Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
Schmerz einstellte, aber sie konnte kaum den ersten Stein auf ihn werfen, weil er Geheimnisse bewahrt hatte. Außerdem hatte er bis zu einem gewissen Grad durchaus recht. Eigentlich hatte sie es sogar verdient.
    »Und später?«, fragte sie leise.
    »Ich schätze, ich habe mich einfach daran gewöhnt«, meinte er. »Ich habe es nicht einmal Araris verraten.«

    »Das brauchtest du auch nicht«, erwiderte Araris.
    »Was?«, fragte Tavi. »Aber bis gestern Nacht habe ich nie …«
    »… darum gebeten, die Elementarlampen in deinem Zimmer zu löschen«, sagte Araris. »Ich habe keinen Tag verpasst, wenn du zum Üben mit Kitai draußen warst.« Er lachte. »Und du hast doch nicht wirklich gedacht, du könntest ein wenig Metallkräfte gegen mich einsetzen, ohne dass es mir auffällt?«
    »Oh«, sagte Tavi.
    Isana runzelte die Stirn. »Du hast es auch gewusst, Araris? Und es mir nicht verraten?«
    »Es war doch wohl nicht meine Angelegenheit«, erwiderte er.
    »Ich verstehe«, sagte Isana.
    »Still«, zischte Tavi.
    Sie verstummten. Schwere Schuhe, wie sie kein Seemann trug, donnerten im Schiff über den Rumpf. Hohle, eigentümlich gedämpfte Stimmen sprachen. Es gab Rufe, Schreie und ein Geräusch, als würde etwas verschoben. Einige Minuten später hörte der Lärm auf.
    Nicht lange danach teilte sich der hölzerne Rumpf des Schiffes wieder, und nebenbei fiel Isana auf, dass irgendjemand auf geschickte Weise seine Wasserkräfte einsetzte, damit kein Tropfen in das Schiff eindrang. Vermutlich war es das Werk der Hexer.
    Die Planken des Rumpfes schoben sich unter sie und schlossen sich, wodurch sie angehoben wurden und wieder im seichten Becken der Hexenmeister standen. Demos erwartete sie.
    »Das ist glimpflich abgelaufen«, sagte er leise. »Ihr müsst aber trotzdem hier unten im Frachtraum bleiben, bis wir abgelegt haben. Möglicherweise kommen sie zurück, und dann werdet ihr vermutlich noch einmal nass werden.«
    »Haben sie auch bestimmt nichts gefunden?«, erkundigte sich Tavi.
    Demos schüttelte den Kopf. »Das wäre verdächtig gewesen. Sie haben zwei Verstecke mit einigen Unzen Aphrodin entdeckt, außerdem eine Kiste mit Weinflaschen, die keine Marken von den
Steuereinnehmern hatten, und einen Ballen Seide aus Kalare, die gegenwärtig nicht eingeführt werden darf.«
    Isana blinzelte. »Und sie haben dich nicht verhaftet?«
    »Wozu gibt es Geld?« Er wandte sich zum Gehen. »Ich lasse euch etwas Warmes nach unten bringen. Sobald eure beiden Freunde eintreffen und wir Erlaubnis zum Auslaufen erhalten, setzen wir die Segel. Vermutlich irgendwann morgen früh.«
    Tavi nickte. »Danke, Demos.«
    »Ich tue nur meine Arbeit«, sagte er und ging.
    Jetzt stieg Tavi aus dem Becken, setzte sich an ein Schott und zog die Knie vor die Brust. Er ließ den Kopf sinken und schlief wieder ein.
    Isana betrachtete den geschundenen jungen Mann und seufzte. Schließlich sagte sie: »Sollte ich mir wegen seiner Elementare Sorgen machen?«
    »Etwas stimmt nicht mit seinem Wirken«, antwortete Araris. »Aber was genau, kann ich nicht erklären. Jedenfalls habe ich noch nie gesehen, wie er einen Elementar manifestiert hat. Nicht einmal gestern Nacht.«
    »Wenn er gekonnt hätte …«, setzte Isana an.
    »… hätte er es bestimmt getan«, beendete Araris den Satz. Er rümpfte die Nase und warf einen Blick auf Varg, ehe er den Cane so hinlegte, dass sein Kopf nicht ins Wasser rutschen konnte. »Hier riecht es nach nassem Hund.«
    Sie lächelte schwach. »Ich sollte mich wieder um ihn kümmern. Da ist noch einiges zu erledigen.«
    Araris nickte und stieg aus dem Becken. »Wie geht es deinem Arm?«, erkundigte er sich.
    »Tut weh«, sagte sie, »ist aber nichts Schlimmes. Sobald ich mit den beiden fertig bin, kümmere ich mich darum.«
    Er wirkte nicht gerade glücklich über diese Antwort, widersprach jedoch nicht. »Gut.« Schon im Umdrehen begriffen, hielt er inne. »Sollte ihm nicht jemand erzählen, was … zwischen uns ist?«

    Ihre Wangen wurden wieder heiß. »Ich … Was sollen wir ihm denn sagen?«
    »Dass wir uns lieben«, erwiderte Araris entschlossen. »Dass wir, sobald der Alltag wieder eingekehrt ist, zusammenleben wollen.«
    Sie blickte ihn an und schluckte. »Und das … das möchtest du wirklich?«
    Araris sah sie an und lächelte sanft. »Das weißt du doch genauso gut wie ich.«
    Sie lächelte, und trotz des kalten Wassers war ihr plötzlich sehr warm.
    Araris setzte sich neben ihren Sohn, um ihn im Schlaf zu bewachen,

Weitere Kostenlose Bücher