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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Fluss, die Insel, der Palast.
    Er warf einen Blick auf seine Gefährten. Blue natürlich. Die liebe Blue. Ohne sie hätte er das alles bestimmt gar nicht auf sich genommen. Er war im Planen nie so gut wie in der Ausführung gewesen und jetzt, wo er… jetzt, wo sein Va… und jetzt konnte er kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Es war allein Blue zu verdanken, dass sie überhaupt einen vernünftigen Plan hatten. Und es würde allein Blue zu verdanken sein, wenn sie dieses Durcheinander mit nur ein klein wenig Glück wieder in Ordnung brächten.
    Bei Blue war ein Zauberingenieur namens Ziggzagg – ein winziger, verhutzelter Waldelf mit braunen Augen und einem Vollbart, der ihn aussehen ließ wie ein kleines Waldtier, das aus einem Gebüsch hervorlugte. Ziggzagg besaß die technischen Fertigkeiten zum Durchdringen von Wänden.
    Pyrgus waren die knappen Erläuterungen zu hoch gewesen, Mr Fogarty hingegen hatte ihnen offensichtlich folgen können. Waldelfen waren offenbar in der Lage, sich phasenverschiebenderweise durch feste Oberflächen zu bewegen, sobald die dafür notwendigen Zauber eingerichtet waren, die Bereitstellung dieser Zauber aber musste durch Spezialisten vorgenommen werden. (Und die Testläufe waren grundsätzlich gefährlich, hatte Königin Kleopatra gewarnt. Es brauchte nur eine kleine Fehljustierung und man fand sich mitten in massivem Fels wieder und erstickte womöglich langsam und qualvoll.) Ziggzagg war einer dieser seltenen Spezialisten. Die notwendige Ausrüstung führte er in einem kleinen Rucksack mit sich.
    Zu ihrem Schutz wurden Ziggzagg, Blue und er von drei Soldaten der Waldelfen begleitet. Darunter befand sich zu Pyrgus’ heimlicher Freude auch Nymph.
    Mehr war an ihrem Trupp nicht dran. Sie hatten kurz erwogen, ihre Schlagkraft mit einer größeren Mannschaft zu erhöhen, aber Blue hatte das verworfen, ohne sich auch nur die Mühe zu machen, Pyrgus’ Rat einzuholen. Wie sie gesagt hatte, löste ein richtiggehender Angriff womöglich genau den Bürgerkrieg aus, dem sie erst vor wenigen Wochen nur knapp entgangen waren. Weit besser, einen möglichst kleinen Stoßtrupp loszuschicken, der sich lediglich darauf konzentrierte, ihren Vater zu befreien. Sobald man ihn Hairstreaks Einfluss entrissen hätte, konnten sie immer noch entscheiden, was als Nächstes geschehen sollte.
    Pyrgus hoffte, dass sie ihren Vater schnell fanden – die Operation basierte auf dem Überraschungsmoment. Aber er war sehr zuversichtlich, sich noch immer auf die Treue vieler Palastbewohner verlassen zu können. Wenn sie erst drinnen waren, würden sie alle auch Hilfe bekommen.
    Die Fähre zum Palast zu benutzen kam nicht infrage. Weder Blue noch er setzten viel Vertrauen in Maskeraden mit Illusionszaubern, und ohne diese waren ihre Gesichter viel zu bekannt, um sich der Insel offen nähern zu können. So kauerten sie knapp zweihundert Meter von der Amtsfurt flussabwärts zwischen Büscheln von Schilfgräsern.
    Pyrgus sah Nymph an. »Soll ich deine Königin beim Wort nehmen oder sollen wir uns lieber alle zum Schwimmen bereitmachen?«
    Nymph bedachte Pyrgus mit einem kühlen Blick, der nur durch ein angedeutetes Grinsen gemildert wurde. »Heute bleiben Eure Füße trocken, Kronprinz«, sagte sie. Immer redete sie so betont förmlich mit ihm, dass es fast spöttisch klang. Dabei hatte sie tolle Beine, wie die grünen Strumpfhosen deutlich zeigten, die zur Uniform der Waldsoldaten gehörten.
    Pyrgus richtete seinen Blick widerstrebend aufwärts. Nymph zog eine Art Netz aus ihrer Gürteltasche. Sie nahm es locker in beide Hände, dann warf sie es im Fluss aus, als wollte sie einen Fisch fangen. Aber irgendwo zwischen der Bewegung ihrer Hände und dem Berühren der Wasseroberfläche verwandelte sich das Netz in eine kleinere Version des floßartigen Transportmittels, das die Waldelfen oben auf ihren Straßen einsetzten. Es hätte sofort von der Strömung abgetrieben werden müssen, aber es bewegte sich nicht von der Stelle, als läge es vor Anker.
    Pyrgus blinzelte und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass er beeindruckt war. Die Waldelfen kamen ständig mit der nächsten Zaubertechnologie heraus, die er noch nie gesehen hatte.
    »Alle aufs Floß!«, zischte Nymph. »Damit ich uns verschleiern kann.«
    Sie hatte etwas an sich, das ihn an Blue erinnerte. Nicht dass sie einander ähnlich sahen, und älter war Nymph natürlich auch, aber jetzt, wo er sie schon ein bisschen besser kannte, fiel ihm auf, dass sie

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