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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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offenen Torbogen, durch den eine grauenvolle Szene zu sehen war.
    Blues Vater lag nackt auf einem OP-Tisch, sein Bauch geöffnet und blutverschmiert. Darüber gebeugt ein seltsamer, gedrungener Nächtling, der mit dem Blut des Kaisers besudelt war. Neben ihm lag auf einem weiteren Tisch ein zweiter Mann angebunden. Erschrocken erkannte Blue Jasper Chalkhill, ihren Erzfeind, der eigentlich im Gefängnis hätte sitzen müssen. Hinter ihnen stand ein alter Mann in einer schäbigen Zaubererkutte, einen Ausdruck der Verwirrung und des Entsetzens im Gesicht. Und dann stand da noch die wohl bekannte, zierliche Gestalt von Lord Hairstreak.
    Nirgendwo waren Wachen! Keine Einzige!
    »Schnappt ihr euch Hairstreak!«, rief Pyrgus. »Ich kümmere mich um Vater!«
    Eine mörderische Wut hüllte Blue in einen scharlachroten Nebel, als sie sich auf Hairstreak stürzte.
     
    Nymph zog ihren Bogen und legte ruhig auf den Mann an, der sich über den Purpurkaiser beugte. Der Pfeil erwischte ihn in der Kehle, und er brach mit einem erstickten Gurgeln zusammen, während er an dem Schaft zerrte. Sie schoss ihm zwei weitere Pfeile in den Rücken, aber zu dem Zeitpunkt, als ihn der zweite traf, war er bereits tot.
    Nymph drehte sich zur Seite, um Lord Hairstreak zu töten, aber Prinzessin Blue war ihr im Weg.
     
    Henry stand regungslos dabei und war völlig aufgewühlt. Er besaß keine Waffe, mit der er wirklich etwas anfangen konnte! Warum hatte ihm niemand etwas Vernünftiges in die Hand gedrückt, eine Uzi zum Beispiel? Warum musste er hier stehen wie ein Feigling, während die anderen sich dem Kampf stellten?
     
    Pyrgus stürzte durch den Raum. Er war fast schon bei seinem Vater, da schleuderte ihm der ältliche Zauberer in dem fadenscheinigen Umhang zu seiner Verblüffung einen massiven Feuerstrahl entgegen.
    Pyrgus warf sich zu Boden. Die flammende Masse versengte ihm die Haare und traf Palaemon mitten in die Brust.
    Palaemon fiel rückwärts um, sein Rumpf ein rauchender Krater. Er zuckte zweimal, dann lag er still, die toten Augen aufgerissen, und starrte an die Höhlendecke hoch oben.
    Der alte Zauberer sah auf Pyrgus hinab, der gerade wieder hochkam, und grinste. »Diesmal treffe ich nicht daneben«, gackerte er.
    Nymph schoss ihm einen Pfeil in die Brust und er starb mit einem fiesen Grinsen im Gesicht.
     
    Hairstreak floh.
    Blue preschte ihm nach, das Kurzschwert blank gezogen. Sie würde ihn töten, Schluss und aus, pfeif auf die politischen Folgen. Der Mann war ein Stück Dreck, ein Speichelfleck auf dem Antlitz des Reiches.
    Henry zögerte nicht länger als einen halben Herzschlag, dann folgte er Blue. Nymph vertauschte ihren Bogen gegen ein beeindruckendes Messer und rannte den beiden hinterher.
    Hairstreak lief vom OP-Saal zu dem Gang, der zum Beobachtungsraum führte. Er war schnell, aber Nymph war bereits an den anderen vorbei und holte auf.
    »Überlass ihn mir!«, fauchte Blue zornig und lief schneller. Aber sie hatten ihn. Aus dem Beobachtungsraum führte kein Gang mehr hinaus. Hairstreak saß in der Falle. Dann sah Blue den Schwebeschacht. Im Gegensatz zu demjenigen, der sie nach oben getragen hatte, führte dieser direkt vom Beobachtungsraum nach unten. »Schwebeschacht!«, brüllte Blue.
    »Gesehen!«, rief Nymph. Sie schien die ganze Zeit schon Höchsttempo zu laufen, aber irgendwie zog sie jetzt noch einmal an und erreichte den Beobachtungsraum keine zwei Schritte hinter Hairstreak. Sie warf sich nach vorn und schaffte es wie durch ein Wunder, zwischen Hairstreak und den Schacht zu gelangen.
    Hairstreak machte eine kreisende Bewegung mit der Hand, und Nymph taumelte rückwärts, hielt sich den Arm. Blut quoll zwischen ihren Fingern hervor. Hairstreak sprang an ihr vorbei. Nymph griff nach ihm und verfehlte ihn.
    Blue und Henry liefen in den Raum. »Wo ist er?«, keuchte Blue und sah sich wild um. »Wo ist der Schacht?«
    Nymph wandte sich um. »Da – « Sie brach verdattert ab.
    »Er hat ihn unsichtbar gemacht!«, rief Blue.
    »Hairstreak – wo?«, fragte Henry.
    »Er hat den Schacht unsichtbar gemacht!«, rief Blue frustriert. »Mit irgendeinem automatischen Auslöser. Wir können nicht hinterher, wenn wir ihn nicht mal sehen.«
    Henry beugte sich über den Rand des Beobachtungsfloßes. Weit unten lief die schlanke Gestalt von Lord Hairstreak auf die Felsstufen zu. Nymph musste ihn ebenfalls entdeckt haben, denn sie sagte ruhig: »Lord Hairstreak wird Alarm geben. Wir müssen zu Prinz Pyrgus

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