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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Anästhesiezauberer, ließ zwei Kegel fallen und zerbrach einen dritten, bevor ihm der Zauber gelang. Gott allein wusste, was mit ihm nicht stimmte. Anästhesie war ja nicht gerade Raumfahrttechnik. Man brach einen Kegel – die verfluchten Dinger waren selbstentzündlich – und zielte damit in die richtige Richtung. Das war alles. Ein dressierter Affe konnte das.
    Chalkhill sah zu, wie die funkelnde Wolke sich durch den Raum kringelte, um erst auf den Purpurkaiser herabzusinken und dann auf ihn. Er seufzte tief, als die winzigen Nadelstiche von Licht seinen Körper durchbohrten. Gleich würde das Anästhetikum wirken und ihn auf Gnadenwolken aus seinem Körper davontragen, während man die Operation durchführte. Und bald würde alles vorbei sein. Er wäre den geschwätzigen Cyril los –
    »Du wirst es nicht überleben, merk dir meine Worte«, flüsterte Cyril ohne viel Nachdruck oder Überzeugung.
    – und Hairstreak wäre wieder in seiner Schuld. Es gab Schlimmeres. Viel Schlimmeres. Er wartete.
    Der Wurm war immer noch in seinem Körper.
    Er wartete.
    Immer noch keine Gnadenwolken. Aber natürlich kroch die Zeit immer dahin, wenn man auf etwas wartete.
    Er wartete.
    Ein abwegiger Gedanke kam ihm. Dieser alte Trottel, der drei Zauberkegel ruiniert hatte, bevor er es endlich schaffte, einen zu brechen, hatte die Kegel vielleicht auch selbst hergestellt?
    »Das sollte genügen«, sagte Hairstreak abrupt. Er nickte Mountain Clouded Yellow zu. »Du kannst jetzt mit der Operation beginnen.«
    Chalkhill kniff sich. Es tat höllisch weh. Er versuchte sich aufzusetzen, aber die Gurte hielten ihm problemlos stand. Er versuchte zu schreien, versuchte den Chirurgen zu warnen, dass er noch lange nicht bereit war, aber vor lauter Panik blieben ihm die Worte in der Kehle stecken.
    Der Schamane Mountain Clouded Yellow schob seine Hände mit beängstigender Geschwindigkeit in den Bauch des Purpurkaisers und riss die blutende Öffnung auf, die das neue Zuhause des Wangaramas werden sollte.
    Der Purpurkaiser brüllte.
     
    Sie befanden sich in der riesigen Höhle, aber außerhalb des Obsidianlabyrinths. Pyrgus sah sich um und merkte, dass sein Bauch sich anspannte. Über ihnen schwebten gewaltige Flöße unter der Decke, die durch Sensortechnologie gehalten wurden und jeweils durch einen sich verzweigenden Schwebeschacht zugänglich waren. Eines von ihnen trug einen großen Raum mit durchsichtigen Wänden: offensichtlich ein Zuschauerraum für alle, die sich ansehen wollten, wie der Tod im Labyrinth Ernte hielt. Daneben –
    »Da oben bewegt sich was«, sagte Blue leise.
    Pyrgus begriff in dieser Sekunde, wie ungeschützt sie waren. Zunächst waren sie einfach nur heilfroh gewesen, endlich aus dem Obsidianlabyrinth herausgefunden zu haben, aber jetzt befanden sie sich auf dem Präsentierteller – eine kleine, dicht gedrängte Gruppe auf der weiten, kahlen Fläche des Höhlenbodens. Wenn sie entdeckt wurden, konnten Hairstreaks Leute sie binnen Minuten aufgreifen.
    In seine Überlegungen hinein sagte Nymph: »Kronprinz, wir brauchen Deckung.«
    Pyrgus sagte: »Wir brauchen einen Ausgang. Hairstreak wird meinen Vater nicht unter der Erde festhalten. Es ist gefährlich, unter der Erde mit den – « Er brach ab, leckte sich die Lippen. »Sieht irgendjemand einen Weg nach draußen?«
    »Ich glaube, da drüben ist eine Treppe«, sagte Henry.
    Er hatte Recht. »Haltet euch geduckt und bleibt nicht stehen!«, sagte Pyrgus. »Henry, nimm Comma bei der Hand. Und alle – so leise wie möglich.«
    Zusammen liefen sie zu der aus dem Felsen gehauenen Treppe. Sie hatten sie beinahe erreicht, als ein Brüllen durch die Höhle hallte, das ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    »Das ist Papa!«, entfuhr es Blue prompt.
     

Dreiundneunzig
     
    E s war furchtbar gefährlich, aber sie drängten sich alle zusammen in den Schwebeschacht. Den Zugang hatte ebenfalls Henry entdeckt. Standard-Schwebezauber dienten dem Transport von maximal drei Personen bei einer Fehlerquote von zehn Prozent. Hinzu kam die Gefahr, im Schacht selbst oder beim Verlassen auf Wachen zu stoßen.
    Aber nach diesem schrecklichen Schrei zögerte niemand. Einen Moment lang zerrte der Zauber an ihnen, hob sie an, sackte durch, dann schossen sie abrupt nach oben. Comma kreischte auf, aber nur wenige Sekunden später erreichten sie eine schwebende Plattform, von der ein Netz von Gängen abging. Einer führte zu einem leeren Beobachtungsraum. Ein anderer wand sich zu einem

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