Der Purpurkaiser
etwas spielen?«
Blue erwachte benommen und stellte fest, dass jemand sie schüttelte. Verschlafen schielte sie an der Lampe vorbei, die er trug. »Pyrgus, was machst du denn hier?«
»Hairstreak hat den Herzog von Burgund geschickt«, flüsterte Pyrgus drängend. »Ich brauche dich. Du musst mir sagen, was ich tun soll.«
Einundzwanzig
H enry hatte eine geniale, brillante Idee, die dermaßen auf der Hand lag, dass er sich fragte, warum er nicht gleich daran gedacht hatte. Wenn er nicht herauskriegen konnte, wo Aisling seine Portalbedienung versteckt hatte, konnte er doch wenigstens mal nachsehen, ob bei Mr Fogarty noch eine war! Inzwischen war es Nacht und seine Mutter wäre ausgeflippt, wenn sie gewusst hätte, dass er nach Einbruch der Dunkelheit zu Mr Fogartys Haus wollte. Aber genau wie seine Schwester wusste seine Mutter nicht einmal mehr, wer er war; also hatte er freie Bahn.
Es regnete inzwischen. Er zog einen Regenmantel über und nahm den letzten Bus. Wenn er kein anderes Steuergerät fand, konnte er immer noch dort übernachten und morgen den ersten Bus nach Hause nehmen. Lethe-Kegel waren ihm unheimlich, aber sie hatten ihre Vorteile. Und es waren ja noch vier übrig.
Als er endlich Mr Fogartys Straße hinunterging, war er nicht mehr so optimistisch. Weil er ständig an Blue denken musste, die sich bestimmt fragte, warum er nicht bei ihr war, jetzt, wo sie ihn brauchte. Bei seinem Glück gab es kein zweites Steuergerät, und dann konnte er nur noch warten, bis ihn jemand aus dem Elfenreich holen kam.
Sein »Glück« blieb ihm treu. Er durchsuchte Mr Fogartys Haus von oben bis unten ohne auch nur annähernd so etwas wie eine Portalbedienung zu finden. Er stand schon kurz davor, seinen Kopf gegen die Wand zu schlagen, da kam ihm die zweite geniale, total brillante Idee innerhalb von drei Stunden.
Er marschierte schnurstracks zu dem Schreibtisch im Schlafzimmer und durchwühlte ihn, bis er Mr Fogartys Notizbuch gefunden hatte.
Das Notizbuch war faszinierend. Es war voll von technischen Entwürfen für alle möglichen Geräte – inklusive einer so genannten Wunschmaschine –, die alle mit Mr Fogartys kleiner, sauberer Handschrift betitelt waren. Viele Entwürfe brachen mittendrin ab, bei manchen handelte es sich um Skizzen von Maschinenteilen und Platinen und aus gar nicht mal wenigen wurde Henry überhaupt nicht schlau, aber diese kleine Erkenntnis schlug er sich lieber sofort wieder aus dem Kopf. Wenn er aus den Plänen, die er suchte, nicht schlau wurde, hatte er ein Riesenproblem. Und wenn er die Pläne nicht einmal fand, hatte er ein Riesen-Riesenproblem.
Als Henry das Notizbuch etwa zu einem Drittel durchhatte, sah er sie.
Die Zeichnung war jedoch nicht mit »Portalbedienung« überschrieben. Der Titel lautete »Psychotronischer Realitätszertrümmerer«, wobei »zertrümmerer« durchgestrichen und durch »angleicher« ersetzt worden war. Es war das »psychotronisch«, an dem Henry hängen blieb. Mr Fogarty hatte doch irgendetwas erwähnt von wegen, dass sein Portal mit einem psychotronischen Auslöser und gepumpter Ladung arbeite. Von gepumpter Ladung stand auf der Seite nichts, aber das »psychotronisch« sah schon mal gut aus.
Der Entwurf ebenfalls. Die würfelförmige Hülle erinnerte sehr an die Portalbedienung, die er bei seinem ersten Übersetzen ins Elfenreich benutzt hatte. Aus dem Inneren dagegen wurde Henry überhaupt nicht schlau. Er erkannte eine Halterung für eine dieser teuren, langlebigen kleinen Batterien, die in Quarzuhren steckten, aber ansonsten war ihm alles zu hoch. Er starrte eine ganze Weile darauf, dann beschloss er, dass es ihm ruhig zu hoch sein konnte. Er musste es ja bloß bauen. Das war wie bei einem Fernseher. Man brauchte nicht zu wissen, wie er funktionierte, man musste ihn bloß einschalten können. Wenn er Mr Fogartys Zeichnung exakt folgte, dann sollte sich das Portal auch öffnen, sobald er den Knopf drückte.
Das Problem war, dass Henry noch nie ein elektronisches Gerät gebaut hatte. Er hatte in der Schule etwas über Schaltpläne und Bauteile gelernt, es dann prompt wieder vergessen und den Kurs gewechselt, bevor sie zum eigentlichen Bauen gekommen waren. Aber Pappmodelle hatte er gebaut – so viel schwerer konnte elektronisches Zeug auch nicht sein.
Wie sich herausstellte, war es total einfach, dauerte aber länger, als Henry gedacht hatte. Was es so leicht machte, war Mr Fogartys Angewohnheit, kleine Bilder der benötigten Teile
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