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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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dich durch«, riet Flapwazzle.
    Henry befolgte den Rat nur ungern. Noch kam er wieder hinaus an die vergleichsweise frische Luft der Zelle, aber je weiter er sich vorwärts schob, desto enger wurde es um ihn herum. Noch ein Stück weiter steckte er dann womöglich völlig fest. Und der Gestank war schon jetzt unerträglich. Henry konnte sich absolut nichts Schlimmeres vorstellen, als in diesem bekackten Horror-Rohr festzustecken und langsam zu verhungern.
    »Jetzt halt doch nicht immer die Luft an!«, wies Flapwazzle ihn an. »Du bist ja total aufgeblasen – kein Wunder, dass du festhängst.«
    »Es liegt an meinen Schultern!«, fauchte Henry in die stinkende Dunkelheit. »Meine Schultern hängen fest. Die sind nicht total aufgeblasen.« Dann atmete er aus und versuchte vorsichtig, sich vorwärts zu schieben. Er kam ein winziges Stück weiter, dann war wieder Schluss.
    Ihm war schon klar, dass er nicht genug Kraft einsetzte, jedenfalls nicht alle Kraft, die er hatte. Er hatte höllische Angst stecken zu bleiben, aber auf der anderen Seite hatte der Endolg Recht: Es brachte absolut überhaupt nichts, sich zurückzuquetschen und in einer dunklen Zelle zu verfaulen, weil man der Gnade einer verrückten Königin ausgeliefert war.
    Bei dem Gedanken an die Zelle fiel ihm etwas ein. »Ich könnte doch rasch noch die Kerze holen. Wir könnten hier unten gut ein bisschen Licht gebrauchen.«
    »Wenn du offenes Licht in die Kanalisation mitnimmst, geht das Methan hoch«, sagte Flapwazzle ruhig. »Reißt wahrscheinlich den halben Palast weg.«
    »Na schön«, sagte Henry genervt. Da er es nicht länger hinauszögern konnte, schob er sich mit aller Kraft vorwärts. Und blieb stecken, für immer stecken, verdammt, verloren, von den Faulgasen gewürgt, so gut wie tot in der Finsternis, aber auf einmal schoss er vorwärts wie ein Korken, der aus einer Flasche knallte, und stellte fest, dass er jetzt Ellbogenfreiheit hatte und sich langsam vorwärts winden konnte.
    »Hier unten wird es breiter«, sagte Flapwazzle aufmunternd.
    »Das hört man gern. Irgendeine Ahnung, wo es hingeht?« Henry hatte noch keinen halben Meter hinter sich gebracht und schon war die Dunkelheit so tief, dass man sie fast greifen konnte.
    »Folge einfach meiner Stimme«, sagte Flapwazzle. »Ich sag einfach immer was.«
    Henry runzelte die Stirn. »Kannst du im Dunkeln sehen?«
    »Nein, aber pfeifen«, sagte Flapwazzle zu seiner Verblüffung. »In den Tunnels wird es besser. Dort wächst ein lumineszierender Pilz, auf den Verkrustungen von du weißt schon was. Auch nicht sehr hell, aber die Augen gewöhnen sich dran.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Ich war hier schon mal.«
    Henry hätte gern gewusst, warum, aber bevor er ihn fragen konnte, sagte Flapwazzle: »Da wären wir. Jetzt geht’s um die Ecke, Henry.«
    Henry hatte es schon schmerzhaft erfahren. Er rieb sich den Kopf. Rechts von ihm war ein schwaches Glühen. Er krabbelte rasch darauf zu, und gerade als Flapwazzle »Achtung!« sagte, stürzte er anderthalb Meter tief in einen Tunnel.
    Er geriet mit dem Kopf unter Wasser – jedenfalls hoffte er, dass es sich um Wasser handelte – und kam keuchend und spuckend wieder hoch. Der Endolg hatte Recht: Der Tunnel war gewaltig. Henry konnte problemlos aufrecht stehen. Auch mit dem Pilz hatte Flapwazzle Recht: Er wuchs in widerlich grünen Flatschen oben im Gewölbe und verbreitete ein unheimliches Glühen, in dem Henry ein, zwei Meter weit sehen konnte.
    »Wo bist du?«, fragte er und lauschte dem fernen Echo seiner Worte.
    »Weiter vorn und ein Stück nach rechts«, sagte Flapwazzle. »Ich schwimme. Pass auf, dass du nicht auf mich trittst.«
    Henry spähte in die Dunkelheit. Irgendetwas Dunkles trieb vor ihm im Wasser, das entweder Flapwazzle oder etwas weit Unappetitlicheres war. »Und du bist sicher, dass du hier rausfindest?«
    »Ziemlich. Ich habe ein gutes Gedächtnis, was Pläne angeht. Und es gibt ja jede Menge Ausgänge aus dem Abwassersystem – Bäder, Toiletten, Gullys. Und wenn man die allesamt verfehlt, dann folgt man einfach der Fließrichtung und landet im Fluss. Das ganze Abwasser wird in den Fluss geleitet. Der uns wahrscheinlich ohnehin am schnellsten von diesem Biest wegbringt. Du kannst doch schwimmen, oder?«
    »Nicht besonders gut«, sagte Henry.
    »Hmm«, machte Flapwazzle nachdenklich. »Das könnte ein Problem werden, bevor wir beim Fluss ankommen.«
    Irgendetwas in seinem Tonfall ließ Henry stehen bleiben. »Wieso bevor wir

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