Der Purpurkaiser
Glühkugel, die ungefähr die Größe eines Hühnereis hatte. Sie stieg sanft empor, als Nymph sie losließ, dann dehnte sie sich aus und wurde heller, bis alle gut zu sehen waren.
Sie befanden sich in einem breiten Gang, an dessen Wänden schimmernde Metallrohre entlangliefen. Es war unglaublich heiß hier und aus dem Boden drang ein rhythmisches Wummern.
Blue sagte leise: »Nymph…«
»Ich sehe ihn«, sagte Nymph.
Pyrgus folgte ihrem Blick. Ochlodes lag auf dem Boden dahingestreckt. Er hielt immer noch die zerschmetterten Überreste seines Bogens fest.
So, wie sein Kopf lag, war klar, dass er sich den Hals gebrochen hatte.
Vierundachtzig
E inen Moment lang hatte Brimstone mächtig Schiss – er hatte sich nicht mit einem Schutzkreis aufgehalten und nun musste er plötzlich eine gewaltige Horde Dämonen in den Griff kriegen. Er hob die Hand und schrieb mit dem Finger eine Reihe Befehlssiegel. Sie hätten als flammende Zeichen in der Luft erscheinen müssen, aber nichts geschah. Er versuchte es noch einmal. Wieder nichts. Dann fiel ihm ein, dass Magie in der Gegenwelt anders funktionierte, und er fluchte leise. Man musste jede Visualisierung erden!
Die Dämonen verteilten sich in der Kirche, sprangen über Kirchenbänke und kletterten die Wände hinauf. Einer fing an, erbittert auf die Statue eines Heiligen einzuschlagen. Brimstone zog ein Stück Pergament aus seiner Tasche und biss sich kräftig in die Kuppe des rechten Daumens. Als das Blut tropfte, zeichnete er die Siegel grob auf das Blatt:
»›Gib dieser Haut die Macht, dass sie erfülle diese Zeichen‹«, rief er mit schmerzverzerrtem Gesicht. (Sich selbst in den Daumen zu beißen hatte sich als unglaublich schmerzhaft erwiesen.) »›Die Zeichen, welche geschrieben sind mit meinem Blute, auf dass sie die Macht erhalten zu tun, was ich begehr.‹« Honorius der Große war so umständlich. »›Und mach sie so, die Haut, dass sie die bösen Streiche wehre der Dämonen, die da mit Furcht nur schauen sollen diese Zeichen und mit Zittern nur sich ihnen nähern.‹« Das sollte genügen.
Er schwenkte das Pergament in der Luft, die beschriebene Seite den herannahenden Dämonen zugewandt. »Seht ihr das?«, rief er. »Jetzt reißt euch zusammen und stellt euch in ordentlichen Reihen auf!«
Die Dämonen ignorierten ihn. Ein paar verschwanden durch das zerbrochene Fenster hoch oben in der Wand hinter dem Altar und tauchten ab in der Welt draußen. »Kommt zurück!«, schrie Brimstone. Sie waren nur eine Taxifahrt von New York City entfernt: Dämonen liefen diese Strecke in null Komma nichts. Es würde zu Tumulten kommen, wenn sie am Times Square auftauchten. Er schwenkte wieder das Papier. »Wenn ihr euch nicht sofort benehmt, dann passiert etwas mit diesem Pergament – «
Die Dämonen hörten abrupt auf herumzuwimmeln und sammelten sich auf der einen Seite des Altars. Diejenigen an den Wänden glitten linkisch nach unten. »Schon besser«, sagte Brimstone, dann ging ihm auf, dass ihr Benehmen nichts mit seinen Befehlssiegeln zu tun hatte. Eine gewaltige gehörnte Gestalt zwängte sich mühsam durch das Portal.
»Du hättest es ruhig größer machen können«, grollte Beleth. »Du weißt doch, dass ich eine Extraverbindung vom Elfenreich herstellen lassen musste.«
Der Dämonenfürst sah wesentlich besser aus als bei ihrer letzten Begegnung. Das abgebrochene Horn war nachgewachsen, und seine Haut hatte einen glutroten Farbton angenommen, der ihn aussehen ließ, als ob er innerlich brannte. Außerdem hatte er sich Klauen wachsen lassen. Oder hatte er die vorher auch schon gehabt? Brimstone schüttelte den Kopf. Das wäre ihm bestimmt aufgefallen.
»Honorius hat nicht gewusst, wie man die Größe des Portals ändert«, erklärte er. »Und wenn doch, dann steht davon jedenfalls nichts in seinem Buch.« Er sah Beleth wachsam an und war sich umso mehr bewusst, dass es keinen Schutzkreis gab, aber der Fürst streckte sich nur ausgiebig.
»Ist ja auch egal«, sagte Beleth. »Du hast ein funktionierendes Portal errichtet, und das ist die Hauptsache.«
»Dann sind wir jetzt quitt?«, fragte Brimstone rasch. »Kann ich jetzt gehen?« Er gab es nur ungern zu, aber er fühlte sich nie richtig wohl in der Gegenwelt. Zu viele Basiszauber funktionierten nicht richtig und außerdem liefen ihm hier zu viele Gestörte herum. Er hatte keine Ahnung, warum Beleth unbedingt hier Portalzugang haben wollte, aber jetzt, wo die Dämonen durch waren, hatte
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