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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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man nur noch und machte sich ein wie ein Baby, aber vielleicht durchlief man ja vorher noch eine zweite Jugend? Mit siebenundachtzig war er definitiv alt genug für Altersdemenz. Er fragte sich, ob die Heilzauberer ein Mittel dagegen hatten.
    Das Problem war nur, dass er kein Mittel dagegen wollte. Von den zittrigen Fingern einmal abgesehen fühlte er sich prächtig. Aufgekratzt und stark und optimistisch und voller Energie. Er hatte gute Lust, auf ein Rockkonzert zu gehen und die Bestuhlung auseinander zu nehmen. Dass Altersdemenz einem Lust auf Led Zeppelin machte, war ihm neu.
    Aber wenn es nicht Altersdemenz war, dann konnte es nur noch… Fogarty schüttelte den Kopf. Nein, das konnte es ja wohl wirklich nicht sein!
    Er ging vom Herrenschlafzimmer des Hüterhauses ins Bad und sah in den Ganzkörperspiegel. Sein Spiegelbild sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Es sah aus wie sein eigener Großvater. Das Merkwürdige war, dass er sich nicht alt fühlte. Er hatte sich noch nie alt gefühlt, nicht einmal, wenn die Arthritis in seinen Fingern brannte und er feststellen musste, dass er nicht mehr rennen konnte, ohne dass ihm die Brust wehtat und die Lunge pfiff. Aber so jung wie jetzt hatte er sich auch nie gefühlt. Die meiste Zeit über empfand er sich als fünfunddreißig – an einem schlechten Tag vielleicht auch als vierzig. Das war aber meilenweit davon entfernt, sich wie siebzehn zu fühlen, und so fühlte er sich jetzt.
    Das Seltsame war, wie es dazu gekommen war. Gerade noch hatte er sich Sorgen wegen Pyrgus gemacht und Blue zugehört und herauszufinden versucht, was los war. Im nächsten Moment zogen sich seine Eingeweide zusammen, pochte ihm das Herz, verwandelte sein Hirn sich in Grütze. Und alles nur, weil Madame Cardui hereinspaziert gekommen war.
    Er hatte natürlich schon von ihr gehört – sie war eine von Blues Agentinnen –, aber das hatte ihn in keiner Weise auf die Wirklichkeit vorbereitet. Madame Cardui war das mit Abstand exotischste Geschöpf, das er je gesehen hatte – groß für eine Frau, fast so groß wie er. Sie trug grässlich extravagante Sachen – ein Gewand in leuchtenden, sich ständig verändernden Farben mit passendem Kopfschmuck und an den Füßen juwelengeschmückte Schweber, die sie mindestens einen Fingerbreit über dem Boden hielten und noch größer wirken ließen.
    Sie wurde die Bemalte Dame genannt, meinte er sich zu erinnern, und es lag auf der Hand, warum. Sie war stark, beinahe theatermäßig geschminkt: War sie früher einmal aufgetreten? Er meinte, auch das gehört zu haben. Begleitet wurde sie von einem orangefarbenen Zwerg, der einen vergoldeten Käfig mit einer dicken, durchsichtigen Perserkatze darin mit sich führte. Aber so schrill dieser Auftritt auch war, am beeindruckendsten waren immer noch ihre Augen – dunkel, glänzend und klar.
    Diese Augen sahen tief in ihn hinein, während Blue sie einander vorstellte. Madame Cardui hielt ihm eine zierliche Hand hin, die von Schlangenringen wimmelte, und entblößte kleine scharlachrote Zähne zu einem Lächeln. Ihr Händedruck war fest. »Es ist mir ein solches Vergnügen, Sie kennen zu lernen, Torhüter Fogarty. Die liebe Prinzessin Blue hat mir viel von Ihnen erzählt. Darf ich Ihnen meinen Diener Kitterick vorstellen?« Sie nickte freundlich zu dem orangefarbigen Zwerg hinüber.
    Fogarty brachte kein Wort heraus. Auch dann nicht, als sie wiederholte, was sie Blue von dem drohenden Anschlag erzählte hatte, der auf jemanden aus dem Kaiserlichen Haushalt verübt werden sollte. Erst als sie am Ende der Anhörung wieder aus dem Zimmer rauschte, bekam er den Mund auf: »Madame Cardui, wie heißen Sie mit Vornamen?«
    Sie sah ihn wieder an mit diesen wundervollen Augen und sagte mit dieser wunderbaren Stimme: »Cynthia, Torhüter Fogarty. Mein Vorname ist Cynthia.«
    Damit war sie fort und Fogarty blieb zitternd zurück. Gott sei Dank hatte er es vor Blue und Pyrgus verbergen können.
    Es war lächerlich, in seinem Alter so auf eine Frau zu reagieren. Es war lächerlich, überhaupt so auf eine Frau zu reagieren. Er konnte sich nicht erinnern, so etwas je erlebt zu haben. Nicht einmal damals als junger Bursche wegen irgendeiner verpickelten ersten Liebe. Auch nicht, als er Miriam kennen gelernt hatte, die mit Mitte Zwanzig immerhin seine Frau geworden war. Zugegeben, sie war ihm manchmal ganz schön auf den Senkel gegangen, aber trotzdem…
    Die Frage war, wie es jetzt weiterging.
    Er wusste genau, was er getan hätte,

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