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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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hatte die bewaffneten Wachen also auch gesehen.
    Blue wandte sich an den Zauberer. »Können Sie uns unsichtbar machen?«
    Ziggzagg zuckte die Schultern. »Ich bin Spezialist. Auf Unsichtbarkeit verstehe ich mich nicht.«
    Pyrgus fragte: »Was ist mit dieser Verschleierung? Lässt sie sich ausdehnen? Oder können wir mit dem Floß über den Strand fahren?«
    Es war Nymph, die antwortete. »Das Fahrzeug eignet sich nur für Gewässer. Und über seine Grenzen ausdehnen lässt sich die Verschleierung nicht.«
    Blue sah Pyrgus an. »Gibt es einen Flussarm, der uns dichter an die Mauern heranbringt?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Dann müssen wir den Strand riskieren«, sagte Blue nachdenklich.
    Nymph beendete die Überlegungen: »Wir Soldaten nehmen den Zauberer Ziggzagg und beschützen ihn, während er seine Arbeit macht. Ihr bleibt auf dem Fahrzeug, da ist es sicher. Wenn alles fertig ist, könnt ihr über den Strand laufen und zu uns stoßen.«
    Blue bedachte sie mit einem Blick, der Glas hätte zerspringen lassen. »Wir gehen alle zusammen hinüber. Zwei Überquerungen verdoppeln die Gefahr, gesehen zu werden. Es ist eine kurze Strecke und der Überhang wird uns schützen, sobald wir bei den Klippen sind.«
    Nymph wandte sich an Pyrgus. »Ist das Euer Wunsch, Kronprinz?«
    »Ja«, sagte Pyrgus prompt. Er schätzte Nymph wirklich, aber langjährige Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass man Blue besser nicht quer kam, wenn sie so drauf war.
     
    Der Plan war simpel. Sie warteten ab, bis die Wachen in eine andere Richtung schauten, und liefen dann los. Das Problem war, dass die Wachen nie gleichzeitig in eine andere Richtung schauten. Die einen sahen aufs Wasser hinaus, die anderen nach links oder nach rechts, aber immer gab es mindestens eine Wache, die zu dem schmalen Strand hinunterschaute. Sie trugen allesamt Palastuniform, aber Pyrgus war sich ganz sicher, dass es sich um Nachtelfen handelte: Sie hatten diese rastlose, paranoide Art, wegen der sie so hervorragende Wachhunde abgaben.
    Nach einer Weile sagte Nymph: »Wir brauchen ein Ablenkungsmanöver.« Sie sah zu Ziggzagg, der knapp nickte.
    »Was schwebt euch vor?«, fragte Blue. In Pyrgus’ Ohren klang es fast misstrauisch.
    Nymph zuckte die Achseln. Sie sah zur Wasserfläche hinüber. Der Fluss war hier besonders breit, aber am entfernteren Ufer waren die Ausläufer der Vorstadt immer noch zu sehen. Einige Häuser verfügten über eigene Stege und Privatboote.
    Ziggzagg hockte sich flink auf den Boden des Floßes und zupfte sein Gewand zurecht, damit die Knie bedeckt blieben. Er begann leise vor sich hin zu summen.
    »Was macht er da?«, fragte Pyrgus.
    »Was Zauberer eben so tun«, sagte Nymph. »Habt Ihr bei Hofe keine Summer?«
    Pyrgus wusste nicht einmal, was ein Summer im Zusammenhang mit Zauberei überhaupt war. Blue dagegen sagte: »Ein Illusionszauber, stimmt’s? Etwas in der Art.«
    Nymph sah sie fast anerkennend an. »Richtig. Etwas in der Art.«
    Eine der Wachen auf den Wällen brüllte plötzlich. Pyrgus sah genau in dem Moment hoch, als der Wachtposten auf etwas im Wasser zeigte. Sofort liefen die anderen Wachen zu ihm.
    »Was ist denn da?«, fragte Blue.
    »Ein Drache wahrscheinlich«, sagte Nymph. »Drachen macht er ganz gern. Oder eine Seeschlange, wegen des Wassers. Oder nackte Seejungfrauen vielleicht – er kann manchmal ganz schön anzüglich sein.« Sie warf einen liebevollen Blick zu Ziggzagg, dann bedachte sie Pyrgus mit einem neckischen Blick.
    »Auf geht’s«, sagte Blue verkniffen. Sie sah Ziggzagg an, wenn auch nicht gerade liebevoll. »Kann er auch im Laufen summen?«
    Ziggzagg machte eine abfällige Handbewegung.
    Sie brauchten keine Minute, um den schmalen Strand zu überwinden. Kaum waren sie im Schutz der Klippen, da hörte Ziggzagg zu summen auf. Er grinste Blue und Pyrgus an. »Einen riesigen Feuerball«, sagte er. »Einen riesigen Feuerball haben sie zu sehen bekommen – extrem hell. Er hinterlässt Spuren auf der Retina, genau wie ein echter. Ich glaube, die Jungs da oben sind Nächtlinge, also haben sie besonders lichtempfindliche Augen. Sie werden noch fünf Minuten lang Lichtpunkte sehen. Zeit genug, um reinzukommen.«
    Pyrgus sah ihn dankbar an. Es war viel wert, auf dieser Mission einen fähigen Zauberer dabeizuhaben. Allmählich glaubte er selbst daran, dass sie eine Chance hatten, an seinen Vater heranzukommen.
     

Neunundfünfzig
     
    » E s gibt Leute im Reich«, sagte Peach Blossom, »die nicht ruhen werden,

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