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Der Puppenfänger (German Edition)

Der Puppenfänger (German Edition)

Titel: Der Puppenfänger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joana Brouwer
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momentanen Erfolg seiner Polizeiarbeit lesen konnte.
    »Aufgesetzter Kopfschuss«, knurrte er abweisend.
    »Und welche Waffe wurde benutzt?«, hakte sie unerbittlich nach.
    »Die Tatwaffe konnten wir bisher nicht sicherstellen. Wir tappen absolut im Dunkeln.«
    Auch der Klang seiner Stimme zeigte ihr, dass er mit den bisherigen Ermittlungsergebnissen mehr als unzufrieden war.
    »Ich denke, Simone wurde regelmäßig misshandelt. Ihr Rücken und auch ihre Arme sind übersät mit blauen Flecken und Blutergüssen. Wer, wenn nicht Schöllen, sollte sie dermaßen brutal über einen längeren Zeitraum verprügelt haben?«, sagte Heide.
    »Ich habe mir das Foto angesehen, das auf dem Küchentisch lag. Hat das eine besondere Bedeutung, Heide? Es ist bereits einige Jahre alt.«
    »Ich habe es in Herrn Buttenstetts Dunkelkammer gefunden. Es zeigt Beate Buttenstett und Alexandra Rosenbring. Diese Fotografie war eine unter vielen Aufnahmen von den beiden. Deswegen bin ich stutzig geworden. Ursprünglich wollte ich mich bei Alexandra Rosenbring über Beate informieren. Allerdings entwickelte sich die Sache anders, als ich angenommen hatte.«
    »Wer ist Alexandra Rosenbring?«
    »Ich weiß es nicht, Dieter«, erwiderte Heide und erzählte ihm von Tante Martha.
    »Die ältere Dame, die deiner Oma Lydia ähnelt, hat also angedeutet, Alexandra Rosenbring sei gestorben.« Eines wusste Dieter sicher. Wenn Tante Martha Oma Lydia ähnelte, dann mochte er sie auch. Lydia und er waren ein Herz und eine Seele, seit er ihr ein gestohlenes Handtäschchen zurückgebracht hatte.
    Heide nippte an ihrem Wein, streckte den Arm aus und griff nach dem Foto, das Dieter zuoberst auf das Sideboard gelegt hatte. ›Geh auf den Kirchhof und guck dich da mal um‹, hatte Tante Martha gesagt und auch, dass vor ein paar Jahren zu viel über die Familie Wanner geredet worden sei und man ihr das Leben schwergemacht habe.
    »Ich denke, ich habe einen Fehler gemacht, Dieter.«
    Dieter blickte sie fragend an.
    »Ich hätte mir den Friedhof in Holte ansehen müssen. Räumst du das Geschirr in die Maschine? Ich möchte in der Bibel lesen.«
    »Warum?«, fragte er und lachte laut auf. »Willst du deine Badezimmer-Sünden beichten? Heirate mich, meine Schöne, dann ist zumindest diese Beichte überflüssig.«
    Heide schüttelte energisch den Kopf. Bis eben hatte sie angenommen, Tante Martha sei etwas seltsam, doch je länger sie überdachte, was die alte Dame von sich gegeben hatte, desto sicherer wurde sie, dass jedes von Marthas Worten ein gezielter Fingerzeig gewesen war. Eine Art Wegweiser. Die Bemerkung, sie sei ein Christenmensch und kein Chinese, genau wie der Hinweis auf Lukas, Kapitel 6, Vers. 37.
    Dieter stellte die Teller übereinander und brachte sie in die Küchenzeile. Heide hatte ein sehr feines Gespür. Falls sie der Ansicht war, ein Besuch auf dem Friedhof würde sie in den Ermittlungen weiterbringen, dann wollte er sich dem nicht in den Weg stellen. »Was hältst du von einem Samstagsausflug in den Hümmling? Schauen wir uns die Grabstätte der Familie Wanner an.«
    »Zu Laxhoffs und Schöllens Familie werden wir auf dem Friedhof in Holte keine Informationen finden«, überlegte Heide laut. »Helen hat in Erfahrung gebracht, dass Schöllen mit seiner Mutter und seinem Bruder in einem kleinen Dorf in der Niedergrafschaft wohnte und dort in die Schule ging. Später sind sie sehr oft umgezogen.«
    *
    Er hatte Schöllens Versteck langsam umrundet und den Wagen an der Rückfront hinter einem verfallenen Schuppen so geparkt, dass er vom Feldweg aus nicht zu sehen war. Nachdem er ausgestiegen war, öffnete er den Kofferraum, hob die Benzinkanister heraus und trug sie zum Schuppen. Er stellte sie vor der niedrigen Holztür ab, machte sich an dem Schloss zu schaffen und verschwand kurz darauf mit seiner Fracht im Inneren der baufälligen Bude. Als er nach einer Weile zurückkam, nahm er den dunklen Umhang vom Beifahrersitz, schlüpfte hinein, setzte die Maske auf, zog seine grünen Gummistiefel an und streifte die Handschuhe über. Es war nur eine Frage der Zeit, dann würde jeder vergessen haben, dass ein Mensch mit dem Namen Gerald Schöllen jemals existiert hatte. Er selbst kannte niemanden, der Gerald Schöllen vermissen würde.
    *
    Schöllen wachte auf, als der Schattenmann die Hütte betrat. An der Dunkelheit, die sich vor die Ritzen der hölzernen Fensterläden geschoben hatte, erkannte er, dass wieder eine Nacht angebrochen war. Einen Moment

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