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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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schwarz uniformierten Wachen zu, die links und rechts neben Chalkhill traten und ihn bei den Armen packten.
    »Mach sie fertig! Ich helfe dir. Verpass ihnen einen Kopfstoß!«
    »Wirst du wohl still sein!«, fauchte Chalkhill im Geiste. »Ich krieg uns hier nie raus, wenn du ständig dazwischenquatschst!«
    Als der Wangaramas in Schweigen verfiel, ging Chalkhill rasch seine Alternativen durch und stellte fest, dass er keine hatte. Er konnte mitgehen wie ein Opferlamm und auf dem Operationstisch sterben oder er konnte sich mit Händen und Füßen wehren und auf dem Operationstisch sterben. So oder so, um das Sterben kam er nicht herum.
    »Ich weiß gar nicht, warum Sie sich so zieren«, sagte Hairstreak. »Es ist doch nur ein kleiner Eingriff.«
    »Der mich umbringen wird!«, grollte Chalkhill. Er hatte immer noch schreckliche Angst vor Hairstreak, die Zeit für Höflichkeiten war längst vorbei.
    Hairstreak hob eine Augenbraue. »Wer in aller Welt hat Ihnen das denn weisgemacht?«
    Chalkhill starrte ihn an. Nur Cyril hatte behauptet, dass die Operation tödlich enden würde, und Cyril hatte sich in der Vergangenheit auch nicht gerade als vertrauenswürdig erwiesen.
    »Und wenn ich dich nun davon überzeugen könnte – «
    »Halt den Rand!«, grollte Chalkhill.
    Wenn man einmal richtig darüber nachdachte, war es für Hairstreak nicht gerade von Vorteil, ihn umbringen zu lassen – er hatte sich in der Vergangenheit als sehr wertvoll erwiesen. Vielleicht also war die Operation gar nicht lebensgefährlich. Vielleicht –
    »Ja, dann fangen wir doch an, Lord Hairstreak«, sagte Chalkhill entschieden. »Ich werde mich sehr gern operieren lassen, wenn ich Euch damit in irgendeiner Weise behilflich sein kann.« Er schüttelte die Hände der Wachen ab und marschierte forsch zur offenen Tür hinaus.
    »Neiiiiiiiiiiiiiiiiin!«, heulte Cyril in seinem Kopf.
     
    Dass er so entschlossen vorausmarschierte, war sehr schön, nur wusste er leider nicht, wohin es ging. Chalkhill blieb vor der Tür stehen und wartete, bis Hairstreaks Gorillas ihn eingeholt hatten.
    »Geht vor, meine Lieben«, wies er sie erhaben an.
    Die Wachen sahen zu Hairstreak, der ein Nicken andeutete und dann hinterhergeschlendert kam. »Ich bin erfreut, dass Sie wieder zur Vernunft gekommen sind, Jasper«, sagte er gütig. »Denn der Eingriff ist wirklich völlig ungefährlich.«
    Zu Chalkhills Erstaunen kam von Cyril nicht auch nur der leiseste Muckser.
     
    Diesen Teil von Hairstreaks Herrenhaus kannte er noch nicht, wenngleich er Gerüchte darüber gehört hatte. Sie marschierten durch ein paar finstere Grüfte und dann breite Steintreppen hinunter in eine riesige, anscheinend natürlich entstandene Höhle. Chalkhill fiel das Obsidianlabyrinth sofort ins Auge, aber er sah rasch weg und tat so, als hätte er es nicht gesehen. Wer in Hairstreaks dunklere Geheimnisse eingeweiht war, verschwand leicht spurlos. Chalkhill sah sich betont in die anderen Richtungen um und hielt nach dem Operationssaal Ausschau.
    Ihm kam ein entsetzlicher Gedanke. Vielleicht diente das ganze Gerede von der Operation nur dazu, ihn einzulullen. Vielleicht warfen sie ihn gleich in das Labyrinth, wo er –
    »Du hast’s erfasst!«, sagte Cyril plötzlich. »Genau das hat er vor! Wir müssen hier raus. Ramm ihm das Knie in die Weichen! Stoß ihm einen Finger ins – «
    Aber das konnte nicht sein. Wenn Hairstreak ihn bloß hier herunterbekommen wollte, dann hätte er es gesagt oder ihn von den Wachen herschleifen lassen. Kein Grund für eine umständliche Tarngeschichte.
    »Über Ihnen«, sagte Hairstreak.
    »Bitte?«
    »Sie haben doch nach dem Operationssaal gesucht. Er befindet sich über Ihnen.«
    Chalkhill sah nach oben.
     

Dreiundachtzig
     
    F insternis.
    »Alles in Ordnung mit Euch, Prinz Pyrgus?« Nymphs Stimme, besorgt, aber sicher. »Alles in Ordnung mit euch allen?«
    Jemand ächzte.
    »Blue? Bist du das, Blue? Was ist passiert? Was ist los, um Gottes willen?« Es war Henrys Stimme und er schien am Rand einer Panik zu sein.
    Pyrgus sagte leise: »Ich liege auf etwas Weichem – könnte lebendig sein, glaube ich.«
    »Ich bin das«, sagte Comma empört.
    »Blue? Wo bist du?«
    »Ist schon gut, Henry – ich hab mir den Kopf gestoßen, weiter nichts. Hat jemand ein Licht?«
    »Ich hab einen Funkel«, sagte Comma. »Wenn Pyrgus mal von mir runtergeht.«
    Aber Nymphalis kam ihm zuvor. Auf einmal tauchte ihr Gesicht aus der Dunkelheit auf, erleuchtet von einer tragbaren

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