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Der Puppenfänger (German Edition)

Der Puppenfänger (German Edition)

Titel: Der Puppenfänger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joana Brouwer
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geklärt?«
    »Nein.«
    »Würden Sie uns diesen Umstand bitte genauer erläutern?«, hakte er sofort nach.
    Richards Gesichtszüge erstarrten. Er schloss einen Moment die Augen und atmete tief durch. »Das müssen Sie schon allein herausbekommen. Ihre Kollegen haben sich damals nicht mit Ruhm bekleckert.«
    »Wir müssen Ihr Alibi überprüfen, Herr Wanner«, sagte Dieter.
    Richard Wanner nickte. »Selbstverständlich, ich schreibe Ihnen die Adresse meiner Mutter auf. Übrigens, Simone kann Ihnen kein Alibi präsentieren. Sie war den Montag über mit Reisevorbereitungen beschäftigt. Wir wollten ja ursprünglich am Mittwoch Deutschland verlassen. Darüber waren übrigens nur meine Mutter und Dr. Volker Heidmann, ein langjähriger Freund unserer Familie, informiert. Glauben Sie mir, Simone könnte keiner Fliege etwas zuleide tun.«
    »Sprechen Sie über den Rechtsanwalt Dr. Heidmann?«
    »Ja.«
    »Eines begreife ich nicht«, merkte Dieter an. »Warum diese Heimlichkeiten, Herr Wanner? Warum hat Frau Schöllen nicht die Scheidung eingereicht und reinen Tisch gemacht?«
    »Simone hat Angst vor ihrem Ehemann, davor, dass er die Kinder als Druckmittel gegen sie einsetzt. Sie befürchtete, er könnte wieder gewalttätig werden. Bis jetzt hat er die Kinder nicht geschlagen, aber sie ist der festen Meinung, sie und die Mädchen können sich ihm nur entziehen, solange er ihre Pläne nicht kennt. Es ist ihr nicht leichtgefallen, sich für mich zu entscheiden. Ihre ältere Schwester hat ihr nie genügend Freiraum gegeben, um sich zu entfalten, und Schöllen hat ihr mit seiner rabiaten Art jedwedes Selbstbewusstsein genommen.«
    »Bevor wir uns verabschieden, noch eine Frage, Herr Wanner«, sagte Dieter, als er vor den beiden anderen den Wohnraum verließ. »Nennt die kleine Paula Sie Ichad?«
    »Ja«, Wanner lächelte.
    »Gut kombiniert, von der Heide«, dachte Dieter, während er Richard Wanner ansah und ganz plötzlich in dessen Augen etwas von der Lebensfreude fand, die wahrscheinlich irgendwann einmal das herausragende Merkmal seines Charakters gewesen war.
    Wanner griff nach einem Block und einem Stift, die auf der Kommode im Flur lagen, und notierte den Namen und die Adresse seiner Mutter. Dann riss er das beschriebene Blatt ab, reichte es Dieter.
    »Wie haben Sie es geschafft, neben dem Verhältnis mit Simone Schöllen eine so liebevolle Beziehung zu ihren Kindern aufzubauen? Mussten Sie nicht ständig befürchten, dass die Kleinen Ihr Geheimnis – absichtlich oder nicht – ausplaudern?«, fragte Dieter.
    »Simone und ich haben lange überlegt, wie ich am schnellsten mit den Kindern vertraut werden könnte, ohne dass es einem Außenstehenden auffiel. Schließlich haben wir beschlossen, dass ich die Bambini-Gruppe des Tennisvereins übernehme. Inga ist ein sportliches Ausnahmetalent. Ich trainiere sie fast täglich. Darum verwundert es niemanden, dass sie oft über ihren Trainer spricht. Inga und ich verbringen sehr viel Zeit miteinander.«
    »Paula hat noch einige Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache«, stellte Dieter fest und registrierte, dass Herr Wanner ein Mann war, der sein Handeln exakt plante. Diese Planungen betrafen nicht allein sein berufliches Leben. Sie schlossen das private mit ein.
    Wanner schmunzelte. »Das ist richtig. Keiner ist bisher darauf gekommen, dass Paula mich meint, wenn sie über Ichad spricht. Weder ihre Tante Beate noch ihr Vater.«
    Irrtum, schoss es Dieter durch den Kopf. Heide hatte sofort eine Verbindung zwischen der Bezeichnung Ichad und dem Männernamen Richard gezogen.
    »Jetzt, da Sie wissen, dass Simone und ich ein Paar sind, würde ich sie und die Kinder gerne bis zu unserer Abreise zu mir nach Nordhorn holen. Mir würde es wesentlich besser gehen, wüsste ich sie in meiner Nähe.«
    »Machen Sie das«, erwiderte Dieter. »Nur sollten Sie sich zu unserer Verfügung halten. Das gilt auch für Frau Schöllen.«
    *
    »Wir werden Wanners Alibi noch heute Vormittag überprüfen«, sagte Dieter nachdenklich, als sie zu ihrem Auto gingen. »Zeitnah, bitte! Ich will verhindern, dass man sich abspricht. Falls das nicht bereits geschehen ist. Wir fahren jetzt nach Holte und reden mit seiner Mutter. Anton und Torben suchen Dr. Heidmann auf. Seine Privatadresse herauszufinden dürfte nicht schwierig werden. Die Kanzlei befindet sich in Osnabrück.«
    »Du traust Richard Wanner nicht?«
    »Einige Bemerkungen, die er von sich gegeben hat, verdienen durchaus, noch einmal genauer unter die

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