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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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hob dann den »Kopf«. Brimstone sang jetzt, intonierte die Worte in einem gleichmäßig hämmernden Rhythmus. »Origo, Salvator, Novissimus – « Die Blutschlange begann sich im Takt zu wiegen.
    Er näherte sich dem Höhepunkt der Handlung. Er konnte die Kraft um sich herum spüren wie gebundene Blitze. Zum ersten Mal befiel ihn leiser Zweifel wegen der abgekürzten Schutzvorkehrungen und Vorbereitungen, aber daran ließ sich jetzt nichts mehr ändern. »– Primogenitus, Sapientia, Virtus, Paraclitus – « Die Blutschlange erhob sich zu ihrer vollen Größe und zog den Kopf zurück, als wolle sie jeden Moment zustoßen. Überall um Brimstone herum setzte das vertraute Orchester des Beleth ein, leise zuerst, dann schwollen die Klänge an wie bei einer Symphonie und erfüllten die Kirche. »– Via, Mediator, Medicus, Salus, Agnus, Ovis, Vitulus, Spes!«, schrie Brimstone. Die Blutschlange stieß zu.
    Mit einem reißenden Geräusch öffnete sich vor dem Altar ein Portal. Dämonen schwärmten hindurch, eine geifernde Horde.
     

Einundachtzig
     
    A ls er Königin Kleopatra fand, weidete sie gerade einen Hirsch aus. Ihre grünen Arme waren blutig bis zu den Ellbogen und auf ihren nackten Beinen waren Blutspritzer.
    »Habt Ihr keine Leute, die so etwas für Euch tun?«, fragte Fogarty neugierig.
    Sie sah ihn schief an mit diesen erstaunlichen goldenen Augen. »So arbeiten wir im Wald nicht, Torhüter.« Ihre Hände führten geschickt das Messer, während sie tiefer in den Leib vorstieß. »Wir packen alle mit an.« Sie lächelte leicht. »Ist das in der Gegenwelt anders?«
    »Ich kann mir unsere teure Königin kaum mit etwas anderem zwischen den Beinen vorstellen als einem Pferd«, murmelte er mürrisch. »Euer Majestät, ich – «
    »Kleopatra tut es auch. Oder Kleo. Im Wald besteht niemand auf Förmlichkeiten, sobald man einander vorgestellt worden ist.«
    Fogarty setzte sich auf einen Baumstumpf und war angenehm überrascht, dass er gar nicht mehr so steif war wie früher. »Ich glaube, unser kleiner Trupp steckt in Schwierigkeiten«, sagte er ohne Umschweife.
    Kleopatra setzte das Messer ab und drehte sich zu ihm um. Sie stellte keine Fragen: Sie wartete einfach. Das gefiel ihm. »Ich glaube nicht, dass der Kaiser im Palast war«, sagte er. »Ich glaube, Hairstreak hat ihn vielleicht mit in sein neues Herrenhaus hier im Wald genommen. Und ich glaube, unser Trupp versucht vielleicht genau in diesem Augenblick, in Hairstreaks Haus einzudringen.« Eigentlich nahm er an, dass der Trupp schon drinnen war und angegriffen wurde, aber da er nichts beweisen konnte, hielt er es für besser, die Sache nicht zu übertreiben.
    Merkwürdigerweise fragte ihn Königin Kleopatra nicht, wie er auf diese Idee gekommen war. Stattdessen sagte sie: »Meine Leute hätten mich wissen lassen, wenn sich der Status ihrer Mission geändert hätte.«
    »Sie hatten vielleicht keine Gelegenheit dazu«, sagte Fogarty.
    »Wenn sie zu Hairstreaks Herrenhaus gegangen wären, hätten sie durch den Wald kommen müssen.«
    Die Schlussfolgerung lag auf der Hand. Wenn sie durch den Wald gekommen wären, hätten sie hier Halt gemacht und ihr berichtet. Fogarty seufzte hörbar. »Sie werden von Pyrgus angeführt«, sagte er. »Was der Bursche tut, weiß man nie.«
    Das hörte sich alles nicht so überzeugend an, das war Fogarty klar. Abgesehen davon wusste er auch gar nicht, was er von der Königin erwartete, selbst wenn sie ihm glaubte. Aber Kleopatra sagte nur: »Sie machen sich Sorgen um den Jungen.«
    »Ja.«
    »Meine Tochter ist auch mit dabei«, sagte Kleopatra.
    Fogarty blinzelte. »Eure Tochter?« Es konnte sich nur um eine Person handeln. »Nymphalis ist Eure Tochter?«
    Die Königin nickte. »Ja.« Sie richtete sich auf. »Ich glaube, ich vertraue auf Ihre Intuition, Torhüter.«
    »Und was werdet Ihr jetzt tun?«
    »Mein Heer zu Lord Hairstreaks Herrenhaus führen«, sagte die Königin ernst. »Wenn Sie Recht haben, ist es wohl an der Zeit, sich nicht länger verborgen zu halten.«
     

Zweiundachtzig
     
    » S ag nein!«, kreischte der Wangaramas verzweifelt.
    Chalkhill, der dazu gar nicht mehr gedrängt werden musste, schrie bereits: »Nein, das mach ich nicht mit! Nicht heute. Und auch sonst nie. Lasst mich in Ruhe. Nehmt Eure Drecksfinger weg. Ich mach das nicht mit, nie und nimmer. Ihr könnt mich nicht dazu zwingen.«
    Hairstreak betrachtete ihn freundlich-amüsiert. »Ich kann Sie sehr wohl dazu zwingen«, sagte er. Er nickte zwei

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