Der Puppenfänger (German Edition)
als sie bei fünfzehn angelangt war. Sie tauchte mit ihm unter, kam irgendwann wieder hoch, hörte Wasser, das auf den Fliesenboden platschte, sah das verdutzte Gesicht ihres Kommissars inmitten der schwimmenden Jasminblüten und stellte fest: »Du siehst klasse aus! Das nächste Mal nehme ich Rosen. Ich glaube, die stehen dir noch besser.«
»Ich muss sofort duschen, ich rieche wie …«
»Nicht jetzt«, unterbrach sie ihn, ehe sie ihn erneut unter Wasser zog. »Wir gönnen uns den Nachtisch vor dem Hauptgericht.«
*
»Schöllens Tochter Paula spricht sehr undeutlich«, sagte Dieter viel später, als sie am gedeckten Küchentisch vor seinem Versöhnungsmenü saßen.
»Ich habe sie auch zuerst nicht verstanden. Ihre Mutter musste mir anfangs jedes Wort übersetzen«, stimmte Heide zu.
Dieter schaufelte Salat auf seinen Teller, probierte einen Bissen und nickte zufrieden, bevor er weitersprach. »Die Kleine brabbelte immerzu von einem Ichad. Als ich Simone Schöllen fragte, wer damit gemeint sei, hat sie mich sehr ungeschickt angelogen und etwas von einer Ilka gefaselt, die gemeinsam mit ihrer Tochter die Krabbelgruppe besucht. Paula hat ihr allerdings energisch widersprochen.«
Heide zündete die Kerzen an, hob ihr Glas und prostete ihm zu. »Darauf, dass wir ab sofort in diesem Fall miteinander arbeiten und nicht gegeneinander, Kommissar.«
»Nur im Geheimen, meine Schöne. Offiziell hältst du dich raus«, erwiderte er und hob ebenfalls sein Glas. »Warum lachst du?«
»Sei dankbar, dass du Frieden mit mir geschlossen hast. Nur deswegen verrate ich dir, dass der Männername Richard in Paulas Sprache Ichad heißen könnte.«
Dieter betrachtete sein Steak, schnitt es an und begutachtete die Schnittfläche. Das Fleisch war auf den Punkt genau gebraten. Das machte ihm so leicht niemand nach. Auch dieser lächerliche Furz Alexander Hammer nicht. »Wieso gerade Richard?«, wollte er wissen. »Es gibt sicherlich mehrere Namen, die auf Ichad passen.«
Heide, die ihn beobachtete, konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie würde ihm entgegenkommen, den Anfang machen und etwas von ihrem Wissen preisgeben. Während sie ihm von dem Wagen hinter Schöllens Haus erzählte und ihm den Namen des Halters verriet, griff sie nach der Salatschüssel. Sie war bemüht, möglichst unauffällig ausschließlich Tomaten auf den Löffel zu schieben und dabei Nudeln, Käse und Schinken an den Schüsselrand zu verbannen. Ständig verführte Dieter sie mit leckeren Dickmachern. Irgendwann war sie fett wie eine Mettwurst und ihr Kommissar schaute sich nach einer frischen dünnen Porreestange um.
Heide aß langsam, aber mit Appetit, trank zwischendurch ein Schlückchen Wein, sprach über Richard Wanner und fühlte sich rundum zufrieden. Noch etwas mehr Praxis und Dieter kochte bald ebenso gut wie Alexander. Ab sofort würde sie es sich richtig gutgehen lassen und in der Küche keinen Topf mehr anfassen, um ihrem Liebsten die Möglichkeit zu geben, sein Können weiter zu verfeinern. Allerdings teilte ihr Kommissar ihr im Moment lediglich Fakten mit, die sie bereits kannte. Dazu gehörte auch, dass Laxhoff eine ansehnliche kriminelle Karriere hingelegt hatte, die von einigen kleinkriminellen Scharmützeln bis zu einer langjährigen Haftstrafe wegen bewaffneten Raubüberfalls reichte. Sie war geduldig und konnte warten. Keine Information ohne Gegeninformation! So war es immer gewesen, und so sollte es bleiben.
»Schau mir in die Augen, Kleines«, begann er das alte Spiel zu spielen, nachdem sie mehrere Male demonstrativ gegähnt und stirnrunzelnd, aber schweigend in ihr Weinglas geschaut hatte.
Sie lächelte und spielte mit. »Ich weiß etwas, was du nicht weißt, Humphrey.«
»Verrate es mir, Kleines!«, forderte er.
»Das kostet!«
»Ich weiß.«
»Heute Nachmittag habe ich Simone und ihre Kinder in Begleitung eines Mannes am Alten Hafen in Nordhorn gesehen. Ein Brillenträger, schlank, akkurat geschnittenes, dunkles, graumeliertes Haar, schmales Gesicht. Er war nur wenige Zentimeter größer als Simone.«
Dieter griff in den Brotkorb, brach ein Stückchen von einer Baguettestange ab und tunkte es in das Salatdressing. »Wir konnten Laxhoffs Brieftasche am Leichen-Fundort sicherstellen. Der Fundort ist übrigens nicht der Tatort.« Er schob seinen Stuhl zurück und verschränkte die Arme hinter dem Nacken.
»Wie wurde Laxhoff erschossen?«, fragte Heide amüsiert, weil sie in der Miene ihres Liebsten den Unwillen über den
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