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Der Puppenfänger (German Edition)

Der Puppenfänger (German Edition)

Titel: Der Puppenfänger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joana Brouwer
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Unterlagen gefunden, dessen Gekicher sich entlud, als sie ihre Aktenmappe während einer geschäftlichen Besprechung öffnete. Lediglich der Lachsack und Dieter hatten diese Episode in die Kategorie Ein witziger Vormittag eingeordnet.
    Im Monat davor waren es Sorgenpüppchen gewesen, mit denen er sie veräppelt hatte. Sie hatte die Figürchen in einem rotkarierten Stoffbeutel auf ihrem Nachttisch entdeckt. Dieter hatte grinsend und mit blitzenden Augen am Kleiderschrank gelehnt, Heide beobachtet und ihr versichert, ab heute müsse sie nicht mehr ihm, sondern einem der Püppchen ihre Sorgen erzählen und das kleine Ding danach unters Kopfkissen legen. Am nächsten Morgen wären ihre Sorgen verschwunden.
    *
    Als Dieter die Wohnung betrat, empfingen ihn ein verführerischer Duft und Katie Meluas schmeichelnde Stimme. Er warf seine Jacke über die Garderobe, ging in die Küche, stellte seine Einkaufstüte auf die Spüle, verstaute die Lebensmittel im Kühlschrank und wollte das mitgebrachte Obst in die Schale auf den Küchentisch legen, als er das bunte Durcheinander entdeckte, das sich auf der Tischplatte ausbreitete. Er kam augenblicklich zu dem Schluss, dass die Sammlung weiblicher Eitelkeiten ihren Ursprungsaufenthalt in einer schwarzen Reisetasche gehabt hatte, die von seiner Schönen ›Meine Handtasche‹ genannt wurde. Vermutlich hatte sie den Inhalt der Tasche auskippen müssen, um in dem eindrucksvollen Wirrwarr überhaupt etwas zu finden. Es war weiß Gott erstaunlich, welch unterschiedliche Dinge Heide − außer ihrer Waffe − täglich bei sich trug.
    Ein Foto, das eine jugendliche Beate Buttenstett neben einem sehr hübschen Mädchen zeigte, fand Dieters besonderes Interesse. Er betrachtete es, las auf der Rückseite: Alexandra Rosenbring und Beate, Holte, im Frühling 1990 und stellte fest, dass Heide darunter das aktuelle Datum geschrieben hatte. Anschließend packte er den Handtascheninhalt auf einen Stuhl, brachte die Obstschale in die Küche und beschloss, den Tisch zu decken, Eier und Nudeln für den Salat zu kochen, Mozzarella, Tomaten und Parmaschinken klein zu schneiden und den Parmesan zu reiben. Auch das geplante Dressing ließ sich gut vorbereiten. Aus Erfahrung wusste er, dass Heide liebend gern stundenlang in der Wanne lag. Der Stimmung zwischen ihnen konnte es bestimmt nicht schaden, gönnte er seiner Liebsten erst einmal etwas Ruhe.
    *
    Eine halbe Stunde später stand er im Badezimmer und betrachtete eine Weile das entspannte Antlitz seiner Angebeteten, ihre geschlossenen Augen und die unzähligen Blütenblätter, unter denen sie, zu seinem Bedauern, ihren Körper versteckte, ehe er sie begrüßte und sich zu ihr auf den Wannenrand setzte.
    »Hallo, meine Schöne.«
    Heide riss die Augen auf. »Puh, habe ich mich erschrocken. Ich habe dich nicht so früh erwartet!«
    »Ich möchte gerne mit dir die abschließenden Friedensverhandlungen einleiten. Eigentlich hatte ich dies bereits für den Nachmittag geplant, aber entweder war ich beschäftigt oder dein Handy war besetzt.«
    »Eine Badezimmer-Friedenskonferenz«, frotzelte Heide. »Das hört sich vielversprechend an. Welchen Vorschlag bringen Sie in die Verhandlungen ein, Herr Kommissar?«
    »Ich habe eingekauft und werde der gnädigen Frau heute Abend etwas Delikates kochen und dazu ein Glas Merlot kredenzen, falls Gnädigste das Dessert übernehmen.«
    »An welche Nachspeise haben Herr Kommissar gedacht?«
    »Die Art, die Form und den Geschmack dieser Delikatesse dürfen die Dame selbst bestimmen.«
    »Ein Essen und ein Fläschchen Wein reichen nicht aus, um zu einem erfolgreichen Friedensabschluss zu kommen, da Ihre Angebetete fast gesättigt ist, Herr Kommissar. Sie hat vor einer knappen Stunde mit großem Genuss ein Strumpfband verspeist. Wünschen Herr Kommissar tatsächlich ein zufriedenstellendes Ergebnis der Verhandlungen, wäre er gezwungen, sein Angebot aufzustocken.«
    »Was halten Madame von einem kleinen Appetizer in Form eines Kusses?«
    »Als Auftakt zu einem vielversprechenden Einigungsgespräch ist ein Kuss, gekoppelt an einige intensive Streicheleinheiten, durchaus geeignet.«
    Erwartungsvoll legte Heide den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Während sie seine Lippen, seine Zunge und seine Hände fühlte, beschloss sie, vorerst zu genießen und die geplante Attacke erst bei der Zahl Zehn auszuführen. Sie zählte, kam bis drei, vergaß weiterzuzählen, setzte irgendwann neu an und riss ihn zu sich ins Blütenmeer,

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