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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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    »Ich glaube nicht, dass es sich um einen Doppelgänger handelt«, sagte Pyrgus. »Und auch nicht um eine Illusion.«
    Auch Blue glaubte nicht ernsthaft daran. In dem Moment, als die Gestalt die Kapuze fallen ließ, hatte sie gewusst, dass es ihr Vater war. Alles stimmte, der Körperbau, die geneigte Kopfhaltung, seine linke Hand, die er immer so merkwürdig geöffnet hielt. Außerdem musste Hairstreak klar sein, dass er mit einem Illusionszauber oder einem Doppelgänger ein, zwei Stunden oder vielleicht auch einen ganzen Tag lang durchkam, aber auf gar keinen Fall lange genug, um Einfluss auf die Führung des Reiches nehmen zu können. Den notwendigen Überprüfungen würden derartige Tricksereien niemals standhalten. Der Schein trog nicht.
    Ein gewaltiges Gefühl der Ergriffenheit durchflutete sie: Ihr Vater war wieder am Leben! Sie konnte ihn wieder ansehen, wieder seine Stimme hören. Wieder spüren, wie er mit der Hand über ihre Wange strich. Sie konnten wieder wie früher miteinander spazieren gehen und lange Gespräche führen. Alles konnte wieder sein wie früher!
    Aber so schnell, wie dieses Gefühl gekommen war, verebbte es auch wieder. Nichts war wie früher. Ihr Vater hatte jedes Gespräch, jede Berührung verweigert; er war nicht einmal im Thronsaal geblieben. Er hatte sein Gesicht gezeigt, hölzern die Vereinbarung mit Lord Hairstreak bestätigt und den Raum verlassen. Es war nicht wie früher. Ganz und gar nicht. Leise und ohne Vorwarnung fing Blue zu weinen an.
    Pyrgus war sofort an ihrer Seite, legte ihr den Arm um die Schultern. »Ist schon gut, Blue. Alles wird wieder gut.«
    Leere Worte und beide wussten sie es. »Glaubst du Hamearis?« Pyrgus sah sie ausdruckslos an. Blue blinzelte die Tränen fort. »Glaubst du ihm, dass Papa nie wirklich ermordet worden, nie wirklich gestorben ist? Dass er nur im Koma gelegen hat und dass Hairstreak ihn aus der Stasis geholt hat und er dann einfach… wieder aufgewacht ist? Glaubst du ihm das?«
    Pyrgus sagte sehr vorsichtig: »Ich halte es für durchaus möglich. Ich meine, es kommt vor, dass Menschen ins Koma fallen. Ich meine…«
    Blue packte seine Schultern und schüttelte ihn. »Glaubst du das, Pyrgus? Glaubst du, dass es so gewesen ist?«
    Pyrgus schüttelte unglücklich den Kopf. »Nein.«
    Blue starrte ihn düster an. »Sie müssen ihn zurückgeholt haben«, sagte sie. Ihre Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. Sie hingen über ihnen wie ein Urteil zur Verdammnis.
    Pyrgus sagte nichts.
    Mit aller Kraft riss Blue sich zusammen und trocknete sich mit einem Zipfel ihres Gewands die Augen. Sie schüttelte den Kopf. »Gar nichts wird wieder gut.« Für einen Moment dachte sie, gleich wieder weinen zu müssen, aber sie zwang die Tränen zurück und sagte energisch: »Jemand soll den Torhüter holen.« Nachträglich fügte sie hinzu: »Und Madame Cardui. Ich glaube, wir werden allen Rat brauchen, den wir bekommen können.«
     
    Obwohl Madame Cardui im Palast übernachtete, war sie dem Diener zufolge, der sie hatte holen sollen, nicht in ihren Gemächern. Zum Glück hatte Torhüter Fogarty sie offenbar gefunden. Jedenfalls trafen die beiden zusammen ein. Aus irgendeinem Grunde wirkten sie sehr vergnügt, aber Blue ging nicht weiter darauf ein, sondern erzählte gleich, was passiert war.
    »Hairstreak kann die Toten wieder zum Leben erwecken?«, warf Mr Fogarty ein, als Blue einmal kurz Atem holte.
    »Nekromanten können das«, sagte Pyrgus. Er schien sich zu schämen, als redete er über eine widerliche Obszönität. »Manche. Sehr wenige. Die meisten können nur mit ihnen reden… mit den… den…«
    »Aber einige können es?«, drang Fogarty in ihn. »Einige können es tatsächlich?« Seiner Aufgeregtheit nach zu schließen hatte er ein persönliches Interesse an der Frage.
    »Wenn… Sie wissen schon, wenn die… wenn die… wenn alles nicht schon zu weit fortgeschritten ist.«
    »Du meinst, wenn die Leiche noch nicht zu verwesen angefangen hat?«
    Pyrgus schluckte schwer. »Ja.«
    »Warum habt ihr es dann nicht gleich getan?«
    Pyrgus starrte ihn verdattert an. »Wir?«
    »Blue und du. Ja.«
    »Papa wieder zum Leben erweckt?« Blue sah ihn aus großen Augen an. Seine Frage schien sie sprachlos zu machen.
    »Ihr hattet ihn doch gern, oder?« Fogartys Blick wanderte verwirrt zwischen ihnen hin und her. »Und warum wird nicht jeder wieder zum Leben erweckt? Nach einer Schlacht oder so?«
    Schweigen. Dann sagte Blue leise: »Es ist verboten, Mr

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