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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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ganze Platte kommt mit raus«, sagte der Endolg geduldig.
    »Und darunter kommt was?« Nun war Henry doch gespannt. Er wollte sich keine falschen Hoffnungen machen, aber…
    »Ein Abfluss. Er ist ein bisschen dreckig und jemand von deiner Statur wird sich ganz schön durchquetschen müssen, aber wahrscheinlich reicht es gerade.«
    »Wahrscheinlich?«, wiederholte Henry.
    »Nun ja, wenn du die Platte anhebst, kannst du es ja selbst beurteilen«, sagte der Endolg. »Wenn du nicht bereit bist, dich auf mein Wort zu verlassen.«
    »Schon gut, schon gut, du hältst es also für machbar. Wo führt der Abfluss hin?«
    »In die palasteigene Kanalisation, würde ich sagen. Ich will es nicht beschwören, aber ich habe einmal eine Karte mit der gesamten unterirdischen Anlage gesehen. Irgendwo dorthin müsste der Abfluss führen.«
    »Und die Kanalisation?«, fragte Henry. »Passe ich da durch?«
    Der Endolg schnaubte. »Ob du da durchpasst? Da könnte man ein rauschendes Fest drin feiern, wenn der Gestank nicht wäre. Das sind Riesengewölbe.«
    »Und was passiert, wenn ich keinen Weg nach draußen finde? Aus der Kanalisation raus?«
    »Jetzt mach aber mal halblang!«, sagte der Endolg. »Ich sage dir, wie wir hier rauskommen – willst du jetzt auch noch eine maßstabsgetreue Karte und eine Garantiebescheinigung mit Siegel?«
    »Entschuldige«, sagte Henry erneut.
    »Wenn es dir ein besseres Gefühl gibt, bleibe ich ganz dicht bei dir. Ich hab selber auch keine große Lust, den Kielratten über den Weg zu laufen.«
    »Da unten gibt es Kielratten?« Henry überlief ein Schauer.
     
    Er hatte erst ein einziges Mal eine Ratte gesehen, aber er hatte sie total gruselig gefunden.
    »Es heißt, sie seien so groß wie Pferde. Aber man muss ja nicht alles glauben.« Der Endolg begann, langsam die Wand hinunterzukriechen. »Mit etwas Glück bleiben sie uns erspart, aber wenn nicht, ist das doch immer noch besser, als hier drin zu verfaulen, oder?«
    »Ja«, sagte Henry unsicher.
    »Also, worauf wartest du dann? Hoch mit dem Gitter.«
    Henry ging zögernd in die Zellenmitte. Der Gestank kam ihm jetzt durchdringender vor und es roch auch nicht mehr nur nach Urin. Das Gitter war vom jahrelangen Gebrauch verdreckt und wies einige unangenehme Krusten auf. »Und du kriegst das wirklich nicht allein hoch?«
    »Auf gar keinen Fall. Endolgs sind klug, aber nicht allzu kräftig. Für dich sollte es kein Problem sein.«
    Henry starrte das Gitter an. »Ich hab keine Handschuhe.«
    »Das ist mal wieder typisch«, seufzte der Endolg. »Da leben zwanzig Millionen Leute im Reich und mich sperren sie mit einem Waschlappen zusammen.«
    Henry holte tief Luft, bückte sich, griff mit der bloßen Hand nach dem Gitter und zog daran. Es gab etwas nach und Henry sah, dass der Endolg Recht hatte – die Bodenplatte, in die es eingelassen war, bewegte sich mit. Aber ganz so einfach war es nicht.
    »Nimm beide Hände und pass auf«, schlug der Endolg vor.
    »Wie heißt du eigentlich?«, fragte Henry ihn ruhig.
    »Flapwazzle«, sagte der Endolg. »Warum?«
    »Halt die Klappe, Flapwazzle«, sagte Henry. Er nahm beide Hände und passte auf.
    »Versuch’s mit den Beinen«, sagte Flapwazzle. »Da hast du mehr Kraft als in den Armen.«
    Henry packte das Gitter und versuchte mit aller Kraft, die Beine durchzudrücken. Einen Moment lang war er schon sicher, dass sich nichts tat, dann kam die Platte problemlos hoch und knallte auf den Boden.
    Henry spähte in das übel riechende Loch darunter. »Da pass ich nie durch«, sagte er.
    »Ich gehe vor für den Fall, dass du stecken bleibst«, bot sich der Endolg an. »Dann gelingt wenigstens einem von uns die Flucht.«
     

Fünfundvierzig
     
    H enry stand vor einer unangenehmen Entscheidung. Er hatte keine Lust, kopfüber in einem engen Rohr stecken zu bleiben, erst recht nicht in diesem Pissloch. Aber wenn er mit den Füßen zuerst hineinkroch und nicht stecken blieb, dann musste er blind die ganze Strecke bis zur Kanalisation robben, immer hinter dem empfindlichen Flapwazzle her, der vielleicht irgendwann beschloss, sich einfach abzusetzen. Was also war besser – mit dem Kopf oder mit den Füßen voran ins Dunkle?
    »Nun mach schon!«, rief Flapwazzle, der sich bereits in das Rohr gestürzt hatte. »Ich kann hier nicht den ganzen Tag herumhängen – was meinst du, wie das hier stinkt.«
    Henry holte zum zweiten Mal an diesem Nachmittag tief Luft und stürzte sich kopfüber in die Öffnung.
    Und blieb stecken.
    »Quetsch

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