnt. Es kommt ihnen sogar zupass, denn sie schwenken hinterher im Landtag die Zeitung und verlangen eine Erhöhung ihres Etats. Ist es Ihnen jetzt klar?“
    „Glänzend!“, sage ich. „Prosit auf Ihre Erfahrung!“
    Er hebt das Glas mit der Cognak Cola, setzt es dann ab, und seine Miene verfinstert sich. Über seine kahle Stirn kriechen Fältchen.
    „Na“, sagt er, „finden Sie das gut? Ist ja widerlich!“
    Was er damit meint, weiß ich allerdings nicht. Doch er deutet mit den Augen auf meine Cola.
    „Möchten Sie nicht lieber eine Cola forte?“
    So nennt man hier also die Erfindung.
    „Warum nicht“, willige ich ein. „Aber zur Kompensation für meine Leber erzählen Sie mir, was dort auf der Straße genau geschehen ist.“
    „Wissen Sie“, grinst er, „das ist nun schon ein Gespräch. Mir wär’s lieber, ich würde Sie interviewen, aber wo wir einmal angefangen haben.“
    „Sie angefangen haben“, korrigiere ich ihn.
    „Mnja. Also, was…“ Er überlegt kurz. „Es war einfach ein Pechabend. Ich fuhr bis Garvaregarden, komme zurück – nichts.
    Ich dachte schon, ich müsste meine Reserven angreifen.“
    „Was für Reserven?“, fragte ich verwundert.
    „Ich habe da so ein, zwei Fälle, schon ein bisschen älter… Sie verstehen?“
    „Ist klar.“
    „Und gerade an die dachte ich, als ich an die Kurve kam. Ich hätte mir fast das Genick gebrochen, so unerwartet kam es. Ich brachte das Auto nur mit Mühe zum Stehen, dann sah ich als zuerst auf die Uhr. 22 Uhr 28! Ich schaltete das Fernlicht ein und sprang mit der Kamera heraus.“
    „Einen Moment!“, sage ich. „Das heißt, aus Krongatan in Richtung Garvaregarden ist Ihnen kein anderer Wagen begegnet, und Sie waren als Erster dort?“
    Nein!“ Lundgren schüttelt den Kopf. „Da war schon einer vor mir da, ein Landrover. Zwei Männer und eine Frau…“
    „Was haben die gemacht?“
    „Die Männer zogen ihn raus… es wusste ja niemand, dass er schon tot war. Und die Frau schrie wie von Sinnen. Eine blöde Geschichte.“
    „Und sonst hatte niemand gehalten?“
    „Ich muss ja nur wenige Minuten nach dem Unfall dazugekommen sein. Sonst war niemand da.“
    „Wer hielt danach an?“
    „Wer? Sie wollten nicht, die Schweinehunde!“
    Er brummt etwas, das, wie ich vermute, in den wohlanständigen Sprachführern für Ausländer fehlt.
    Ich schweige.
    „Und warum wundern Sie sich?“, knurrt Lundgren. „Anhalten, damit man nachher von Behörde zu Behörde geschleift wird!
    Halten sie bei Ihnen an?“
    „Im Allgemeinen ja.“
    „Aha, im Allgemeinen.“
    „Warten Sie“, sage ich. „Jetzt der Reihe nach. Also zuerst der Landrover. Zwei Männer, die den… Verletzten auf Ihrem Foto?“
    Ich gebe ihm den Ausschnitt. Er schaut einen Moment darauf und deutet auf die Ecke, dorthin, wo man einen Schatten sieht.
    „Dann kam auch der andere Wagen“, fügt Lundgren hinzu.
    „Übrigens wollte er sich drücken, der Misthund, aber ich habe mich ihm mit der Kamera in den Weg gestellt und ihn fotografiert, und da hat er’s mit der Angst gekriegt, ich könnte ihn in die Zeitung bringen.“
    „Und wer hat sich um den Fahrer des Lasters gekümmert?“
    Lundgren überlegt, dann hebt er die Schultern.
    „Ehrlich gesagt, das weiß ich nicht mehr. Sicherlich jemand von uns, denn ich habe ihn auch gesehen, er lebte. Bewusstlos, aber am Leben. Er wimmerte wie…“
    Das ist nicht gut. Sie haben Bresson aus dem Autowrack geholt, sich bemüht, ihn zu retten. Wenn es irgendwelche Indizien gegeben hat, haben die beseitigt und andere hinzugefügt werden können, einschließlich meines Freundes vom Nachmittag.
    Übrigens ist das natürlich. In solchen Fällen denkt niemand an die Folgen und daran, dass jemand wie ich in den Spuren

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